Fußball SVS springt nicht hoch genug

Drei Tore auf dem Kunstrasen in Wuppertal reichten dem SV Straelen nicht, um mit einem Sieg in die Rückrunde zu starten. Der Fußball-Niederrheinligist unterlag bei der Reserve des WSV 3:4 und büßte Platz zehn ein.

Es war eine von vielen Szenen, die Straelens Trainer Holger Gässler nach der Partie auf die Palme brachte. Die Niederrheinligapartie zwischen dem SVS und dem Wuppertaler SV Borussia II war bereits mehr als 90 Minuten alt, als Sebastian Clarke noch einmal ziemlich ungehindert Richtung gegnerisches Tor marschierte. Eigentlich macht er in dieser Szene alles richtig, bindet zwei Abwehrspieler an sich und hat somit praktisch die freie Wahl, nach rechts oder – in diesem Fall besser – nach links abzuspielen. Drei seiner Teamkollegen waren mitgelaufen und hatten so eine Überzahl erzeugt.

Doch der Ball landete schließlich beim Gegner, weil Clarke es eben lieber selbst versuchte, statt den Pass zu spielen. Das war die letzte Straelener Aktion in diesem Spiel. "Ich bin mir sicher, dass wir den Ausgleich noch erzielt hätten", sagte Gässler später entsprechend angefressen, der zu diesem Zeitpunkt aber längst schon von der Tribüne aus zusah, weil ihn Schiedsrichter André Berger aufgrund von verbalen Äußerungen rund zehn Minuten vor Schluss von der Seitenlinie verwiesen hatte. "Ein einfaches Abspiel hätte gereicht."

Clarke vergibt Elfmeter

Vielleicht hätte es das. Das hätte dann das 4:4 beedeutet, ein in der Summe schmeichelhaftes zwar, aber doch ein erkämpftes – in einem unterhaltsamen Spiel, das beim Stand von 4:1 eigentlich schon entschieden schien. Aber ein Punkt war Straelen nicht vergönnt, stattdessen stand die Mannschaft trotz drei Treffern mit leeren Händen da. Und die Spieler letztlich mit hängenden Köpfen, weil sie zwar alles gegeben hatten, in den entscheidenden Momenten aber eben nicht auf der Höhe des Geschehens waren.

Insbesondere zu Beginn beider Halbzeiten, als die gesamte Hintermannschaft jeweils für fünf Minuten noch in kollektivem Tiefschlaf versunken schien, und der Ball sehr zum Ärger des Trainers beide Male gleich doppelt im Netz zappelte. Ausgerechnet Torhüter Marian Gbur, der im Laufe der Partie einige wichtige Wuppertaler Schüsse parierte, hatte das 0:1 selbst eingeleitet. Sein zu kurz geratener Abschlag fiel Stürmer Daniel Keita-Ruel direkt vor die Füße, der sich für diese Einladung zum Toreschießen mit einem zielgenauen Lupfer bedankte. Direkt im Anschluss erhöhte Benedikt Schröder per Kopfball nach einer Ecke zum 2:0 – einer umstrittenen allerdings, weil die Straelener Seite ein vermeintliches Foul an Abwehrspieler Marc Linssen monierte. Der Pfiff des Unparteiischen aber blieb aus – und Straelens Hoffnungen auf einen guten Rückrundenstart waren zunächst einmal gen Null gesunken.

Doch im Gegensatz zur Abwehr, die über die gesamte Begegnung hinweg teils mit großen Abstimmungsproblemen zu kämpfen hatte, kamen die Grün-Gelben im Spiel nach vorne besser zurecht. Auffälligster Akteur war Sebastian Clarke, der gestern so etwas wie die Schaltzentrale im Offensivspiel war, weil er seine Nebenleute mehrfach in Szene setzte oder aber – wie beim 2:1-Anschlusstreffer – selbst zum Torerfolg kam. Der ruhende Ball wurde allerdings auch ihm zum Verhängnis. Nach einem Foul an Philipp Brouwers, der sich dank eines schnellen Antritts auf der rechten Seite bis in den Strafraum durchgetankt hatte, entschied André Berger kurz vor der Pause auf Strafstoß, den Clarke aber weit über das Wuppertaler Tor platzierte – und er somit leichtfertig die Chance zum Ausgleich vergab.

Spiegelbild der ersten Hälfte

Denn die zweite Hälfte war dann das Spiegelbild der ersten. Wieder nutzte der WSV in Person von Benedikt Schröder die Stellungsfehler der Straelener Hintermannschaft, die immer dann ins Schwimmen geriet, wenn die technisch versierten Wuppertaler mit schnellen Angriffen für Konfusion sorgten. Mit seinem zweiten und dritten Treffer baute Schröder die Führung auf 4:1 aus sorgte und sorgte nach 52 Minuten für die vermeintliche Vorentscheidung.

Allerdings gab sich der SV Straelen auch in dieser Situation nicht geschlagen. Praktisch im Gegenzug zum 4:1 verkürzte Julian Rode mit einem Direktschuss und nach einer Flanke von Sebastian Clarke auf 2:4. Und in der 89. Minute stand es plötzlich sogar nur noch 3:4, nachdem Philipp Brouwers sich den Ball im Wuppertaler Strafraum geangelt und im Tor untergebracht hatte. Doch zu mehr reichte es nicht mehr, "und das ärgert mich schon maßlos", sagte Gässler. "Denn wir hätten hier heute ganz bestimmt nicht verlieren müssen. An allen Wuppertaler Treffern haben wir irgendwie mitgewirkt."

(RP)
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