Geldern Youngcaritas-Workshop gegen Hasskommentare im Internet

Geldern · NIEUKERK Hasskommentare sind mittlerweile ein weit verbreitetes Phänomen in den sozialen Medien.

NIEUKERK Hasskommentare sind mittlerweile ein weit verbreitetes Phänomen in den sozialen Medien.

Doch was treibt Menschen eigentlich dazu, andere zu diffamieren? Wie kommt es dazu, dass bestimmte Gruppen - meist richten sich Hasskommentare gegen Flüchtlinge, Frauen, Menschen mit Behinderung oder Homosexuelle - besonders häufig zu Sündenböcken gemacht werden? Mit diesen Fragen

beschäftigten sich die Teilnehmer des ersten Workshops zum Thema "Hasskommentare im Internet",

den die Youngcaritas Gelderland gemeinsam mit dem BDKJ im Pfarrheim in Nieukerk für Ehrenamtliche in der Jugendarbeit veranstaltete. Welche psychologischen und gesellschaftlichen Prozesse hinter Hasskommentaren stecken, wurde vor

allem während eines Planspiels anschaulich. Dabei tauchten die Workshop-Teilnehmer in die Rollen von Inselbwohnern. Als die Bewohner der einen Insel wegen einer Umweltkatastrophe auf die andere

Insel flüchten müssen, beginnt die Herausforderung, einen Ausgleich zwischen zwei völlig unterschiedliche Kulturen zu finden. "In diesem Workshop haben die Teilnehmer für verschiedene Situationen sehr

menschenwürdige Lösungen gefunden. Das habe ich auch schon anders erlebt", sagt Martin Deckers, Projekteleiter von Youngcaritas Gelderland. "In den sozialen Netzwerken erleben wir seit 2015 eine starke Ausbreitung von Diskriminierung und Hasskommentaren. Deshalb ist es wichtig, möglichst viele Leute dafür für sensibilisieren und sie zu befähigen, dagegen zu argumentieren. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, aber Hass ist keine Meinung", erläuterte Deckers den Hintergrund zu diesem Workshop. Unter der Leitung des Medienpädagogen Heiko Wolf hatten sich die Teilnehmer zuvor mit verschiedenen Ausdrucks-formen von Vorurteilen und Hass beschäftigt, und auch damit, wie mitunter ganze Gruppen zusammengehalten werden allein durch die Ablehnung anderer. Wolf zeigte Möglichkeiten, juristisch gegen Diffamierungen vorzugehen. So wurden Hasskommentare auf Facebook bereits mit Geldstrafen von

mehreren tausend Euro belegt. Neben einer Anzeige bei der Polizei können Hasskommentare aber auch direkt bei den jeweiligen sozialen Netzwerken angezeigt werden oder auf www.jugendschutz.net gemeldet werden. Anschließend trainierten die Teilnehmer verschiedene Methoden, auf Hasskommentare zu reagieren, zum Beispiel durch kreatives Kontern. Wem auf die Schnelle kein Konter einfällt, der kann sich auch auf spezialisierten Webseite bedienen, die gute "Konterpostings" sammeln. Unter anderem auf www.no-hatespeech.de kann man fündig werden. "Ich finde es wichtig, dass man aktiv gegen Hassrede im Internet vorgeht. Zivilcourage zu beweisen ist sowohl offline als auch online ein wichtiges Thema", sagte Medienpädagoge Wolf zum Abschluss und ermutigte die Teilnehmer, im Zweifelsfall Farbe zu bekennen. "Wir alle sollten uns stark machen für eine gute und wertschätzende Kommunikation im Netz."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort