Straelen Straelener entdeckt "Gaunerzinken" an seiner Hauswand

Straelen · Eine zackige Linie, mit Kreide auf die Hauswand gemalt – ein 51-jähriger Mann aus Straelen wunderte sich am Montag über das Gekrakel an seinem Haus an der Hölderlinstraße.

 Das mit Kreide gezeichnete Zickzack-Zeichen bedeutet "Vorsicht, bissiger Hund. Normalerweise wird es auf Hauswände gemalt, um andere "Gauner" zu warnen.

Das mit Kreide gezeichnete Zickzack-Zeichen bedeutet "Vorsicht, bissiger Hund. Normalerweise wird es auf Hauswände gemalt, um andere "Gauner" zu warnen.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Eine zackige Linie, mit Kreide auf die Hauswand gemalt — ein 51-jähriger Mann aus Straelen wunderte sich am Montag über das Gekrakel an seinem Haus an der Hölderlinstraße.

Dann erinnerte er sich an einen Vorfall aus der vergangenen Woche: Am Mittwoch der vorigen Woche hatten zwei Männer, vermutlich aus Bulgarien oder Rumänien, bei ihm geklingelt. Begleitet von seinem bellenden Hund öffnete der Straelener die Tür. Der Bitte der beiden Männer nach einer Spende kam er allerdings nicht nach. Als er Tage später die Zickzack-Spur aus Kreide bemerkte, informierte er die Polizei. Es handele sich um so genannte "Gaunerzinken", so die Polizei.

"Das ist ein Phänomen, das es früher häufiger gegeben hat", sagt Sprecher Manfred Jakobi. "Die Zeichen dienen dazu, nachfolgenden Leuten etwas zu signalisieren", erklärt er. "Im konkreten Fall warnt das Zeichen vor dem Hund der Bewohner".

Die Geheimzeichen werden als Verständigungsmittel unter Bettlern, Dieben, Drückerkolonnen oder Vertretern verwendet. Sie seien auch Hinweis auf mögliche Schwachstellen, warnen die Ordnungshüter.

Ein Kreis mit zwei waagerechten Strichen in der Mitte bedeutet zum Beispiel: "Leute rufen die Polizei". Ein Dreieck weist auf eine alleinstehende Frau hin. Ein Kreuz heißt "Fromm tun lohnt sich hier". Ein Häkchen signalisiert: "Hier sollte man krank spielen, um Mitleid zu erregen".

Der Fall in Straelen ist aber nach Informationen der Polizei im Kreis Kleve ein Einzelfall. "Das Phänomen ist schon lange nicht mehr aufgetaucht, es tritt immer seltener auf", sagt Jakobi. Für den 51-jährigen Bewohner an der Hölderlinstraße ist das Zeichen außerdem mehr Schutz als Gefahr: Ein Hund schreckt schließlich ab.

Dennoch rät die Polizei den Bürgern, nachzuschauen, ob am Haus Zeichen aufgemalt sind. Falls ja, sollten diese möglichst schnell entfernt werden — besonders wenn die Zeichen auf das Haus als lohnendes Objekt hinweisen oder auf die Gutmütigkeit der Bewohner.

Seit dem 12. Jahrhundert gibt es die sogenannten "Gaunerzinken", die auch auf Briefkästen, Fenster oder Gartenzäune gemalt oder geritzt werden. Hausierer, Kesselflicker und Wohnungslose wiesen sich damit gegenseitig darauf hin, wo es kostenlose Schlafmöglichkeiten gab, wo man etwas zu Essen bekam oder wo sich das Betteln lohnte. Damals waren die vielsagenden Zeichen auch an öffentlichen Orten angebracht.

(RP)
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