Mit bewährter Kampfeslust

Felix Bruckmann konnte auf seiner Spezialstrecke, den 110-Meter-Hürden, niemand das Wasser reichen. In 13,91 Sekunden lief der 17-jährige Leichtathlet des Kevelaerer SV die schnellste Zeit seines Jahrgangs.

Es regnet, der Wind bläst die noch verbliebenen Blätter von den Sträuchern und Bäumen und verteilt sie über die Kunstoffanlage im Hülspark, die Temperatur bewegt sich im einstelligen Bereich. Feuchte Kälte schiebt sich unter die Klamotten. Herbstliche Verhältnisse, wie sie zu dieser Jahreszeit im Westen der Republik nicht ungewöhnlich sind. Den Leichtathleten des Kevelaerer SV bleibt an diesem Abend nichts weiter übrig, als den Kragen der Trainingsjacke höher zu schlagen und den ungemütlichen Bedingungen zu trotzen.

Bester seines Jahrgangs

Beseelt von dem verlockenden Ziel, zu den Höhepunkten auf nationaler und internationaler Ebene die beste Leistung zu zeigen. So wie es in diesem Jahr Felix Bruckmann (17) auf eindrucksvolle Weise vorgemacht hatte. Der Schützling von KSV-Coach Ludwig Klaassen bekommt in diesen Tagen mit der Veröffentlichung der Bestenliste des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV) schwarz auf weiß noch einmal aufgezeigt, was ihm in den zurückliegenden Monaten gelungen war. Bruckmann, dem über die 110-Meter-Hürden schon bei den deutschen Jugendmeisterschaften in Wattenscheid niemand ernsthaft das Wasser reichen konnte, thront auch über die gesamte Saison gesehen überlegen an der Spitze seiner Disziplin. 13,91 Sekunden weist die Bestenliste für den Bedburg-Hauer aus, Marco Gehring aus Cottbus rangiert mit 14,13 Sekunden auf Platz zwei.

Felix Bruckmann hat sich damit in den Notizbüchern der Bundestrainer längst einen Eintrag gesichert, reist quer durch die Republik zum Training des Hürdenkaders. Innerhalb des DLV zählt Bruckmann zu den Perspektiv-Athleten, denen eine rosige Zukunft beschienen sein kann, falls die Leistungskurve nicht unvorhergesehen einen Knick erhält.

Damit es so weit erst gar nicht kommt, steigt Felix Bruckmann selbst an Tagen, an denen ein Platz auf der heimischen Couch gemütlicher wäre, in den Zug, um von seinem Wohnort Bedburg-Hau nach Kevelaer zu fahren. Fünf Mal in der Woche für jeweils zwei Stunden Training, gleichgültig von welcher Seite sich die Dienst tuenden Wettermacher auch immer zeigen mögen. Niemand aus seiner Trainingsgruppe, der an diesem nasskalten Abend im Hülspark gewissenhaft seine Sprinteinheiten abspult, weiß so genau wie Bruckmann, wie groß der Lohn dafür ein paar Monate später sein kann. Für den Ausnahmeathleten auf der kurzen Hürdenstrecke wird es die erste Saison als A-Jugendlicher sein, in der gewöhnlich zunächst einmal kleinere Brötchen zur Verkostung anstehen. Bei ihm allerdings können diese Brötchen von durchaus stattlichem Format sein, wenn er sich für die U-20-Europameisterschaft in Hengelo qualifiziert.

Die nationale Konkurrenz, die sich ihm dabei gewissermaßen als zusätzliche Hürde in den Weg stellen wird, kennt Bruckmann mit Namen und Zeiten genau. Bange ist ihm vor keinem. „Der dritte von drei zu vergebenden Startplätzen ist möglich“, sagt er und gibt sich ähnlich kämpferisch wie vor den deutschen Jugendmeisterschaften in Wattenscheid. Das Ergebnis dieser Kampfeslust ist bekannt.

(RP)
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