Geldern Stopp fürs gesamte Innenstadt-Konzept

Geldern · Nach Bürger-Workshops, Präsentationen, viel Arbeit und Diskussionen kam jetzt der Paukenschlag: Aus den großen Plänen für die Erneuerung der Innenstadt wird vielleicht nichts. Der Grund: Aus dem Ruder laufende Kosten.

 Die Gelderner Innenstadt sollte unter dem Stichwort "Integriertes Handlungskonzept" ein verändertes Bild bekommen. Die Politik hat jetzt die Vorhaben erst einmal auf Eis gelegt.

Die Gelderner Innenstadt sollte unter dem Stichwort "Integriertes Handlungskonzept" ein verändertes Bild bekommen. Die Politik hat jetzt die Vorhaben erst einmal auf Eis gelegt.

Foto: Friedhelm Essers

Über die Art der Bodenplatten hatte man diskutiert, über die Farbe der Rinnsteine gestritten, alles unter dem Stichwort "Integriertes Handlungskonzept". Bürger durften in Muster-Ausstellungen Beispiele für Straßenlaternen, Pflaster-Proben, Abfalleimer in Augenschein nehmen. Und nun hat die Politik die Notbremse gezogen: Alles liegt auf Eis.

Denn die Stadtverwaltung hat ermittelt, dass allein die ersten vier Maßnahmen des "Integrierten Handlungskonzeptes" (IHK) 1,9 Millionen Euro teurer werden würden als ursprünglich angenommen. Konkret geht es um die Umgestaltung der Heilig-Geist-Gasse, der Kapuzinerstraße, des Kapuzinerplatzes und des untersten Teils der Bahnhofstraße von Poststraße bis Marktplatz.

Ein Paukenschlag im Bauausschuss des Gelderner Stadtrates. Der frühere Schätzbetrag für die Umbauten lag bei rund 1,06 Millionen Euro, nach neuer Kalkulation kommt man auf über 2,9 Millionen Euro.

Die Politiker zeigten sich einhellig entsetzt. "Wir haben den Bürgern ein Programm schmackhaft gemacht", sagte der CDU-Fraktionschef Karl-Heinz Lorenz ungehalten. "Wir haben Versprechungen gemacht, von denen wir jetzt kleinlaut bekennen müssen, dass wir sie überhaupt nicht einhalten können." Und Schuld daran sei nicht die Politik - Schuld seien die Stellen, an denen die Kosten für die Planungen falsch berechnet worden seien. Die Sache sei "ein Desaster".

Auf gleicher Linie lag Jörg Grahl (SPD). Jahrelang sei in Sachen Stadtkernerneuerung in Geldern "ein sehr buntes Bild in die Bevölkerung getragen worden", kritisierte er. Und jetzt müsse man feststellen, "dass das Budget, das wir haben, an keiner Stelle mehr passt". Das sei nun schon bei den ersten geplanten Bauprojekten der Fall. Und niemand könne versprechen, dass es nicht beim ganzen großen Rest der geplanten Stadt-Erneuerung ganz genauso laufen würde.

Der einstimmige Beschluss der Politik lautete schließlich: Die Stadtverwaltung soll die erwarteten Kosten neu berechnen und "belastbare Werte" erarbeiten. Dann soll sie auf dieser Grundlage aufs Neue über Fördermittel verhandeln.

Baumaßnahmen werden erst einmal überhaupt nicht in Angriff genommen. Und die Zusammenarbeit mit dem bislang am Prozess beteiligten Planungsbüro "Junker und Kruse" soll die Verwaltung "kritisch überprüfen".

Bürgermeister Sven Kaiser hatte zuvor dafür plädiert, nicht gleich das ganze Integrierte Handlungskonzept über Bord zu werfen: "Wir werden jetzt darüber sprechen, welche Maßnahmen wir noch umsetzen können", sagte er. Er nahm auch das Büro "Junker und Kruse" in Schutz: Die Kostenexplosion hat nämlich mit dem vorhandenen schlechten Unterbau der Straßen und Plätze zu tun - ein Umstand, den man nicht habe vorhersehen können.

Die Verwaltung war durch Probebohrungen auf das Problem gestoßen. Man stellte dabei fest, "dass die vorhandenen Tragschichten für die geplanten Vorhaben nicht ausreichend tragfähig sind", wie die Stadt mitteilt. Ein Austausch wäre erforderlich, und das ist teuer.

Der SPD-Fraktionschef Hejo Eicker ließ das nicht als Entlastung gelten. "Das IHK wird landauf, landab gemacht, da gibt es Erfahrungswerte", hielt er dagegen. "Und wir haben nicht die marodesten Straßen." Gemeinsam war ihm mit seinem CDU-Kollegen Lorenz auch die Sorge um die Außenwirkung der ganzen Angelegenheit. Auf diese Weise würden die Bürger die Lust verlieren, sich einzubringen.

(RP)
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