Fußball Spannung, Drama und Tragik: Eine Saison in 34 Akten

Gelderland · Die fünf Bezirksliga-Teams aus dem Gelderland haben in der zurückliegenden Fußball-Saison alles gegeben. Ärger, Trauer, Wut und Freude lagen dicht beisammen. Vier Teams schwammen ans sichere Ufer, eine Mannschaft ging unter.

 Auf der Zielgeraden hat es der SV Sevelen doch noch geschafft. Im letzten Saisonspiel gegen die TSF Bracht wurde der Klassenerhalt eingetütet. Coach Thorsten Fronhoffs (r.) bekam nach dem Abpfiff die obligatorische "Siegerdusche".

Auf der Zielgeraden hat es der SV Sevelen doch noch geschafft. Im letzten Saisonspiel gegen die TSF Bracht wurde der Klassenerhalt eingetütet. Coach Thorsten Fronhoffs (r.) bekam nach dem Abpfiff die obligatorische "Siegerdusche".

Foto: Seybert

34 Spieltage liegen nun hinter den Bezirksliga-Teams aus dem Gelderland, die in der Saison 2015/2016 an den Start gegangen waren. Derzeit laufen die Vorbereitungen für die neue Saison auch schon auf Hochtouren. Zeit, um noch einmal zurückzublicken.

Zwei Teams gingen als Aufsteiger ins Rennen. Während man beim SV Walbeck, der mit Jan Schröers einen neuen Trainer bekommen hatte, vor dem Saisonstart noch nicht so recht wusste, wo die Mannschaft steht, galt der GSV Geldern bei vielen schon als heißer Kandidat für Höheres. Davon wollte GSV-Coach Peter Streutgens damals aber noch nichts wissen. "Wir schauen mal, was für uns herausspringt", hatte er damals gesagt, und sollte auch recht behalten. Den Auftakt in die Spielzeit hatte sich die teils hochklassig besetzte Elf nämlich ganz anders vorgestellt. Den ersten Dreier feierte Geldern erst am 9. Spieltag gegen Lokalrivale Sportfreunde Broekhuysen. Danach war der Knoten aber geplatzt.

 Eine Saison lang hörte der SV Walbeck auf das Kommando von Coach Jan Schröers (2. v. r.). Trotz einiger Wackler sicherte sich die Mannschaft vorzeitig den Liga-Verbleib. Schröers gab seinen Trainerposten nach Saisonende berufsbedingt ab.

Eine Saison lang hörte der SV Walbeck auf das Kommando von Coach Jan Schröers (2. v. r.). Trotz einiger Wackler sicherte sich die Mannschaft vorzeitig den Liga-Verbleib. Schröers gab seinen Trainerposten nach Saisonende berufsbedingt ab.

Foto: Seybert

Eine Erfolgsserie von 27 Punkten aus zehn Spielen folgte - und sollte, wie sich spätestens in der Rückrunde herausstellte, goldwert sein. Denn im zweiten Saisonabschnitt lief es für das Streutgens-Team nicht mehr so rund. Viele Verletzungen summierten sich, die dafür sorgten, dass das Gelderner Lazarett ständig gut besucht war.

Obwohl das Saisonziel von mindestens 50 Punkten nicht erreicht wurde, hat es für den GSV letztlich zum siebten Platz gereicht, was gleichzeitig bedeutete, dass die Mannschaft den "Titel" des besten Bezirksligist aus dem Kreis Kleve feiern durfte. Die Saison des Aufsteigers SV Walbeck war hingegen von ständigen Aufs und Abs geprägt. Zunächst hatte sich Coach Jan Schröers erst einmal auf die Fahnen geschrieben, die taktische Ausrichtung zu verändern. Schröers forderte weniger Defensive, dafür mehr Zug nach vorn und ein schnelleres Umschaltspiel. Nach dem Auftaktsieg gegen Broekhuysen war dann punktetechnisch aber erst einmal Ebbe angesagt. Obwohl die Walbecker teils ansehnlich und gut spielten, leisteten sie sich auf der anderen Seite aber auch viele unnötige Fehler und damit einhergehende Niederlagen. Ähnliches Bild dann auch in der Rückserie. Nach schwierigem Start raffte sich Walbeck auf und schlug am 24. Spieltag den haushohen Favoriten ASV Süchteln. Trotz der teilweisen Inkonstanz rutschte die Schröers-Elf nie auf einen direkten Abstiegsplatz und sicherte den Klassenerhalt bereits frühzeitig. Zum Abschluss gab's dann noch einmal einen 2:0-Sieg gegen den GSV Geldern. Anschließend wurde Coach Schröers verabschiedet, der nun eine berufsbedingte Pause einlegen wird. John Hesen vom Ligakonkurrenten SC Waldniel hält in der neuen Saison das Zepter am Bergsteg in der Hand.

Einen Abschied gab es auch bei den Sportfreunden Broekhuysen. Nach fünf Jahren hatte sich Spielertrainer Marc Kersjes dazu entschlossen, eine neue Herausforderung beim FC Aldekerk anzunehmen. Doch zuvor wollte der 37-Jährige noch den Klassenerhalt mit seinem Team schaffen. Daraus wurde dann aber doch nichts. Nach dem Aus in der Landesliga in der Saison zuvor musste die Mannschaft den zweiten Abstieg in Folge hinnehmen. Die Ergebnisse aus der Hinrunde spielten dabei eine große Rolle. Die Abgänge von Fabian Göckler, Erdi Ezer und Holger Jansen wogen besonders schwer und mussten erst einmal kompensiert werden. Großes Manko der Sportfreunde: die mangelnde und teilweise haarsträubende Chancenverwertung. In diesem Punkt musste auch Coach Kersjes klein beigeben. "Sowas kann man nur schwer trainieren", sagte er. Viele Spiele und wichtige Punkte wurden aufgrund der Abschlussschwäche verspielt. Wer aber regelmäßig die Partien der Sportfreunde beobachtet hatte, dem fiel auch auf, dass die Mannschaft in dieser Saison besonders viel Pech an den Schuhen kleben hatte. Broekhuysens neuer Spielertrainer, Sebastian Clarke, hofft nun darauf, dass er mit seiner Mannschaft in der neuen Saison der Kreisliga A wieder ein Wörtchen mitreden kann.

Ein gewichtiges Wort sprachen auch die Spieler des TSV Wachtendonk-Wankum. Jedoch begann die Saison auch beim TSV mit Misserfolgen. In den ersten sieben Spielen standen fünf Niederlagen zu Buche. Der Derbysieg gegen den GSV Geldern am achten Spieltag avancierte schließlich zur Initialzündung. Neben anderen machten Michael Funken und Tim Harmes genau das, was von ihnen erwartet wurde. Harmes glänzte in vielen Partien als cleverer Spielmacher, Funken als abgezockter Torjäger.

Nach dem wichtigen Sieg gegen Geldern heimste die Elf von Trainer Wilfried Steeger noch weitere 19 Punkte ein. Ein gesicherter Platz im Tabellenmittelfeld war fest gebucht. Als Harmes zur Winterpause dann für längere Zeit ins Ausland reiste, musste der TSV die Lücke im Mittelfeld zunächst einmal schließen - was auch gelang. Die Wachtendonker ließen sich trotz einiger Patzer nicht mehr davon abbringen, einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen. Am Ende sprang schließlich Rang acht heraus.

Den dramatischen Höhepunkt setzte der SV Sevelen. Durch den umjubelten 2:1-Sieg gegen die TSF Bracht am letzten Spieltag feierte die Mannschaft auf der Zielgeraden den Klassenerhalt. Ohnehin ging es bei den Sevelenern in dieser Saison ständig ordentlich zur Sache. Die Hinrunde absolvierte das Team noch unter Chefcoach Achim Apitzsch. Doch so wie gewünscht, verlief Durchgang eins nicht. Teilweise musste Sevelen enorm hohe Klatschen einstecken, so wie das 0:7 gegen Tönisberg oder das 0:5 gegen Waldniel. Nach einigen Aus und Abs überwinterte Sevelen auf dem Abstiegs-Relegationsplatz (Rang 15), was den Verein unter anderem dazu bewog, die Reißleine zu ziehen und Apitzsch zu entlassen.

Mit Elan ging Nachfolger Stephan Lingen ins Rennen. Ziel war es, die Elf wieder zu festigen und für die nötigen Erfolgserlebnisse zu sorgen. Und der Auftakt in die Rückrunde gestaltete sich auch vielversprechend. Zwei Siege und neues Selbstbewusstsein waren das Resultat. Doch die gute Laune wich schnell. Bis zum 29. Spieltag folgten wieder teils hohe Niederlagen, so wie gegen Walbeck, Hüls und Süchteln, was den Vereinsvorstand erneut dazu bewog, einen weiteren Trainerwechsel durchzuführen.

Ein neuer Mann, der am Koetherdyck kein Unbekannter ist, war auch schnell gefunden. Beim Spiel gegen die SGE Bedburg-Hau stand Thorsten Fronhoffs, der während des laufenden Saisonbetriebs vom A-Ligisten Viktoria Winnekendonk nach Sevelen zurückgekehrt war, zum ersten Mal als neuer Cheftrainer an der Seitenlinie. Und wie sich herausstellte, brachte der Trainerwechsel eine Menge neuen Schwung mit sich. Bis zum Saisonende verlor Sevelen kein einziges Spiel mehr, raffte sich auf, schöpfte neuen Mut und feierte den Klassenerhalt.

Auch in der neuen Saison wird es wieder heiß her gehen. Ein dramatisches Saisonende wäre wieder wünschenswert. Schade nur, dass die fünf Gelderland-Teams in zwei Gruppen antreten müssen. Packende Lokalderbys haben dann eher Seltenheitswert.

(RP)
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