Straelen Straelens Doppelspitze in bewegter Zeit

Straelen · In einem neuen Buch beschreibt Horst Glatzel die Jahre nach dem Krieg. Sein Vater Heinrich leitete mit Hermann Basten die Geschicke der Stadt. Sie brachten den Rathaus-Bau auf den Weg.

 Im kleinen Ratssaal des Straelener Rathauses erzählt Horst Glatzel den Zuhörern über die Entstehungsgeschichte des neuen Buches.

Im kleinen Ratssaal des Straelener Rathauses erzählt Horst Glatzel den Zuhörern über die Entstehungsgeschichte des neuen Buches.

Foto: Binn

"Hermann Basten und mein Vater, Heinrich Glatzel, haben nie in diesem Sitzungssaal gesessen. Sie haben aber mit dem damaligen Stadtrat die Weichen für den Rathausneubau gestellt. Das war ihre letzte gemeinsame Amtshandlung." Es waren bewegende Worte von Horst Glatzel, Sohn des ehemaligen Bürgermeisters Heinrich Glatzel, der von 1948 bis 1968 mit Hermann Basten die kommunale Doppelspitze in Straelen bildete.

Sie wirkten bei den Gästen der Buchpräsentation im voll besetzten Sitzungssaal des Rathauses nach. Das war deutlich an den Gesichtern abzulesen.

Horst Glatzel ist, mit eigenen Worten, zwar in Straelen geboren und aufgewachsen und hat dort sein Abitur gemacht, hat aber die meiste Zeit in Bonn verbracht. Er war Wegbegleiter im Bundeskanzleramt von Helmut Kohl und Angela Merkel. Der Nachlass seines Vaters habe den Ausschlag für das nun entstandene Buch gegeben.

Der Sohn hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Lebenswerk, die Nachkriegszeit mit Militärregierung in Straelen, zu dokumentieren. 20 Jahre lang hat die Doppelspitze Glatzel/Basten überaus positiv zusammengearbeitet. Heinrich Glatzel musste die Entnazifizierungsphase durchlaufen und das Erbe des Zweiten Weltkrieges verwalten. Eine schwere Zeit. Die Nachkriegszeit war für beide Verantwortlichen eine sehr große Herausforderung. Und es scheint, als wiederhole sich die Geschichte. 1060 Flüchtlinge und Vertriebene kamen 1948 nach Straelen. Für sie mussten Wohnungen gesucht werden, die Kinder mussten unterrichtet und die Versorgung mit Lebensmitteln musste sichergestellt werden.

Nach dem Krieg war vieles "Brachland". Es galt, den Wiederaufbau zu organisieren. Der Aufbauwille des damaligen Gemeinderates sei bewundernswert gewesen, so Glatzel.

In den Jahren zwischen 1948 und 1968 entstanden Schulen, das Wasserwerk, Straßen- und Kanalbau wurden vorangetrieben und das erste Hallenbad wurde gebaut. Dabei wurde bei Heinrich Glatzel und in der Verwaltung das Wort Sparen "großgeschrieben". Es gab einen ausgeglichenen Haushalt, und Kredite wurden nur aufgenommen, wenn es unumgänglich war. Aber auch die Freude am Leben hatten die Straelener nicht verloren. Bereits 1947 gab es die erste Karnevalsveranstaltung, 1948 den ersten Karnevalsprinzen.

Dass Horst Glatzel dieses geschichtliche Nachschlagewerk nicht alleine auf die Beine gestellt hat, daran ließ er keinen Zweifel. Er bedankte sich bei Bürgermeister Hans-Josef Linssen für die Unterstützung, bei Stadtarchivarin Claudia Kurfürst und ihrem Vorgänger Bernhard Keuck für die vielen Dokumente und Fotos, die er einsehen und benutzen konnte, und bei Hanne Jellacic, der Tochter von Hermann Basten, für manches Foto aus vergangenen Zeiten.

Es war eine Zeitreise, besonders für diejenigen, die Heinrich Glatzel als Lehrlinge erlebt haben. Sie und die Amtsnachfolger als "Doppelspitze" saßen teilweise mit im Publikum und ließen alles Revue passiere.

Das Buch ist zum Preis von 15 Euro im Buchhandel und im Straelener Stadtarchiv erhältlich.

(lin)
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