Geldern "Unsichere Leitung" für Bürgerdaten zu Briefwahlunterlagen

Geldern · Wer bis zum Anfang dieser Woche über das Online-Formular auf der Internetseite der Stadt Geldern Briefwahlunterlagen bestellt hat, hat seine Daten dabei verhältnismäßig unsicher auf die Reise geschickt. Die Eingaben - Name, Anschrift, Geburtsdatum - wurden über die Seite nämlich bis Dienstagmittag unverschlüsselt an das Netz des Kommunalen Rechenzentrums übertragen.

Mitglieder der Piratenpartei waren auf diesen Umstand aufmerksam gemacht worden und schlagen Alarm: "Das ist ein Datenschutzproblem", prangert Tim Reuter vom Piraten-Kreisverband an. Eine unverschlüsselte Übertragung kann von Hackern relativ leicht ausgspäht werden. Zwar sind die abgefragten Informationen nicht gerade hochsensibel, aber simple Sicherheitsstandards sollten doch gelten, betont Reuter: "Das sind personenbezogene Daten." Verbrecher könnten damit schon etwas anfangen.

Das Programm für das Formular wurde vom Kommunalen Rechenzentrum zur Verfügung gestellt. Für die Bereitstellung auf der Seite der Stadt ist diese verantwortlich. Einmal auf den Rechnern des Kommunalen Rechenzentrums angekommen, seien die Daten - egal, wie sie dahin übertragen wurden - sicher, erläutert die Stadt zu der Sache. Ein Problem könne aber darin liegen, dass die Rechner und Systeme von Normalbürgern weit weniger gut geschützt sind. "Nachdem dies thematisiert wurde, entschied sich die Stadt Geldern, vor allem wegen des geschützten Geburtsdatums, zur Umstellung auf die HTTPS-Technik, die die Angaben verschlüsselt", so Sprecher Herbert van Stephoudt.

Das Formular mit unverschlüsselter Übertragung stand seit dem 14. August online. Die Stadt will mit Verweis auf das Wahlgeheimnis nicht preisgeben, wie viele Bürger es seitdem genutzt haben. Man wolle keinesfalls Gefahr laufen, das Wahlverhalten der Menschen irgendwie zu beeinflussen, hieß es. Die Betroffenen würden aber "schriftlich darüber informiert, dass zumindest die Möglichkeit des Auslesens bestanden hat", so van Stephoudt.

Der Unterschied zwischen gesicherten und unsichereren Verbindungen ist meist leicht zu erkennen. Das Kürzel "http" in der Adresszeile des Browserfensters steht für unverschlüsselte Datenübertragung. Die Buchstaben "https" weisen auf die Verschlüsselung hin. Die meisten Menschen dürften das zumindest von Internetseiten kennen, auf denen es um Geld geht - vom Online-Handel bis zum Online-Banking.

Wer online Briefwahlunterlagen anfordert, bekommt zusätzlich zu diesen übrigens grundsätzlich per Post eine Kontrollmitteilung mit der Information über den Vorgang an seine Meldeadresse geschickt. Das soll ausschließen, dass Unbefugte unentdeckt die Wahlunterlagen irgendwelcher Bürger ordern und für Wahlbetrug nutzen.

(RP)
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