Geldern Unimicron stoppt 100-Millionen-Projekt

Geldern · Unimicron - einst Ruwel - gibt den Plan zum Neubau am Pannofen auf. Stattdessen: Wiederaufbau an alter Stelle.

 Im Dezember brannte das halbe Leiterplatten-Werk ab - hier ein Luftbild der schwelenden Trümmer.

Im Dezember brannte das halbe Leiterplatten-Werk ab - hier ein Luftbild der schwelenden Trümmer.

Foto: Arnulf Stoffel

Dabei hatte es so gut ausgesehen. Man plante den europaweit seltenen Schritt, ein komplettes Leiterplattenwerk neu zu bauen; eine Investition im Bereich von 100 Millionen Euro - und das in Geldern. Der Unimicron-Mutterkonzern habe grünes Licht gegeben, hieß es. Man sei sich einig mit der Stadt, die Versicherung für den Feuer-Schaden nach dem verheerenden Brand im Dezember spiele mit.

Und jetzt das: Unimicron Germany, ehemals Ruwel, verabschiedet sich vom Umzug zum Gewerbegebiet am Pannofen. Neuer Plan: Wiederaufbau am bisherigen Standort am Holländer See. Alles wieder auf Anfang.

"Wir sehen, dass wir in allen Richtungen auf Verzögerungen zulaufen", begründet der Geschäftsführer Gerard van Dierendonck das Umschwenken. "Es würde viel länger dauern, bis wir am Pannofen produzieren könnten." Zugleich sehe man sich "Herausforderungen" durch die Kunden gegenüber: "Die wollen so schnell wie möglich wieder Leiterplatten aus Geldern haben."

Konkret habe sich gezeigt, dass der Baugrund am Pannofen nicht so gut sei wie gedacht. Zum anderen sei man "sehr optimistisch gewesen, was Genehmigungen angeht". Eine Reihe von Behördenvorgängen würden insgesamt länger brauchen als angepeilt.

Dabei hatte die Stadt Geldern wirklich alles eingestielt, damit es klappte. Bis hin zu Grundstücksgeschäften: "Wir haben in der Politik schon die Beschlüsse gefasst, weitere Flächen zu erwerben", so Bürgermeister Sven Kaiser auf Anfrage.

Der Grund: Unimicron habe seine ursprünglichen Baupläne verändert. Das Werk sollte größer werden als anfangs präsentiert und hätte damit nicht mehr auf das Land gepasst, das die Stadt zur Verfügung stellen konnte. Also leitete die Politik den Kauf der noch fehlenden Bereiche in die Wege.

Allerdings hätten wohl gerade die Verfahren um diese zusätzlichen Grundstücke nicht in den sehr engen Zeitplan gepasst. Der Beschluss besteht nun trotzdem weiter, auch, wenn der Anlass weggebrochen ist. Geldern entstehe daraus aber kein Schaden, so Bürgermeister Kaiser: Auf lange Sicht könne man die Flächen brauchen. Die Entscheidung von Unimicron sei "schade", aber er könne sie nachvollziehen, stellt er fest und ergänzt: "Wir tun alles, damit die Arbeitsplätze in Geldern erhalten bleiben."

Was das betrifft, müsse sich niemand Sorgen machen, betont Gerard van Dierendonck: "Unimicron will wieder aufbauen und den Standort Geldern halten." Das sei sicher. "Wir haben schon für viele Millionen Euro neue Maschinen bestellt. Das würden wir doch sonst niemals tun."

Der Wiederaufbau soll vorzugsweise auf den Fundamenten des abgebrannten Werksteils erfolgen oder, wie zuallererst angedacht, auf der Freifläche daneben - je nachdem, was schneller gehe. Einen Imageverlust durch das Hin und Her fürchte man nicht. Man handle im Interesse der Kunden, und das würden diese verstehen. Die nun gefällte Entscheidung sei, so der Geschäftsführer, "definitiv".

(RP)
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