Geldern Stadt kauft die Woolworth-Immobilie

Geldern · Gute Nachricht zum Jahresbeginn: Die Politik hat der Geldernder Verwaltung Grünes Licht zum Kauf des langjährigen Leerstandes gegeben. Vorvertrag notariell beurkundet. Stadt erringt so Planungshoheit wie beim Kapuziner Karree.

 Bereits seit 2007 steht die Immobilie am Gelderner Markt leer. Nach der Schließung von Woolworth, verbunden mit dem Verlust von 60 Arbeitsplätzen und viel Leben auf dem großen Platz, wurden Gebäude und Grundstück zum Spekulationsobjekt.

Bereits seit 2007 steht die Immobilie am Gelderner Markt leer. Nach der Schließung von Woolworth, verbunden mit dem Verlust von 60 Arbeitsplätzen und viel Leben auf dem großen Platz, wurden Gebäude und Grundstück zum Spekulationsobjekt.

Foto: Gerhard Seybert

Das ist mehr als nur ein Silberstreif am Horizont: Denn jetzt sind entsprechende Vorverträge beim Notar unterzeichnet worden, die die Stadt Geldern mit einiger Sicherheit zum Eigentümer der leerstehenden Woolworth-Immobilie machen werden. Das bestätigt Bürgermeister Ulrich Janssen auf RP-Anfrage. Er bestätigt auch, dass Politik und Verwaltung damit eine identische Taktik wie beim Kapuziner Karree am Ostwall anwenden. Denn noch bevor dort die Schüler die letzte Arbeit geschrieben haben, interessieren sich bekanntlich schon die Investoren für das neues Einkaufszentrum an diesem Standort.

 Experte schätzen, dass für die zentral gelegene Immobilie (hier von der Rückseite aus betrachtet) 1,7 bis 2,2 Millionen Euro gezahlt werden müssen.

Experte schätzen, dass für die zentral gelegene Immobilie (hier von der Rückseite aus betrachtet) 1,7 bis 2,2 Millionen Euro gezahlt werden müssen.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Der Kauf des Woolworth-Objektes ist längerfristig vorbereitet. Wie sonst ist zu erklären, dass eine entsprechende Summe bereits im Haushalt des nächsten Jahres unter einer Sammelposition steht. Was Janssen wiederum bestätigt. Außerdem habe er eine Dringlichkeitsentscheidung und eine Verpflichtungsermächtigung von allen Fraktionsvorsitzenden der im Gelderner Rat vertretenen Parteien für den Kauf erhalten. Politik und Verwaltung vereint im Kampf gegen einen Schandfleck - das hört sich nicht schlecht an.

Bereits seit 2007 steht die Immobilie am Gelderner Markt leer. Nach de Schließung von Woolworth, verbunden mit dem Verlust von 60 Arbeitsplätzen und viel Leben auf dem großen Platz, wurden Gebäude und Grundstück zum Spekulationsobjekt. Als Finanzvermittler schaffte es ein Joint Venture mit Unternehmen aus England und den USA, die Immobilie an den Heddon-3-Fond mit Sitz in Luxemburg zu veräußern. Als der im August 2010 Insolvenz anmelden musste, wurde das Objekt gemeinsam mit anderen an den US-Finanzinvestor Cerberus verkauft. Dessen Tochter Promontoria aus den Niederlanden sollte die Vermarktung der 47 Immobilien, zu denen eben auch Woolworth Geldern gehörte, als Paket zu Geld machen. Als diese "große Lösung" scheiterte, kamen die Objekte einzeln auf den Markt. Eine Info, mit der Bürgermeister Ulrich Janssen offenbar etwas anfangen konnte. Auch seine Besuche der Immobilienmesse Expo Real inklusive der entsprechenden Kontakte dürften nützlich gewesen sein.

Über den Kaufpreis schweigt sich der Bürgermeister aus. Doch nach Schätzungen von Experten aus der Region mit Blick auf die entsprechende Bodenrichtwertkarte für Geldern könnten zwischen 1,7 bis 2,2 Millionen Euro fließen, ehe die Stadt endgültig als Eigentümer im Grundbuch steht. Denn bisher gibt es nach Aussage von Bürgermeister Ulrich Janssen "nur" eine entsprechende Auflassungsvormerkung in der notariellen Beurkundung, die besagt, dass der Stadt erst dann Volleigentümer wird, wenn das städtische Geld auch gezahlt wurde - und zwar an die Promontoria, die einen ähnlichen Kontrakt mit dem Insolvenzvertreter des Heddon-3-Fonds geschlossen hat. Der ist aber ebenfalls so gut wie in trockenen Tüchern.

Was sich hier für den Laien wie Hexenwerk anhört, nennt sich in Juristenkreisen Kettenvertrag und ist ein ganz normaler Vorgang. Frei nach dem Motto: Wenn der erste Vorgang abgeschlossen ist, greift sofort der zweite. Was Zeit spart. Denn die Stadt hat der Promontoria eine Frist gesetzt: Bis Juni 2015 will man Volleigentümer sein.

Bleibt die Frage aller Fragen: Was passiert dann mit der Woolworth-Immobilie konkret? Logisch, dass sich Bürgermeister und Politik dazu derzeit nicht äußern können. Allerdings zeigt ein Blick in das Einzelhandelsgutachten für Geldern vom Juni 2013, dass dort die großflächige Ansiedlung von Unterhaltungselektronik oder Einrichtungsbedarf empfohlen wird. Aber auch Bekleidung.

(RP)
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