Geldern Stadt verbaselt 500 Euro für Familie

Geldern · Fürs siebte Kind gibt's vom Bundespräsidenten Geld. Das wundert die Familie Jacobs aus Kapellen sehr. Sie hat so was nämlich nicht bekommen. Auf RP-Anfrage zeigt sich: Ihre Zuwendung kam in der Stadtkasse unter die Räder.

 Milan mit seinen Eltern Nicole und Markus Jacobs. Das Geld wollen sie in einen Kletterturm mit Rutsche investieren.

Milan mit seinen Eltern Nicole und Markus Jacobs. Das Geld wollen sie in einen Kletterturm mit Rutsche investieren.

Foto: Seybert

Als Markus Jacobs von glücklichen Eltern las, die ihr siebtes Kind in den Armen hielten, freute er sich mit. Auch er und seine Frau Nicole haben zusammen sieben Kinder - fünf aus Nicoles erster Ehe, zwei gemeinsame. Als Jacobs dann aber las, dass es dafür nicht nur einen Termin im Rathaus, Glückwünsche und die Ehrenpatenschaft vom Bundespräsidenten gibt, sondern auch eine 500-Euro-Zuwendung, da war er bass erstaunt. Denn: "Wir haben das damals nicht ausgezahlt gekriegt", sagt er. Sohn Milan kam Ende 2014 zur Welt.

Jacobs erkundigte sich bei einem Mitarbeiter des zuständigen Bundesamtes: "Der hat mir bestätigt, dass damals das Geld, die 500 Euro, an die Stadtkasse geflossen ist." Offenbar sei es spurlos verschwunden, ärgert er sich: "Das sollte doch eigentlich fürs Kind sein. Wo sind die 500 Euro hin?" Mit dieser Frage wandte er sich an die RP.

Auf Anfrage der Redaktion stellte die Stadtverwaltung Nachforschungen an. Und erkannte: Da gab's eine Panne. In der 500-Euro-Überweisung des Bundes an die Stadt stand als Verwendungszweck nur eine Abkürzung, "mit der die Stadtkasse Geldern nichts anfangen konnte", so Stadt-Sprecher Herbert van Stephoudt. Die Kasse tat, was sie immer tut, wenn sie eine Zahlung nicht gleich zuordnen kann: Sie fragte nach, ob irgendein Amt innerhalb der Stadtverwaltung so eine Überweisung erwarte. Vereinfacht gesagt: Erwartet ein Amt eine Zahlung vom Bund für Familie Jacobs?

Und das war tatsächlich der Fall. Denn die Familie Jacobs erhält Sozialleistungen. Diese fließen oft aus verschiedenen Quellen zusammen, und mitunter kommt es dabei zu Verzögerungen. So war das Sozialamt zuvor für eine andere Behörde, die noch Geld zu zahlen hatte, in Vorleistung gegangen, damit die Bürger nicht auf ihr Geld warten mussten. Das ist kein ausgefallener Vorgang, und die Familie Jacobs bekam davon gar nichts mit.

Im besagten Fall ging es um 430 Euro. Das Sozialamt meldete seinen Anspruch an und kassierte die Summe. Die 70 Euro, die übrig blieben, wurden dann einfach an die Jacobs' überwiesen. "Dies hat die Familie selbstverständlich nicht als Patenschaftsgeschenk erkennen können", so Sprecher van Stephoudt. Die Stadt wusste ja selbst nicht mal, was sie da weiterleitete.

Der ganze Vorgang hätte überhaupt nicht passieren dürfen. "Wenn die Kollegen erkannt hätten, was das war, hätten die das natürlich nicht verrechnet", betont van Stephoudt. "Das war der ,Worst Case', der da passiert ist" - also der denkbar schlechteste Fall.

Die Stadt wird jetzt Kontakt zu der Kapellener Familie aufnehmen: "Wir entschuldigen uns auf jeden Fall", versichert van Stephoudt. Und die ausstehenden 430 Euro würden ebenfalls ausgezahlt.

Markus Jacobs freut sich darüber, aber das Gefühl ist nicht ungetrübt. "Ganz ehrlich - ich bin schon ein bisschen enttäuscht. Da hätte man sich vorher schon Gedanken machen können, woher das Geld stammt", findet er. "Damals hätten wir das Geld für einen Geschwister-Kinderwagen gut brauchen können." Wäre er nicht selbst darauf gekommen, dass da etwas schief gelaufen ist, oder hätte er nicht die Initiative ergriffen, dann wäre die Sache wohl gar nicht aufgefallen.

Immerhin: Auch mit zwei Jahren Verspätung soll das Geld jetzt den Kindern zugutekommen. Sobald es da ist, wird ein kleines Klettergerüst für den Garten angeschafft. Gesponsert vom Bundespräsidenten.

(RP)
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