Interview mit JVA-Leiter in Geldern Was Uli Hoeneß im Gefängnis erwartet

Geldern · Nach der Hoeneß-Erpressung: Gelderns JVA-Leiter Karl Schwers spricht mit unserer Redaktion über Promi-Bonus, 24-Stunden-Überwachung und Gewalt hinter Gittern.

 Karl Schwers leitet die Justizvollzugsanstalt in Pont.

Karl Schwers leitet die Justizvollzugsanstalt in Pont.

Foto: Evers

Uli Hoeneß sollte vor seiner Haft erpresst werden. Jetzt haben viele Bayern-Fans Angst, dass ihm in der JVA Landsberg etwas passiert. Zurecht?

Karl Schwers Grundsätzlich nein. Wir versuchen, alle Gefangenen so gut wie möglich vor Angriffen zu schützen. Und wenn wir wissen, dass ein Gefangener bedroht wird, kann der Aggressor beispielsweise in eine andere Anstalt verlegt werden, damit der Druck aufhört. Der Bedroher muss dann die Konsequenzen spüren, nicht etwa das Opfer.

Uli Hoeneß verabschiedet sich von seinem FC Bayern München
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Foto: dpa, ah fpt

Uli Hoeneß wollte wegen der Bedrohung sogar in ein anderes Gefängnis als in Landsberg.

Schwers Das können sich verurteilte Straftäter nicht aussuchen - auch wenn es natürlich Ausnahmen in begründeten Fällen geben kann.

Hatten Sie in Ihrer Laufbahn eigentlich schon Berührung mit Promis hinter Gittern?

Schwers Nein. Aber wir hatten hier in Geldern schon Täter, die wegen ihres Deliktes in der Öffentlichkeit bekannt sind. Dazu zählte beispielsweise Hans-Jürgen Rösner, einer der Geiselgangster von Gladbeck.

Zurück zu Uli Hoeneß, der nun offenbar Angst vor Gewalt während seiner Haft hat. Ist diese Befürchtung berechtigt?

Schwers Es ist im vergangenen Jahr eine Studie veröffentlicht worden, dass Gewalt im Vollzug schon ein Problem darstellt. So soll in Deutschland jeder vierte Gefangene schon mal Opfer von Gewalt geworden sein. Darauf reagieren wir aber mit null Toleranz.

Was bedeutet das?

Schwers Natürlich wird eine Strafanzeige von uns erstattet. Daneben drohen dem Gewalttäter hausinterne Strafen bis zum Arrest, wo er maximal vier Wochen von allen Gemeinschaftsveranstaltungen ausgeschlossen wird. Er wird von anderen Gefangenen isoliert. Es gibt keinen Zugang zu Radio, TV oder Zeitungen.

Könnte man einen Uli Hoeneß auch selbst isolieren, damit ihm niemand in Landsberg etwas tun kann?

Schwers Das halte ich für keine gute Lösung. Wir wollen die Gefangenen ja nicht 24 Stunden in ihrer Zelle einsperren, ohne menschliche Kontakte. Wir wollen die Gefangenen ja auch nicht kaputt, sondern wieder fit fürs Leben danach machen.

Also muss ein Uli Hoeneß doch schon irgendwie mit Gewalt während der Haft rechnen?

Schwers Eine 24-Stunden-Überwachung mit Sicherheitsgarantie gibt es natürlich in keinem Gefängnis. Doch meistens reicht es schon, ihn mit Gefangenen zusammenzulegen, die sich ordentlich verhalten und den Neuanfang auch schaffen wollen.

In Landsberg gab es sogar einen Tag der offenen Tür, an dem die Medien vorab die Zelle von Hoeneß begutachten und filmen dürften.

Schwers Das würde ich nie machen. So darf man einen Gefangenen nicht der Öffentlichkeit vorführen, auch wenn er noch gar nicht in Haft ist.

(RP)
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