Geldern Unimicron plant Umzug zum Pannofen

Geldern · Phönix aus der Asche: Der Leiterplattenhersteller - bis zur Umbenennung im Januar noch "Ruwel" - will nach dem zerstörerischen Großbrand jetzt gleich ganz neu bauen. Eine Investition im Bereich von etwa 100 Millionen Euro.

Der Standort - die dreieckige Fläche links ist optional.

Der Standort - die dreieckige Fläche links ist optional.

Foto: Google Earth/Unimicron

Man wolle "aus dem, was wie eine Bedrohung aussah, eine Gelegenheit machen", sagt Gerard van Dierendonck, Chef von "Unimicron Germany", wie der Leiterplattenhersteller Ruwel seit Mitte Januar heißt. Das Unternehmen plant jetzt nicht mehr den Wiederaufbau des Betriebsteils, der bei dem verheerenden Feuer Ende Dezember zerstört wurde. Jetzt geht es um den Bau eines komplett neuen Werks an einem neuen Standort. "Wenn es eine Gelegenheit gab, dann jetzt", sagt van Dierendonck.

 Links: Das China-Restaurant an der Bundesstraße 58. Auf dem Gelände gegenüber, heute Ackerfläche, will Unimicron bauen.

Links: Das China-Restaurant an der Bundesstraße 58. Auf dem Gelände gegenüber, heute Ackerfläche, will Unimicron bauen.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Unimicron will zum Gewerbegebiet Am Pannofen ziehen. Vorgesehen ist ein rund 34.000 Quadratmeter großes Areal an der Bundesstraße 58, direkt an der Kreuzung Am Pannofen, heute ein Acker. Die Fläche liegt gegenüber dem China-Restaurant an der B 58 und in Nachbarschaft zum Wohnmobil-Anbieter "Gelderland-Mobile". Sie gehört der Stadt Geldern, die es derzeit noch an einen Landwirt verpachtet.

Unimicron erhofft sich viel von dem Umzug. Der Werksteil, der in der Nacht zum 28. Dezember abgebrannt ist, war der erst 2001 fertiggestellte, neuere Teil der Firma. Die erhaltenen, älteren Bereiche wurden seit dem Ende der 1940er Jahre nach und nach aufgebaut. Heute liegt das Unternehmen Am Holländer See nicht nur verkehrstechnisch ungünstig zwischen Wohngebieten. Auch die Wege für die Produktionsschritte auf dem Betriebsgelände selbst sind kompliziert und unpraktisch. "Das ist logistisch gesehen ein absolutes Desaster, das wir hier haben", sagt van Dierendonck. "Da sind wir mit einem neuen Werk viel besser aufgehoben." Der Vorstand des Unimicron-Mutterkonzerns in Taiwan hat in der vergangenen Woche Grünes Licht für den Neubau gegeben.

Der eigentliche Anstoß zum Umzug kam aber von Seiten der Stadt. Für die soll die Veränderung nämlich "eine deutliche Entspannung" bedeuten, sagt Bürgermeister Sven Kaiser. Am Pannofen gebe es kaum Anwohner, das sei der richtige Ort für Gewerbe, man hat kurze Wege zur Autobahn. Am bisherigen Standort hingegen liegen nicht nur ältere Wohnhäuser in nächster Nähe, auch die Neubaugebiete des Niersparks wachsen auf den Betrieb zu. Von dem Unimicron-Werk würden Grundstücksinteressenten abgeschreckt. "Die Leute gucken sich ja dann in der Umgebung um. Teilweise hatten wir schon Rückmeldungen von Leuten, die uns sagten: Da riecht es aber komisch."

Die heute festzustellende Geräusch- und Geruchsbelastung der Umgebung werde beim Neubau aber deutlich weniger werden, verspricht Gerard van Dierendonck: "Für das neue Werk werden wir noch bessere Filter einbauen, noch bessere Technologie benutzen."

"Das Projekt hat für uns Priorität eins in der Planungsabteilung", sagt der Bürgermeister der Stadt Geldern. Man arbeite gemeinsam mit der Politik eilig daran, alle Planungsarbeiten einzuleiten - unter anderem heute Abend im Stadtrat. "Wir haben noch nichts unterschrieben, aber wir sind uns einig", erklärt Gerard van Dierendonck die Lage.

Wenn alles ideal läuft, könnte ab Anfang 2018 am neuen Standort die Produktion anlaufen, parallel zum laufenden Betrieb im alten Werk. Im Laufe des Jahres würde der Neubau dann komplettiert und der Umzug abgeschlossen - Anfang 2019 könnte alles über die Bühne sein.

Theoretisch jedenfalls - der Zeitplan ist äußerst optimistisch aufgestellt worden. Das Investitionsvolumen werde nach erster grober Schätzung etwa im Bereich von 100 Millionen Euro liegen, sagt Gerard van Dierendonck. Dabei werden die Kosten für den Neubau des abgebrannten Werksteils - geschätzt 40 bis 45 Millionen Euro - nach wie vor durch die Versicherung getragen, betont er.

(RP)
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