Geldern Trotz Endometriose zum eigenem Kind

Geldern · Lotte van Amersfoort aus Geldern hat eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Nach einer OP hat sie jetzt ihr erstes Baby bekommen.

Chefarzt Darius Salehin im Gespräch mit einer Patientin.

Chefarzt Darius Salehin im Gespräch mit einer Patientin.

Foto: BULLIK.PHOTOGRAPHY

Die junge Mutter hält ihr Baby im Arm. Der kleine Leo kuschelt sich mit geschlossenen Augen und zufriedenem Gesicht an sie. Lotte van Amersfoort lächelt: Leo ist ein Wunschkind. Er soll nicht lange Einzelkind bleiben. Dass Leo auf der Welt ist, ist ein Glück für seine Eltern und einer erfolgreichen Behandlung im Endometriosezentrum des evangelischen Krankenhauses Bethesda in Mönchengladbach zu verdanken. Endometriose ist ein häufiger Grund für ungewollte Kinderlosigkeit. Lotte van Amersfoort litt viele Jahre darunter.

Heftigste Bauchschmerzen, Schmerzen im After, im Rücken, in Armen und Beinen: Lotte van Amersfoort hat eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Die heute 32-Jährige hatte zeitweise während ihrer Regelblutung so starke Schmerzen, dass sie nur auf dem Rücken liegen konnte. Auch in Darm traten regelmäßig heftige Schmerzen auf. Beschwerden im Rücken und in Armen und Beinen folgten keinem Muster und wurden auf einen einige Jahre zurückliegenden Unfall geschoben. Alles in allem war die junge Niederländerin, die seit sechs Jahren in Deutschland lebt, durch ihre Schmerzen im Alltagsleben stark eingeschränkt.

Die deutschen Ärzte diagnostizieren endlich Endometriose, halten die Krankheit aber nicht für sehr ausgeprägt. Eine Darmspiegelung bringt kein Ergebnis. "Der Arzt war davon überzeugt, dass es im Darm keine Endometriose geben kann", erzählt Lotte van Amersfoort. Entsprechend dieser Überzeugung hat er auch nichts gefunden. Schließlich hört die inzwischen in Geldern lebende Niederländerin vom Endometriosezentrum im Bethesda, das vom Endometriosespezialisten Darius Salehin geleitet wird. "Nach einem zehnminütigen Gespräch war klar, woher alle meine Beschwerden kommen", sagt sie.

Geldern: Trotz Endometriose zum eigenem Kind
Foto: Rietdorf Angela

Endometriose ist eine Krankheit, an der etwa zehn Prozent aller Frauen zwischen Pubertät und Wechseljahren leiden. Die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) bildet sich normalerweise in der Gebärmutter, baut sich auf und wird dem weiblichen Zyklus entsprechend wieder abgestoßen. Bei der Endometriose genannten Krankheit wächst Gebärmutterschleimhaut auch außerhalb der Gebärmutterhöhle: im Becken, den Eierstöcken, den Eileitern oder der Scheide. In seltenen Fällen findet sich die Wucherung aber auch in der Lunge oder im Darm wie bei Lotte van Amersfoort. Diese "Gebärmutterschleimhaut am falschen Ort" kann auf die Veränderungen des Hormonspiegels reagieren und durchläuft ebenso einen monatlichen Zyklus. Das führt zu heftigen Schmerzen, aber auch zu Entzündungen und Zysten, weil das abgestoßene Gewebe nicht ausgeschieden werden kann.

Endometriose ist oft ein Grund für Kinderlosigkeit, weil Verwachsungen und Entzündungen zu Unfruchtbarkeit führen. Bei Lotte van Amersfoort waren es die Schmerzen und die vielen Schmerzmittel, die gegen eine Schwangerschaft sprachen. Direkt nach der OP aber stand der Kinderwunsch der jungen Frau ganz oben. "Ich habe direkt im Aufwachraum nach der Möglichkeit einer Schwangerschaft gefragt", erzählt sie lachend, während sie ihr Baby auf dem Arm hält. "Die Schwangerschaft war unglaublich schön. Ich war fit, habe Sport getrieben, es ging mir sehr gut."

Im Endometriosezentrum des Bethesda unter der Leitung von Chefarzt Darius Salehin werden pro Jahr rund 500 Patientinnen behandelt und 460 Operationen durchgeführt. Es hat ein überregionales Einzugsgebiet und bietet Endometriosesprechstunden an. Viele Frauen verdanken der Behandlung nicht nur ein Ende der Schmerzen, sondern auch die Möglichkeit, sich den Kinderwunsch zu erfüllen.

(RP)
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