Volleyball Volleyball-Globetrotter im Goldrausch

Geldern · Gold und Silber bei der Senioren-DM, Silber bei der Senioren-WM in Griechenland und Gold bei den "World Masters Games" der Senioren in Neuseeland - die Bilanz des Gelderners Wilfried van Meegen (61) kann sich sehen lassen.

Kann Volleyball Bestandteil der DNA sein? Gewiss nicht. Aber bei Wilfried "Ille" van Meegen wohl doch. Mit 16 Jahren wagte der Geldrianer die ersten zaghaften Pritsch- und Baggerversuche; sein damaliger Trainer und Förderer beim TV Geldern war der mittlerweile verstorbene Peter Werner. Schnell entbrannte die Leidenschaft zum Volleyball bei van Meegen, es folgte ein Wechsel zum Volleyballclub nach Wachtendonk, wo ihn Roberto Balistrieri als Vereinstrainer entscheidend prägte. Über den Moerser SC und Rumelner TV, mit dem er in die Oberliga aufstieg, ging es zum VT Kempen. Dort spielt "Ille" heute noch. Seit 25 Jahren ist er dort Zuspieler in der 1. Herrenmannschaft, die aktuell in der Landesliga spielt.

Und das mit 61 Jahren. "Na klar, bin ich der Älteste im Team, und der eine oder andere Kollege ist auch schon mal locker 35 Jahre jünger als ich", lacht van Meegen, "aber solange ich noch gebraucht werde, verschwende ich keinen Gedanken ans Aufhören." Ganz im Gegenteil. Weitere Aufgaben kamen im Laufe der vergangenen Jahre dazu. Seit etwa drei Jahren coacht van Meegen an der Seite von Thomas Cöhnen die Regionalliga-Volleyballerinnen des VCE Geldern. Und seit sieben Jahren schloss sich der vierfache Familienvater, der als Kardiotechniker in Duisburg sein Geld verdient, den Senioren der TG Neuss an, um im vorgerückten sportlichen Alter mit gleichaltrigen Kollegen höhere Ziele in Angriff zu nehmen. Was auch gelang. In den vergangenen zwei Jahren erreichten die Neusser jeweils das Finale der Deutschen Meisterschaft, 2016 gewannen sie den Titel.

Traditionell stellt der Deutsche Meister den Grundstock für das Team Deutschland. So auch beim "Global Cup", der inoffiziellen Weltmeisterschaft für Senioren, die im August am Golf von Korinth im griechischen Loutraki ausgetragen wurde. "Im Halbfinale gegen die Schweden hatten wir mit unserer 60plus-Mannschaft keine größeren Probleme", erinnert sich van Meegen, "aber im Endspiel gegen die eingespielte Mannschaft aus Russland waren wir chancenlos." In besonderer Erinnerung geblieben sind ihm die extremen Temperaturen, die dort herrschten. 40 Grad und mehr wurden in den Hallen gemessen. "Ich konnte gar nicht so schnell trinken, wie ich Durst hatte", sagt van Meegen.

Das absolute Highlight des jetzt zuendegehenden Jahres ging schon im April diesen Jahres über die Bühne. Die Rede ist von den "World Masters Games", die in diesem Frühjahr in Auckland/Neuseeland stattfanden. Ein Mega-Ereignis, das zehn Tage lang dauerte, bei dem 28.000 Teilnehmer aus 100 Ländern teilnahmen und das von 3500 Volunteers unterstützt wurde. Bereits bei der WM 2016 hatte sich eine verschworene und volleybesessene Gemeinschaft gebildet, deren unbedingtes Bestreben es war, für das Team Deutschland im Land der Kiwis an den Start zu gehen.

Zu diesem Kreis gehörte auch Wilfried van Meegen, der Monate später über Neuseeland noch ins Schwärmen gerät. "Unglaublich, was ich da erleben durfte, mit wenigen Worten nicht zu beschreiben." Eine Flut von Bildern hat sich tief in seinem Gedächtnis eingegraben. Die gigantisch großen Multi-Arenen, die Begeisterung und Stimmung auf den Zuschauerrängen, der freundliche und faire Umgang mit den Sportlern, die Menschen in der Stadt - offen, gastfreundlich, hilfsbereit. "Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut."

Getragen werden die Eindrücke van Meegens von Land und Leuten verständlicherweise auch vom sportlichen Erfolg des deutschen Teams, das wunderbar harmonierte, neben dem Können auch mal das Glück des Tüchtigen hatte, letzten Endes aber über so viel volleyballerische Klasse verfügte, dass es sich bis ins Endspiel vorkämpfen konnte. Und auf einmal scheint van Meegen wieder mittendrin in einer dieser imposanten Arenen zu sein. Das Spiel um den WM-Titel steht an, Deutschland gegen USA/Kanada. Van Meegen, der wie eigentlich immer auf der Position des Zuspielers eingesetzt wurde, hat schon nach den ersten Ballwechseln ein gutes Gefühl. Das deutsche Team kommt ins Rollen - bis schließlich der letzte Ball unerreichbar im gegnerischen Feld landet. WM-Gold für Deutschland.

Die Extra-Geschichte des WM-Finales ist für van Meegen aber die folgende, an deren Ende gewissermaßen eine persönliche Gold-Medaille steht. "Ein Spieler des Teams Kanada/USA hatte bereits an den Olympischen Spielen 1976 in Montreal teilgenommen. Das wusste ich. Und genau dieser Spieler kam nach dem Finale auf mich zu, gaaanz langsam, seinen Blick nur auf mich gerichtet. Dann stand er vor mir, kurzer Händedruck, klopfte mir auf die Schulter, nickte und sagte ,Du hast das Spiel für Deutschland gewonnen', zog sein schweißnasses Trikot aus, drückte es mir in die Hand, drehte sich ab und verschwand", erzählt van Meegen. Es habe verdammt lange gedauert, bis er wieder klar bei Verstand war. Für den frisch gekürten Masters-Sieger "ein unvergesslicher Moment".

Natürlich hat "Ille" auch noch Ziele: "Meine Frau reitet leidenschaftlich gerne, und ich habe ihr versprochen, dass ich mit dem Reiten anfange, sobald ich mit dem Volleyball aufgehört habe. Deshalb hoffe ich, noch so lange wie möglich Volleyball spielen zu können." Anlässe, um das auch zu tun, gibt es genug. 2021 finden die nächsten "Masters" in Kansai/Japan statt. Und vorher gibt es noch die "European Masters" in Turin.

Von daher wird der in Aussicht gestellte Wechsel in den Pferdesattel wohl warten müssen.

(ütz)
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