Geldern Ein Appell an die junge Generation: Zeitzeugin Eva Weyl spricht am Lise-Meitner-Gymnasium über den Holocaust

Geldern · GELDERN Die Mensa des Lise-Meitner-Gymnasiums (LMG) ist voll besetzt, und es ist still, sehr still. 90 Minuten lang verfolgen 120 Schüler der neunten Klassen und der Oberstufe gebannt den Vortrag von Eva Weyl, Überlebende des KZ Westerbork, die bereits zum sechsten Mal am LMG spricht. Mit Hilfe von persönlichen Fotos und geschichtlichen Dokumenten erzählt die 82-jährige Eva Weyl, die als eine der wenigen niederländischen Juden den Holocaust überlebte, ihre Geschichte: Auf der Flucht vor den Nazis verlässt ihre Familie Kleve und geht in die Niederlande.

 Zeitzeugin Eva Weyl spricht am LMG

Zeitzeugin Eva Weyl spricht am LMG

Foto: Jörg Möller

GELDERN Die Mensa des Lise-Meitner-Gymnasiums (LMG) ist voll besetzt, und es ist still, sehr still. 90 Minuten lang verfolgen 120 Schüler der neunten Klassen und der Oberstufe gebannt den Vortrag von Eva Weyl, Überlebende des KZ Westerbork, die bereits zum sechsten Mal am LMG spricht. Mit Hilfe von persönlichen Fotos und geschichtlichen Dokumenten erzählt die 82-jährige Eva Weyl, die als eine der wenigen niederländischen Juden den Holocaust überlebte, ihre Geschichte: Auf der Flucht vor den Nazis verlässt ihre Familie Kleve und geht in die Niederlande.

Im Mai 1940 besetzt die deutsche Wehrmacht das Land, die Familie Weyl kommt in das Konzentrationslager Westerbork. Von dort wurden einmal pro Woche 1000 Insassen in die Vernichtungslager in Auschwitz oder Sobibor transportiert. Eva Weyl und ihr Eltern entkamen diesem grausamen Schicksal mit viel Glück und erlebten im April 1945 die Befreiung des Lagers durch kanadische Soldaten. Immer wieder unterbricht Eva Weyl, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Menschen mit den Geschehnissen des Dritten Reichs zu konfrontieren, ihren Vortrag und ermuntert die Schülerinnen und Schüler: "Googelt doch mal! Ihr seid so viel im Internet unterwegs.

Nutzt die neuen Medien, um euch über den Holocaust zu informieren, um zu erfahren, was für schreckliche Dinge passiert sind." Nach ihren Ausführungen ist große Betroffenheit bei den Schülern zu spüren. Aber sie nutzen die Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen, die allesamt bereitwillig beantwortet werden. Dabei stehen viele Schüler offensichtlich unter dem Eindruck der aktuellen rechtspopulistischen Tendenzen und sorgen sich um die Zukunft der deutschen Demokratie, verbinden erlebte Geschichte mit politischer und gesellschaftlicher Gegenwart.

Eva Weyl spricht ihnen mit offenen Worten Mut zu und ermuntert zum Engagement gegen Vorurteile, Rassismus, Antisemitismus und jegliche Form von Ausgrenzung. "Ich mache euch zu meinen Zweitzeugen", ruft sie den Schülerinnen und Schülern am Ende ihres Besuches zu. "Setzt euch gemeinsam mit mir dafür ein, dass sich Auschwitz niemals wiederhole." Nach der beeindruckenden Veranstaltung mit der Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande suchen immer noch Schüler das Gespräch mit Weyl und bedanken sich persönlich und offensichtlich tief berührt für diese Geschichtsstunde.

(RP)
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