Geldern Tolles Theater auf Hartefelder Bühne

Geldern · Auf einen unterhaltsamen und gewiss auch heiteren Theaterabend hatte sich das Publikum in der Hartefelder "Dorfschmiede" ganz sicher eingestellt. Dass das Theaterensemble der St.-Antonius-Bruderschaft jedoch ein solches Feuerwerk an markigen Sprüchen, Wortwitz und überzeugender Darstellung über die Bühnenrampe schicken würde, übertraf offenbar die Erwartung der Gäste, die sich mit begeistertem Applaus bei den Akteuren um Spielleiterin Claudia Degenhardt bedankten.

 Flotter Dreiakter, der vom Publikum abgefeiert wurde: "Bescherung unterm Tannenbaum" ist in der "Dorfschmiede" aufgeführt worden.

Flotter Dreiakter, der vom Publikum abgefeiert wurde: "Bescherung unterm Tannenbaum" ist in der "Dorfschmiede" aufgeführt worden.

Foto: Seybert

Reichlich Schwung in den Saal brachte der Dreiakter "Bescherung unterm Tannenbaum" von Erich Koch. Dazu noch viele "Weisheiten", die mal den männlichen, mal den weiblichen Gästen im Saal vor Lachen die Tränen in die Augen trieben. So erfuhren die Damen, Männer seien der "Alptraum des Universums". Allzu begeisterte Zuschauerinnen wurden jedoch schnell eingefangen mit dem Spruch "Frauen, die sich aufregen, bekommen Orangenhaut!" Selbstverständlich geht es um die Liebe, wenn sich zwei junge Leute am festlich geschmückten Tannenbaum verloben sollen. Dass die Brautmutter Pia (Erika Großmann) die Liebe deutlich anders definiert als die Braut Jule (Carina Lehmann) wurde schnell klar. So wurde Jules Einwand, Geld allein mache nicht glücklich, auch rasch durch Pia gekontert: "Mag sein, aber ohne Geld fängt das Glück erst gar nicht an!" Jules Bedenken waren nachvollziehbar, als der vermeintliche Bräutigam Uwe (Niklas Verhoeven) tollpatschig, verklemmt und bemerkenswert unselbstständig die Bühne betrat. Soweit schien die Lage für den geübten Theaterbesucher noch übersichtlich, wäre da nicht Oma Lore (Maria Janßen) gewesen. Absolut liebenswert, aber ebenso schwerhörig kippte sie die Handlung ein ums andere Mal.

Dabei war ihre im Lauf des Abends 14 Mal gestellte Frage aufgrund des nahenden Weihnachtsfestes durchaus nachvollziehbar: "Wann ist eigentlich Bescherung?" Indes regelten die Ehemänner Leo (Michael Idahl) und Cäsar (Markus Flügel) die meisten Probleme auf ihre Art: Kräuterschnaps und Glühwein. Entsprechend spektakulär ein Auftritt von Cäsar, bei dessen Sturz über den Tannenbaum die erste Reihe vernehmlich zuckte.

Obschon Cleo (Cordula Seifert), die Mutter des vorgesehenen Bräutigams, sich alle Mühe gab, ihren Plan umzusetzen, geriet dieser mit dem Erscheinen eines inzwischen erwachsenen "Findelkindes" Martin (Felix Hänsch) endgültig ins Wanken. Plötzlich wirbelten die Hormone zwischen Martin und Jule und als dann auch noch Oma Lore und der Bettler Karl (Andreas Dennes) verliebte Blicke austauschten, schien alles verloren. Doch es kam schlimmer, denn plötzlich stand die Frage im Raum, wer eigentlich der Vater des Findelkindes Martin ist...

Der Tannenbaum wackelte jedenfalls mehrfach bedenklich. Einmal, als es um voreheliche Geheimnisse der älteren Herren ging. Ein anderes Mal, als das Publikum seine Akteure zum Schluss frenetisch feierte. Wer das auch live erleben möchte, hat dazu am 26. und 27. November, jeweils ab 19.30 Uhr, noch die Gelegenheit. Karten für je acht Euro an der Abendkasse.

(hvs)
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