Handball Kopfwäsche des Trainers hilft dem ATV

Aldekerk · Handball-Regionalliga: Die Männer des TV Aldekerk bezwangen TSV Bonn mit 37:25 ( 18:12). Erfolgreichster Torschütze der Schürmann-Truppe war Jonas Mumme, der neun Tore aus dem Spielverlauf und vier von der Strafwurflinie erzielte.

 Der Aldekerker Jonas Mumme (Nr. 2) versucht, sich gegen den Bonner Fabian Struif durchzusetzen. Beobachtet wird der Zweikampf von Bruder Julian. Beide zusammen erzielten mehr als die Hälfte der Aldekerker Treffer.

Der Aldekerker Jonas Mumme (Nr. 2) versucht, sich gegen den Bonner Fabian Struif durchzusetzen. Beobachtet wird der Zweikampf von Bruder Julian. Beide zusammen erzielten mehr als die Hälfte der Aldekerker Treffer.

Foto: Seyb

Samstagabend am Nieukerker Slousenweg. Bestes Wetter bis in die Abendstunden hinein, um den Tag mit Freunden oder der Familie draußen zu verbringen. Doch die Anhänger des Aldekerker Regionalligisten bevorzugten anderes. Aus guter Gewohnheit machten sie sich auf den Weg in die Vogteihalle, um sich anderthalb Stunden lang von den Handballern von Trainer Achim Schürmann unterhalten zu lassen. Viele ließen sich dazu animieren. Wieder einmal in dieser Saison. Was vielleicht auch daher rührt, weil es bis zum Saisonende Anfang Mai nicht mehr viele Gelegenheiten geben wird, die Aldekerker Mannschaft in ihrer derzeitigen personellen Zusammensetzung Handball spielen zu sehen.

Bis auf die ersten zehn Minuten dominierte der ATV die Turn- und Spielvereinigung aus dem rechtsrheinischen Bonner Stadtteil Beuel. Mit 37:25 (18:12) bezwang der ATV die Gäste. Im Hinspiel hatte es noch anders ausgesehen. Seinerzeit bezog der TV Aldekerk die erste Saison-Niederlage nach bis dahin sechs Siegen und einem Unentschieden. Im Hallenheft erinnerte ATV-Spieler Karsten Wefers an diese Begegnung, die der TSV Bonn die Tabellenführung einbrachte. "Nach starker Anfangsphase, in der wir ein hohes Tempo gingen, kamen die Bonner immer besser ins Spiel und behielten in einer umkämpften Schlussphase den kühleren Kopf", schreibt Wefers.

Auch wenn beide Mannschaften gegenüber dem Hinspiel nicht mit ihrer stärksten Formation antreten konnten, wollten es die Aldekerker im Rückspiel so weit nicht kommen lassen. Leichter gesagt als getan. "Offenbar ist das eine Generationsfrage", vermutete ATV-Coach Schürmann, "unmittelbar vor dem Anpfiff nicken die Spieler brav und versichern, sich an die Absprachen zu halten, doch dann pfeifen die Schiedsrichter das Spiel an und vieles von dem Gesagten ist vergessen", führte Schürmann aus. Der Aldekerker Trainer nahm mit seiner Äußerung Bezug auf den Anfang des Spiels, als er sich nach eigener Aussage an die Begegnung in Bonn erinnert fühlte. Auf eine hauchdünne 7:6-Führung war der schon drei Tore betragende Vorsprung seines Teams bis auf einen kleinen Rest zusammengeschmolzen, das Spiel drohte zu kippen. Begründet durch eine wenig zupackende Aldekerker Abwehr und Unkonzentriertheiten im Passspiel. Eine Körpertäuschung der Bonner reichte meist, um ein scheunentorgroßes Loch in den Abwehrverbund der Gastgeber zu reißen. Zeit für Trainer Schürmann, den grünen Karton auf den Zeitnehmertisch zu pfeffern, um in der 60-sekündigen Auszeit seine Spieler wieder in die ursprünglich geplante Spur zu stellen. Die Anmerkung, dass das, wie schon häufiger geschehen, auch diesmal wunderbar funktionierte, erwiderte Schürmann schmunzelnd mit den Worten: "Zu irgendetwas muss der Trainer ja auch noch da sein."

Aus der Körpersprache des Trainers bei der Ansprache an seine Spieler zu schließen, dürften nette Worte kaum dabei gewesen sein. Jedenfalls erlebten die Zuschauer im Anschluss an die einseitig geführte Gesprächsrunde eine anders auftretende Aldekerker Mannschaft. Sie stellte sich jetzt den Bonner Angriffen mutiger entgegen, verleitete den Gegner zu Fehlern oder schlecht vorbereiteten Torabschlüssen und jonglierte in der Offensive den Ball in einem Tempo durch die Bonner Abwehrreihe, dass einem beim bloßen Zuschauen schwindelig werden konnte. Das Ergebnis der in Minutenschnelle vollzogenen Mutation des Aldekerker Spiels: zehn Minuten nach der Auszeit hatte der ATV das Ergebnis mit schnellem Umschaltspiel auf 15:9 gestellt. Jonas Mumme verwertete dabei alles, was ihm an der gegnerischen Kreislinie und der Strafwurflinie überantwortet wurde, Bruder Julian nagelte trotz einiger Fehlversuche mit kräftigem Armzug die Bälle aus dem Rückraum in die Bonner Maschen, und Janis Kempmann veredelte seine bekannte Schnelligkeit und Sprungkraft mit fein verwandelten Gegenstößen.

Am Ende hatte der TV Aldekerk den zusehends demoralisierten Bonner Handballern mit 37:25 das Fell über die Ohren gezogen. Und die ATV-Spieler schienen gut damit leben zu können, dass für den Sieg eine Kopfwäsche ihres Trainers nötig war. "Mein Ziel ist Platz zwei", sagte Schürmann. "Und das war nie anders", betonte er.

(RP)
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