Handball Zutaten für einen Leckerbissen
Aldekerk · Regionalliga Nordrhein: Höhepunkt eines langen Handballtages in der Vogteihalle könnte das Spiel der Männer des TV Aldekerk gegen Tabellenführer TuSEM Essen II werden. Der Anpfiff der Begegnung erfolgt um 19.30 Uhr.
Lassen die Freunde des Aldekerker Männerhandballs das letzte Jahrzehnt Revue passieren, dann tauchen dort Spiele auf, die aus dem Gewöhnlichen einer Saison herausragen. Dazu gehören die Begegnungen der Grün-Weißen mit TuSEM Essen. Ausnahmslos standen die Spiele beider Mannschaften auf einem technisch feinen Niveau, bis auf wenige Ausreißer begegnete man sich auf Augenhöhe. Daraus resultierten in der Mehrzahl 60 attraktive Handballminuten, in denen sich beide Teams auf einem schmalen Grad zwischen Niederlage und Sieg bewegten.
Ein beliebig herausgegriffenes Beispiel - mit unglücklichem Ausgang für den ATV - erlebten die Zuschauer in der Sporthalle am Essener Lührmannwald vor ziemlich genau einem Jahr. In Polen wurde die Europameisterschaft gespielt, die Profiligen im deutschen Handball pausierten. Das ist mit Bezug auf TuSEM II, dessen Erstvertretung in der 2. Bundesliga und A-Jugend in der höchsten Spielklasse antritt, von nennenswerter Bedeutung. Denn so konnten sich die Roten aus der Ruhrmetropole mit dem einen oder anderen Aktiven ergänzen, der im vollen Spielbetrieb nicht für die Zweite zur Verfügung stünde. So wie im Winter des vergangenen Jahres.
Trotzdem bot der ATV der damaligen Essener Mannschaft hervorragend Paroli, erzielte wenige Sekunden vor Schluss den an diesem Tag verdienten Ausgleich, wurde dann aber auf dem allerletzten Drücker noch durch den Siegtreffer der Essener bestraft. "Und jetzt erwischt uns dieses Spiel ausgerechnet wieder während eines internationalen Turniers, in dessen Zuge der Spielbetrieb in den Topligen ruht", sagt ATV-Trainer Achim Schürmann. Der versierte Coach, der in den zurückliegenden viereinhalb Jahren als Verantwortlicher der Aldekerker Handballer etliche Erfahrungen mit dem Unterbau der Essener Profimannschaft sammeln konnte, versieht den Hinweis auf die gerade begonnene Weltmeisterschaft in Frankreich mit einem Seufzer. Der allerdings nicht von Ohnmacht gegenüber dem Favoriten zeugt, sondern vor dem heutigen Abend die Verhältnisse zurecht rücken soll. Zumal die Essener als Tabellenführer auch ohne Unterstützung von oben in dieser Saison erstklassig unterwegs sind. "TuSEM II hatte immer eine gute Mannschaft", sagt Schürmann unaufgeregt, "aber das, was die Essener in dieser Saison auf die Platte bringen, ist noch mal eine Steigerung." Seine Mannschaft erwarte heute Abend in der Vogteihalle "den bestem TuSEM der vergangenen Jahre", der laut Schürmann "mit voller Kapelle" anreisen und seinem Team alles abverlangen werde.
Die Einschätzung des Gegners zeigt aus Sicht des Aldekerker Verantwortlichen aber nur die eine Seite der Medaille, die bekanntlich über eine weitere Seite verfügt. Dort vermerkt Schürmann die Vorzüge seiner Mannschaft, die im letzten Ligaspiel vor Weihnachten ihren Negativtrend stoppen konnte. Für die Aldekerker Mannschaft spielte es dabei keine Rolle, dass ihr mühsam errungener Sieg beim Weidener TV nicht das Prädikat glanzvoll trug. Dafür war der ATV nach den drei Niederlagen, wovon nach Aussage Schürmanns lediglich die in Rheinbach "ärgerlich, weil überflüssig" war, doch stärker verunsichert, als sich die Spieler vielleicht selber eingestehen wollten. Also musste vor den Toren Aachens die Brechstange und eine große Willensleistung her, um den Trend zu brechen.
Bekanntlich glückte das Vorhaben, so dass man nach Weihnachten motiviert und zuversichtlich die Vorbereitung auf die heute fortgesetzte Regionalliga-Saison angehen konnte. Unterbrochen wurde das Training durch ein Testspiel beim Verbandsliga-Tabellenführer Adler Königshof, wo weniger das Ergebnis im Vordergrund stand, als vielmehr das Duell unter Wettkampfbedingungen. "Bereits vorher war klar, dass aus dem eigentlich ins Auge gefassten Einsatz von Can Greven nichts wird", sagt Schürmann, der mit Fabian Schwartz allerdings einen anderen bisher verletzten Akteur wieder im Aldekerker Trikot begrüßte. Der habe den Härtetest bestanden. Und so fehlen heute neben Greven noch Christoph Kleinelützum, der nach seiner Knieoperation noch einige Zeit braucht, um auf die Beine zu kommen. Und natürlich Erwin Reinacher, der eh nur bis zum Jahresende aushelfen sollte.
Für Schürmann ist TuSEM II der Favorit. Seine Mannschaft sei aber heiß auf dieses Duell. Eigennutz ist aber auch dabei: Soll doch der Drei-Punkte-Abstand des ATV auf Essen nicht größer werden. Im Gegenteil.
