Leichtathletik Unverwechselbarer Marathon

Leichtathletik · Die LLG Kevelaer richtet Sonntag zum zehnten Mal den Winter-Marathon aus. Die Entscheidung des Jubiläumslaufs fällt auf einem sechs Kilometer langen Rundkurs. Start, Ziel und Wendepunkt sind auf dem Michelsweg.

 Morgen um 10 Uhr greift Kevelaers Bürgermeister Axel Stibi zum Startrevolver und schickt den Läuferpulk auf die Strecke rund um die Jugendherberge in Schravelen.

Morgen um 10 Uhr greift Kevelaers Bürgermeister Axel Stibi zum Startrevolver und schickt den Läuferpulk auf die Strecke rund um die Jugendherberge in Schravelen.

Foto: Gerhard Seybert

Offenbar muss man als Verein klein, fein und überschaubar strukturiert sein, um vor jetzt ziemlich genau zehn Jahren eine kleine, wohl überlegte und auf die personellen wie örtlichen Gegebenheiten bestens abgestimmte Veranstaltung zu präsentieren. Wir waren zwar bei der Gründungsveranstaltung nicht zugegen, können es uns aber ausmalen, wie die Mitglieder der LLG Kevelaer an einem Konzept tüftelten, das in vielerlei Hinsicht passen sollte.

Der Verein, der in der überwiegenden Zahl aktive Mitglieder beheimatet, hat sich den Laufstrecken verschrieben, die gerne über die Marathondistanz hinausführen dürfen. Der Edelbegriff für diese sehr besondere Spezies von Sportlern lautet Ultra-Langstreckler. Bei Distanzen von bis zu 100 Kilometern oder von mehreren Stunden fühlen sich diese Läufer wohl, tauchen dabei ein in die bisweilen mystische Welt der Endorphine. Etwas davon sollte sich in der neu zu planenden Veranstaltung wiederfinden.

Bei der Streckenlänge verständigte man sich, wie wir heute wissen, auf den untersten Level des Ultrabereichs — Marathon. Aber nicht irgendein Marathon sollte es sein, einer mit einem ungewöhnlichen Namen wurde geboren. Und da man seinerzeit beim örtlichen Honigbäcker Werner Goldkuhle, der wenige Tage nach der fünften Auflage des Marathons viel zu früh verstarb, finanzielle Unterstützung genoss, hieß der Lauf bis zum Tod des Sponsors "Honigkuchenmann-Marathon".

Und wie es sich für eine so betitelte Laufveranstaltung dann auch gehört, erhielten die nach 42,195 Metern ins Ziel kommenden Läufer statt einer Medaille folgerichtig einen in Zellophan eingeschlagenen und mit buntem Band verzierten Honigkuchen.

Schon jetzt hob sich die Laufveranstaltung in Kevelaer von anderen ab. Da brauchte es weitere Besonderheiten fast gar nicht mehr: beispielsweise die Teilnehmerbegrenzung auf zunächst 333, später dann auf 400. Die Höchstzahl wurde immer früher erreicht — in diesem Jahr schon Mitte September, etwas mehr als einen Monat nachdem die LLG traditionell beim Monschau-Marathon ihre ersten Ausschreibungsbroschüren unters Läufervolk gebracht hatte.

Doch der Besonderheiten gab es noch einige. Der Rundkurs gehört auch dazu, der amtlich vermessen ist, eine Länge von sechs Kilometern aufweist und sieben Mal zu bewältigen ist, ehe es auf die letzten 195 Meter zur Jugendherberge geht — bergab. Das Gästehaus hat für den Kevelaerer Marathon, der als ein weiteres Alleinstellungsmerkmal von den Machern in die kalte Jahreszeit — ultra eben — gelegt wurde, eine wichtige Bedeutung.

Hier besteht für die Läufer die Möglichkeit, in Zielnähe sich zu duschen, umzuziehen und anschließend bei Kaffee und Kuchen sowie netten Gesprächen auf die Siegerehrung zu warten. Die gemütlich eingerichteten Räume der Jugendherberge laden förmlich dazu ein, den Sonntag in einer schönen Atmosphäre ganz langsam ausklingen zu lassen.

Und wenn am Ende des Tages die Mitglieder der LLG Kevelaer klar schiff machen, werden sie zufrieden feststellen, mit kleiner personellen Besetzung auch ein zehntes Mal eine Laufveranstaltung über die Bühne gebracht zu haben, die wegen der nur schwer kalkulierbaren Wetterlage im Winter ein Wagnis ist. Doch bisher hatten die Organisatoren Glück — das des Tüchtigen, natürlich. Aber ist der Nervenkitzel nicht vielleicht auch ein Teil des Besonderen dieser eher ungewöhnlichen Veranstaltung? Unverwechselbar Kevelaer, eben.

(RP/rl)
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