Leichtathletik Vier gegen Jupp

Kevelaer · Am Sonntag findet zum 16. Mal der Marathon der LLG Kevelaer statt. Gelaufen wird auf einem Rundkurs in Twisteden. Erstmals gibt es einen Staffelwettbewerb. Die besondere Herausforderung von Jupp Peters: Der 59-Jährige läuft gegen vier Staffelläufer.

Leichtathletik: Vier gegen Jupp
Foto: Evers Gottfried

Die Laufschuhe sind geschnürt. Josef "Jupp" Peters ist auf seiner Haus- und Hofstrecke unterwegs. Am Sonntag wird er seinen 77. Marathon laufen, und um die Herausforderung perfekt zu machen, hat der 59-Jährige sich noch was einfallen lassen. Vier seiner Laufkollegen werden gegen ihn antreten.

Erstmals sind beim Marathon der LLG Kevelaer auch Staffeln möglich. "Wir wollten ein zusätzliches Angebot für diejenigen schaffen, die Freunde und Verwandte mit zu der Veranstaltung bringen und für die Twistedener Gastgeber, damit auch Sportler der DJK Twisteden mitmachen können, die nicht aus dem Langlaufbereich stammen", erklärt Peter Wasser von der LLG Kevelaer. "Der Marathon soll natürlich die Hauptveranstaltung bleiben."

Deswegen wurden seitens des Veranstalters die Zahl der Staffeln auf 25 limitiert. Eine 26 hat es dann aber doch in den Wettbewerb geschafft. Das ist die Staffel "Vier gegen Jupp". Vier erfahrene Läufer versuchen Peters zeitlich zu unterbieten. Leicht wird das nicht, sind sich seine "Kontrahenten" einig. Seine Bestzeit sei schon ein bisschen her, winkt Peters ab. Die liegt bei drei Stunden, 20 Minuten und ein paar Sekunden. "3:45 müssten unter normalen Bedingungen drin sein", resümiert der Kevelaerer Einzelläufer. Beste Bedingungen wären für ihn zwischen zehn und 15 Grad, ganz leichter Nieselregen und nicht viel Wind. "So ist jeder anders", sagt er und zuckt mit den Schultern.

Was es bedeutet, einen Marathon zu laufen, das kann Sven Schmitz gut nachvollziehen. Er ist einer von "Vier gegen Jupp". Sieben Marathonläufe hat Schmitz schon hinter sich. Aber am ersten 42,195-Kilometer-Lauf des Jahres im Kevelaerer Ortsteil Twisteden reizt ihn nichts. "Auf so etwas muss man sich vorbereiten." Kurz nach Weihnachten falle ihm das schwer.

Trotzdem sind aber schon einige sportliche Höhepunkte für das neue Jahr gesetzt. Der 46-Jährige wird beim Düsseldorf-Marathon Ende April dabei sein. Auch Andrea Aengenheyster geht in der Landeshauptstadt an den Start. Sie gehört auch zum Staffelteam "Vier gegen Jupp". 2004 hat sie den Laufsport für sich entdeckt, ein Jahr später ist sie ihren ersten Marathon gelaufen und danach einige Ultras - also Läufe, die länger sind als die magischen 42,195 Kilometer. "Da war schon einiges Nettes dabei", sagt sie bescheiden und erzählt von 100 Meilen in drei Tagen in Berlin, den Mauerweg entlang. "Aber ich bin ruhiger geworden", sagt sie lachend. "Ich denke, der Jupp wird das meistern, auch wenn wir nichts unversucht lassen werden", beschreibt sie die Chancen des Einzelläufers gegen das Staffelquartett. "Das könnte eine knappe Geschichte werden", lautet auch die Vermutung von Frank Heyer vom Staffelteam.

Immerhin startet Peters mit einem gewissen Vorsprung. Die Marathonis gehen 15 Minuten eher auf die Strecke als die Staffelläufer. Das könnte zumindest einen psychologischen Vorsprung bringen. "Aber wir sehen das ja nicht so verbissen", sagt Heyer, dessen Ding vor allem Zehn-Kilometer-Läufe sind. Seit 2009 zieht er sich regelmäßig die Laufschuhe an. Auslöser war der Strongman-Run in Weeze, den er erst als Zuschauer besuchte und ein Jahr später als Teilnehmer.

Aus dem Leichtathletikbereich stammt Sophia Küsters. Die 27-Jährige macht die Staffel komplett. Bisher habe sie "nur" einen halben Marathon gelaufen. Der Sport begleitet sie seit dem fünften oder sechsten Lebensjahr. Ihre Wurzeln sind in der Leichtathletikabteilung des SV Sonsbeck zu finden. So lange sie denken kann, gehören Straßenläufe zu ihrem sportlichen Erleben mit dazu. "Es ist ein ganz anderes Feeling, man wird von den Zuschauern getragen und zusätzlich motiviert, weil man mit anderen überlaufen kann", beschreibt sie die Faszination.

Mit den anderen Staffelläufern und Jupp Peters trifft sie sich zwei Mal in der Woche beim Lauf- und Walkingtreff Kevelaer. Übrigens kommt man am Abend vor dem LLG-Marathon noch zum Pasta-Essen zusammen. "Spätestens da wird auch gesagt, was derjenige machen muss, der gewinnt", sagt Sven Schmitz vergnügt. Aber bis es soweit ist, wird jeder sein Bestes geben.

Was Peters auszeichnet, ist seine Kontinuität. Deswegen ist er beim Köln-Marathon auch als "Pacemaker", als Tempomacher mit dabei. Mit einem Ballon ums Handgelenk, damit er gut sichtbar ist, versucht er in einem gleichbleibenden Tempo andere Läufer vom Start bis ins Ziel zu bringen. "Am Anfang zu bremsen und am Ende zu überzeugen, dass sie es schaffen", nennt er seine Aufgabe. Kevelaer braucht keinen Pacemaker. "Die meisten sind erfahrene Läufer", sagt Peters.

Für ihn ist es die 14. Teilnahme in seiner Heimat. Einmal hat er geschwänzt, einmal musste er abbrechen. Für ihn brechen übrigens neue Zeiten an. Der 59-Jährige startet erstmals in der M 60. "Die Konkurrenz wird weniger", nennt er eine Veränderung. "Dass heißt, die Chancen, in seiner Klasse vorne mit dabei zu sein, werden größer."

Am Sonntag kommt eine weitere Herausforderung dazu, und die heißt: Vier gegen Jupp.

(RP)
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