Straelen Straelen: Amt nimmt Mutter Söhne weg

Straelen · Die Mutter wurde zu Boden gestoßen und mit Handschellen gefesselt. Sie beklagt sich über gewalttätiges Vorgehen von Polizei und Jugendamt und will ihre Söhne zurück. Klever Kreisverwaltung gibt keine Auskünfte zu dem Vorgang.

 Das Kinderbett ist leer. Katja Warnke (r.) hofft wie ihre Eltern darauf, dass ihr die beiden Söhne vom Jugendamt so schnell wie möglich zurückgegeben werden.

Das Kinderbett ist leer. Katja Warnke (r.) hofft wie ihre Eltern darauf, dass ihr die beiden Söhne vom Jugendamt so schnell wie möglich zurückgegeben werden.

Foto: Arnulf Stoffel

Die vier Menschen, die am Donnerstagabend an einem Tisch in der Wohnung von Professor Ernst Peter Warnke und Gudrun Warnke sitzen, sind sichtlich geschockt. Bestürzt über das, was sich ein paar Stunden zuvor in einer anderen Wohnung in der Straelener Innenstadt abgespielt hat. Dort, wo die Tochter der Warnkes lebt, Katja Warnke. Sie erhebt schwere Vorwürfe gegen die Behörden. "Die haben keine Berechtigung, zwei Kinder zu klauen." Genau das jedoch taten sie ihrer Ansicht nach am Donnerstagmorgen.

Die 44-Jährige hörte vom ersten Stock aus um 9.30 Uhr ein Klingeln an ihrer Haustür, danach Geräusche an der Tür. "Da war ein Schlüsseldienst bei der Arbeit", berichtet sie. Mit einer Kamera in der Hand ging sie nach unten, machte die Gruppe an der Tür auf diese Kamera sowie auf eine Überwachungskamera aufmerksam.

Mehrere Polizisten, so schildert die Straelenerin weiter, hielten ihr daraufhin ihre Dienstausweise unter die Nase, in ihrem Gefolge Vertreter des Ordnungsamtes, des Jugendamtes und ein Gerichtsvollzieher, der mit einem Beschluss des Amtsgerichts in der Luft wedelte. "Zwei Polizisten packten mich, schoben mich weg und warfen mich auf den Boden", so Katja Warnke. Als sie "Ich will zu meinen Kindern" gerufen habe, seien ihr Handschellen angelegt worden, und man habe sie am Boden fixiert. Ihre beiden Söhne im Alter von vier Jahren und sieben Monaten seien von zwei Vertreterinnen des Jugendamtes mitgenommen worden.

Es war laut Warnke nicht der erste Versuch, ihr die Kinder wegzunehmen. Vor fünf Jahren, noch vor der Geburt ihres ersten Kindes, hatte sie sich an das Jugendamt gewandt. Sie suchte Schutz gegen den gewalttätigen Kindsvater, wollte sicherstellen, dass er das Kind nur im "begleiteten Umgang" sehen durfte. Die Sache sei damals im Sande verlaufen.

Vor drei Wochen, so berichtet Katja Warnke weiter, habe das Ordnungsamt geklingelt, weil ihr Säugling geschrien habe. Wegen eines unversorgten Babys seien Jugendamt und Polizei eingeschaltet worden. Die Frau beschwerte sich beim Jugendamt: "Die sollten uns nicht weiter terrorisieren." Sowohl sie als auch ihre Eltern forderten die Behörden schriftlich auf, weitere Aktionen zu unterlassen. Warnke: "Jeder hat Angst, wenn die Polizei vor der Tür steht, erst recht Kinder."

Am Mittwoch dann ein weiterer Versuch, die Kinder von der, so Katja Warnke, "angeblich verwirrten" Mutter zu trennen. Auch der Verbleib der Jungen bei den Großeltern schien den Behörden nicht mehr vertretbar, weil sie sich den Ansichten ihrer Tochter anschlossen. Nachbar Helmut Röhr, den die Warnkes sowohl am Mittwoch als auch am Donnerstag alarmierten, will am Mittwoch ein Gespräch unter Polizisten gehört haben, wonach sie keine Handhabe hätten, da der Beschluss des Gerichts ohne Unterschrift und Siegel sei.

Das Papier, das am Donnerstag präsentiert wurde, wies nach Ansicht der Warnkes Formfehler auf: unleserliche Unterschrift, verschmierte Stempel. Doch entsetzt sind sie über das Vorgehen der Behördenvertreter. "So eine brachiale Gewalt habe ich noch nicht erlebt", sagt Röhr. "Das ist der schlimmste Tag in meinem Leben", sagt Gudrun Warnke. "Und das alles ohne Legitimation", meint ihr Mann.

Ob ihr damaliger Partner dahinter steckt, ist Katja Warnke schleierhaft. "Ich will meine Kinder zurück, und zwar schnellstens", fordert sie. Sie weiß nicht, wo die Söhne sind, sie seien wohl getrennt untergebracht, bräuchten auch spezielle Nahrung. Mit Kindeswohl habe das Handeln der Ämter nichts zu tun.

Der Kreis Kleve gab auf Anfrage keine Auskunft. Pressesprecherin Ruth Keuken verwies auf das laufende Gerichtsverfahren. "Wegen des Datenschutzes kann der Kreis keine Details nennen."

(RP)
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