Handball TV Aldekerk kann Super-GAU drohen

Aldekerk · Handball-Regionalligist TV Aldekerk empfängt heute den Bergischen HC II. Beide sind im Kampf um den Klassenerhalt auf jeden Punkt angewiesen. Sollte Aldekerks Erste absteigen, müsste die Zweite ihren Platz in der Oberliga regelgemäß räumen.

 Konzentration ist gefordert - auf dem Spielfeld und während der Auszeit. ATV-Coach Matthias Sommer (2.v.r.) unternimmt viel, um seine verunsicherten Spieler in die Spur zu bekommen.

Konzentration ist gefordert - auf dem Spielfeld und während der Auszeit. ATV-Coach Matthias Sommer (2.v.r.) unternimmt viel, um seine verunsicherten Spieler in die Spur zu bekommen.

Foto: Spütz

Ein Jahrzehnt lang lockte der Privatsender RTL mit dem "Domino Day" Millionen Zuschauer vor die Bildschirme. Das recht simple Prinzip der Show: ein Stein kippt um und nach ihm bis zu vier Millionen weitere Klötzchen. Ein faszinierendes Schauspiel einer bewusst inszenierten Kettenreaktion.

Das, was sich derzeit am sportlichen Horizont des Aldekerker Männerhandballs zusammenbraut, hat ebenfalls etwas von einer Kettenreaktion. Eine allerdings, die nichts von Faszination hätte, vielmehr einer sportlichen Tragödie gleichkäme. Müssten die Regionalliga-Handballer des ATV als einer von drei Absteigern den Gang in die Oberliga antreten, würden sie ihre dort spielende zweite Mannschaft mit ins Verderben reißen.

Die Mannschaft von Trainer Nils Wallrath, die die vergangene Saison mit der Verbandsliga-Meisterschaft krönte und der der umjubelte Aufstieg in die fünfthöchste Spielklasse gelang, müsste nach dem Regelwerk des Handballverbandes Niederrhein (HVN) ihren Platz in der Oberliga für die von oben kommende erste Mannschaft zwangsweise räumen. Für Peter Monschau, Männerwart des HVN, gibt es da keine unterschiedlichen Meinungen. "Zwei Mannschaften eines Vereins in einer Gruppe sind unzulässig. Dann muss die zweite Mannschaft zwangsabsteigen", erklärt Monschau auf Nachfrage. Und da die Oberliga Niederrhein nur aus einer Gruppe besteht, dürften in ihr nicht gleichzeitig die erste und zweite Mannschaft des TV Aldekerk Platz finden. Da spielt es auch keine Rolle, wie sehr ein möglicher Zwangsabstieg die davon betroffene zweite Aldekerker Männer-Mannschaft nach einer bisher bärenstark absolvierten Saison ins Herz treffen würde. Ausnahmen dieser Regel gibt es keine.

Die Verantwortlichen des Aldekerker Männer-Handballs wissen um diese Kettenreaktion, die ein Abstieg der ersten Mannschaft in Gang setzen würde. Sie verschließen vor einem solchen Szenario nicht die Augen, begegnen dem Ganzen aber ruhig und gelassen - äußerlich jedenfalls. Sie beschwören die trotz der einschneidenden personellen Ausfälle immer noch vorhandene sportliche Qualität des Regionalliga-Teams, die ausreichen sollte, um die für den Klassenerhalt notwendigen Punkte zu holen - siehe Interview mit ATV-Obmann Tobias Culm. Dazu müssen die Aldekerker drei Mannschaften hinter sich lassen, was Culm seiner Mannschaft zutraut, ohne die Aufgabe leicht zu reden.

Und weil die Aufgabe Klassenerhalt einem Tanz auf der Rasierklinge gleichkommen dürfte, werden sich die Aldekerker nach ihrem indiskutablen Auftritt bei der HSG Siebengebirge heute Abend vor eigenem Publikum von einer gänzlich anderen Seite präsentieren müssen. Gast ist das U23-Team des Zweitliga-Tabellenführers Bergischer HC, das noch zwei Punkte schlechter gestellt ist als der ATV. "Das ist ein Vier-Punkte-Spiel", sagt ATV-Trainer Matthias Sommer, der gemeinsam mit seinen Spielern darauf setzt, dass die Aldekerker Anhänger heute Abend ihnen den Rücken stärken.

Mit zum Aldekerker RegionalligaKader gehört ab sofort Christopher Tebyl, der bei der 30:40-Klatsche am vergangenen Wochenende bei der HSG Siebengebirge schon ein Lichtblick in einem ansonsten finsteren Mannschaftsumfeld war. Es ist auch nicht so sehr das Ergebnis, das ATV-Coach Sommer im Rückblick auf dieses Spiel in Königswinter aufstößt. Geärgert habe ihn die Art und Weise, wie seine Jungs das Spiel bestritten hätten. "Wir bekommen unsere Leistung nicht auf die Platte. Doch dann muss man versuchen, mit Willen Berge zu versetzen", sagt der Aldekerker Trainer, der auf Grund der personellen Lage darauf angewiesen ist, dass ein angeschlagener Matome Rampyapedi, dessen entzündete Patellasehne eigentlich Ruhe verlangen würde, sich in den Dienst der Mannschaft stellt und hilft, wenn er gebraucht würde. Sommer: "Wenn wir uns den Luxus erlauben könnten, auf ihn zu verzichten, würden wir das tun."

Eine weitere Ergänzung erfährt der Aldekerker Kader ab sofort auch wieder durch Keeper Florian Lindenau, der sich durch seine Spiele in der zweiten Mannschaft die zwischenzeitlich eingebüßte Leistungsstabilität zurückgeholt hat und mit seiner Erfahrung und Qualität an guten Tagen zu einem wichtigen Baustein auf dem beschwerlichen Weg der Aldekerker in Richtung Klassenerhalt werden könnte. "Flo ist ein Supertyp, er ist immer ein Bestandteil der Mannschaft gewesen, war vielleicht nicht immer in der Saison mit dem nötigen Fortune gesegnet", sagt Sommer.

Der Aldekerker Coach ist davon überzeugt ist, dass seine Spieler den Druck, das Spiel gegen einen Mitkonkurrenten um den Klassenerhalt gewinnen zu müssen, ausblenden können und den Kopf frei bekommen, um nach 60 Minuten einen Sieg zu feiern.

Info Das Spiel zwischen dem ATV und dem Bergischen HC II wird heute Abend in der Vogteihalle ausgetragen. Anwurf ist um 19.30 Uhr.

(RP)
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