Fußball Spielgemeinschaften gegen Kicker-Mangel

Kreis Kleve · Der Fußball-Kreis Kleve/Geldern verzeichnet einen Negativrekord in Sachen Abmeldungen. Der Trend soll unbedingt gestoppt werden.

Holger Tripp, Vorsitzender des Kreisfußball-Ausschusses Kleve/Geldern, klingt nicht gerade begeistert, wenn er auf die Zahl der Abmeldungen von Senioren-Mannschaften in der laufenden Saison angesprochen wird. "Ich bin mir sehr sicher, dass wir schon zum jetzigen Zeitpunkt einen Rekord erreicht haben", sagt er. Und über diese Bestmarke freut er sich ganz bestimmt nicht.

Angefangen hat es mit dem Rückzug von Rheinwacht Erfgen in der Kreisliga A, noch bevor am ersten Spieltag gegen den Ball getreten wurde. Ebenfalls vor dem ersten Spiel zogen sich der SSV Louisendorf II und der SV Herongen IV zurück. Der Kevelaerer SV III, der vor gut zwei Wochen aus der Kreisliga C, Gruppe 4, gestrichen wurde, ist bislang das Ende der Fahnenstange. Und eigentlich immer heißt der Grund: Spielermangel.

Jean Kamps, Fußballobmann des Kevelaerer SV, verteidigt den Schritt, die Dritte des KSV aus dem Spielbetrieb genommen zu haben: "Wir konnten schon einmal nicht antreten, beim dritten Mal wird das Team vom Verband aus der Wertung genommen. Bei der Witterung, die zum Rückrundenauftakt herrscht, ist abzusehen, dass das mit unserer dritten Mannschaft passieren kann."

Aber auch den Rückzug von Vereinsseite gibt es nicht umsonst. 100 Euro Ordnungsgeld muss der KSV dafür berappen. Je höher die Spielklasse, desto höher der Satz. In den Augen von Holger Tripp ist der nicht-finanzielle Schaden für den Verein aber noch größer: "Mit jedem Rückzug einer Mannschaft gehen einem Verein viele Spieler verloren, und das in der Regel langfristig."

Der Kreis-Funktionär gibt die Hoffnung nicht auf, die traurige Entwicklung stoppen zu können. Deshalb wird er nicht müde, für Spielgemeinschaften zu werben. In seinen Augen liegen die Vorteile auf der Hand: "Wenn zwei Vereine Probleme haben, eine weitere Mannschaft zu stellen, müssen sich die Verantwortlichen doch nur umschauen. Es gibt Klubs, die die gleichen Probleme haben, und oft liegen sie gar nicht weit weg."

Ein Beispiel zeigt ein Blick auf die neben stehende Grafik. Theoretisch hätten die SGE Bedburg-Hau und der SSV Louisendorf zum Saisonbeginn eine Spielgemeinschaft in der Kreisliga C, Gruppe 2, bilden können. Rund sieben Kilometer trennen die Platzanlagen in Hasselt und Louisendorf. Mag sein, dass diese Entfernung dem einen oder anderen Fußballfreund schon zu weit ist.

Dass die gemeinsache Sache auf dem Spielfeld funktionieren kann, zeigt die Spielgemeinschaft der DJK Mehr/Niel und der Sportfreunde Wyler/Zyfflich. Für die kleinen Vereine aus dem Norden wäre es ein Ding der Unmöglichkeit, jeweils ein eigenes Seniorenteam zu stellen. Dabei sind die Vereine von Platz zu Platz rund neun Kilometer voneinander entfernt.

Tripp erwähnt auch die zu Beginn dieser Saison neu gegründete Gemeinschaft der Spvgg. Kessel und der DJK Hommersum/Hassum. "Für die Zukunft wünsche ich mir noch mehr solcher Spielgemeinschaften", erklärt der Ausschuss-Vorsitzende. Warum gibt es, trotz der offensichtlich großen Not, elf Mann plus ein paar Reservisten auf die Beine stellen zu können, so wenig Nachbarschaftshilfe untereinander ? Für Tripp liegt die Ursache nicht im Konkurrenzdenken von Lokalrivalen, die sich nicht leiden können. "Ich glaube eher", sagt der Funktionär, "dass die Verantwortlichen der Vereine manchmal gar nicht wissen, dass es diese Möglichkeit gibt. Oder es wird vermutet, dass der bürokratische Aufwand dafür zu hoch ist."

Tripp entschärft diese Vermutung selbst: "Es ist eine DIN-A4-Seite, die auszufüllen ist. Es braucht keine neuen Spielerpässe, jeder behält das Spielrecht für seinen alten Verein, und die SG endet mit dem Saisonende automatisch." Seitens des Fußballkreises, der die Gemeinschaften genehmigen muss, sei auch kein Veto zu erwarten, verspricht Tripp. Jetzt müssen die betroffenen Kicker nur noch den Ball aufnehmen, damit dieser in der Saison 2015/16 wieder in komplett besetzten Ligen rollen kann.

(buer)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort