Reitsport Mit Pferd, Pfeil und Bogen im Galopp

Wachtendonk · Berittenes Bogenschießen ist hierzulande eine exotische Sportart, die in Asien recht populär ist. Die 18-jährige Giulia Sales aus Wachtendonk fliegt morgen zu den "World Horseship Achery Championship" nach Südkorea.

Wenn Giulia Sales aufs Pferd steigt, nimmt sie Pfeil und Bogen mit. Ihren Kommilitonen an der Universität hat sie ihre Sportart erst einmal erklärt. "Viele können sich die Verbindung aus Bogenschießen und Reiten gar nicht vorstellen", sagt die 18-Jährige aus Wachtendonk. Dabei überlegt die UNESCO aktuell, ob das Reiterbogenschießen nicht ein schützenswertes Kulturgut ist.

In Korea ist das schon lange ein wichtiger Sport. Das ist ein Grund, warum Giulia Sales morgen in den Flieger steigt und nach Südkorea fliegt. Dort wird außerdem die "11. World Horseship Archery Championship" ausgetragen, ein Wettbewerb, zu dem sich berittene Bogenschützen aus aller Welt treffen. "Die Teilnehmer kommen aus Malaysia, China, Katar", zählt die Wachtendonkerin auf. Deutschland ist allerdings nur mit drei Teilnehmern vertreten, Giulia, ihr Vater Guido Will und ein Sportler aus Bayern, den sie von anderen Wettbewerben kennen.

Es ist das zweite internationale Turnier für die Wachtendonkerin. Das erste war 2013 in Frankreich, allerdings mit Teilnehmern aus den umliegenden Ländern. Auch wenn sie in Deutschland unter den Top Ten bei den Erwachsenen ist, große Hoffnungen auf eine vordere Platzierung macht sie sich nicht. Dafür blieb zu wenig Zeit fürs Training nach dem Wechsel von der Schule zur Uni. Aber das soll sich ändern. Ihr Trainingsort ist in der Eifel, dort wird die Sportart angeboten. Trainiert werden zwei unterschiedliche Disziplinen. Es gibt den ungarischen und den koreanischen Wettkampf. Beim ungarischen wird auf drei Scheiben in verschiedenen Distanzen geschossen. Dabei kommt es in erster Linie auf die Technik an. Giulia Sales favorisiert den koreanischen Wettkampf. "Reiten, schnell sein, treffen", fasst sie kurz und bündig zusammen. Zunächst wird auf eine Scheibe ein Pfeil gezielt geschossen, dann auf zwei, dann auf fünf Scheiben. Der kürzeste Abstand beträgt neun Meter. Es zählt auch die Zeit, die das Pferd gelaufen ist. Übrigens - die Sportart wird im rasanten Galopp ausgeführt. Die Disqualifikation ist denkbar einfach: Vom Pferd fallen.

In Südkorea wird sich Giulia Sales noch auf drei andere Disziplinen einlassen. Im "Masahee" werden kleine, stumpfe Pfeile auf fünf Scheiben geschossen, die dann zerspringen. Die größte Herausforderung stelle "Qabaq" dar, sagt die Wachtendonkerin und lächelt. Die Zielscheibe hängt über den Reitern. Eher ein Spiel sei "Mogu". Dabei erhält einer der drei berittenen Bogenschützen einen Ball. Die anderen haben Pfeile mit Farbe und versuchen, den Ball zu treffen.

Eine zusätzliche Herausforderung ist für Giulia und ihren Vater, dass sie auf fremden Pferden die Wettkämpfe bestreiten müssen. "Pferde nach Südkorea zu fliegen, das wäre zu aufwendig gewesen", sagt die Wachtendonkerin. Sie gibt aber gerne zu, dass sie Respekt davor hat, auf einem fremden Pferd im Galopp freihändig zu schießen. Direkt am ersten Tag ihrer Ankunft beim Wettbewerb werde es aber eine Pferdeauswahl geben. Möglichst schnell sollte das Pferd sein, hofft Giulia Sales.

Wenn sie in Südkorea ist, werden auch die Deutschen Meisterschaften der berittenen Bogenschützen ausgetragen. "Ich habe mich nicht qualifizieren können, weil mir der zweite Wertungslauf fehlte", sagt die Wachtendonkerin. Aber die Deutschen Meisterschaften 2016 hat sie schon im Visier. Erst einmal erfüllt sie sich ihren Traum vom Bogenschießen zu Pferde in Südkorea. Ihren Geburtstag feiert sie dann gleich auch noch in Asien, sogar ein paar Stunden früher, als wenn sie in Deutschland anstoßen würde.

(RP)
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