Sololauf eines Neulings

Robert Wilms bestritt vor einem Jahr seinen ersten Marathonlauf, in Kevelaer holte er sich gestern den ersten Sieg über die klassische Distanz. Schnellste Frau war Mareen Hufe vom TV Voerde.

In aller Stille genoss Robert Wilms die ungewohnte Rolle. Mit dem Honigkuchen in der Hand blickte er auf die in zarte Sonnenstrahlen getauchte Zielgerade. Athleten suchte er vergebens. Zu dominant, zu kraftvoll für seine Konkurrenz hatte er seine Arbeit zu diesem Zeitpunkt schon erledigt. Der Läufer aus dem Sauerland gewann gestern die neunte Auflage des Kevelaer-Marathons und trug sich mit einer Zeit von 2:53:08 Stunden erstmals in die Siegerliste des vom LLG Kevelaer veranstalteten Laufevents ein.

Husarenritt

Ohnehin war so vieles, was Robert Wilms während seines Husarenritts über den 42,195 Kilometer langen Rundkurs erlebte, Neuland für ihn. Erst im letzten Jahr lief er seinen ersten Marathon. "Das hier in Kevelaer war erst mein zweiter. Dafür ist es hervorragend gelaufen", strahlte Wilms. Sei's der Unerfahrenheit gescholtener Leichtsinn oder einfach nur Vertrauen in die eigene Stärke – der Athlet startete den Kevelaer-Marathon, als gäbe es kein Morgen.

Schon auf den ersten Metern entfernte er sich aus der Läufertraube und machte sich auf den Weg zu einem einsamen Rennen. Runde für Runde bemühte sich Wilms, das Tempo konstant zu halten und schraubte erst zum Schluss die Drehzahl herunter. Burkhard Schrage, Athlet von Marathon Soest und erster Verfolger des Spitzenläufers, sah erst in der vorletzten Runde die Silhouette von Robert Wilms. "Doch dann ist er wieder weggezogen", beschrieb Schrage, der dennoch mit einer Zeit von 3:00:28 Stunden überglücklich die Ziellinie überquerte. Zweihundert Meter vor dem Ende hatte er mehr mit sich als mit seinem Gegner zu kämpfen: "Ich habe einen Krampf bekommen und musste eine Pause von fünf, sechs Minuten einlegen." Schrage ließ sich behandeln, um sich dann mit letzten Kräften ins Ziel nahe der Jugendherberge zu schleppen.

Weitaus offener gestaltete sich der Kampf um den letzten verbliebenen Platz auf dem Siegertreppchen. Dabei war es Michael Piechocki, der von Platz 13 nach den ersten sechs Kilometern auf Rang drei lief: "Erst im Ziel hat mir meine Frau erzählt, dass ich Dritter geworden bin", staunte Piechocki nach dem Motto "unverhofft kommt oft". Sein Geheimrezept: "In den letzten Wochen bin ich täglich 30 Kilometer mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren, um mich fit zu halten."

Die schnellste Frau kam nach 3:18:55 Stunden ins Ziel und freute sich über unverhoffte Unterstützung. Mareen Hufe vom Triminators TV Voerde hatte zwei Tempomacher an ihrer Seite und berichtete glücklich: "Erst in der letzten Dezemberwoche bin durch Absagen nachgerückt. Ein großes Lob an die Veranstalter." Auf Rang zwei landete Sybille Möllensiep nach einem konstanten Lauf, dahinter eine mit letzter Kraft über die Linie stürzende Barbara Jedras.

(RP)
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