Geldern Unter Milliarden von Sternen: Erfahrungen zweier Rückkehrer

Geldern · Ein unbeschreiblich schöner Sonnenuntergang, und dann: Milliarden leuchtender Sterne. So beschreibt die 19-jährige Jule Wolters die Aussicht bei einer dreitägigen Segeltour in Australien.

Sie und ihr Freund Sem Klunder haben sich vergangenes Jahr im Oktober auf die Reise gemacht zu "Work and Travel" in Australien. Ohne genaue Vorstellung von dem fernen Kontinent haben sie ihre Sachen gepackt, sich von Familien und Freunden verabschiedet, und sind losgezogen.

Ankunftsort war Melbourne. "Wir hatten vorher beide circa 2500 Euro gespart. In den ersten zwei Monaten haben wir uns damit durchgeschlagen", erzählt Jule. Um ein bisschen Geld zu sparen haben die beiden in Ballarat das so genannte "Woofing" gemacht: "Arbeit für Unterkunft". "Wir haben bei Leuten übernachtet und gegessen, dafür haben wir dann die Ziegen gemolken oder das Unkraut gezupft." Ihr nächster, langer Aufenthalt war Innisfail. Über eine Jobvermittlung für 150 australische Doller haben die beiden dort einen Job bekommen. "Es war gar nicht so leicht, einen Job für uns beide zusammen zu finden", sagt Jule. Fünf Monate lang lebten sie in einem Workinghostel und arbeiteten auf einer Bananenfarm - Blätter von den Stauden knipsen.

Für Mädchen sei es schwieriger, Stellen zu finden, weil die Arbeit oft sehr anstrengend sei, meint Jule. "Die ersten zwei Tage auf der Bananenfarm waren die schlimmsten", erzählt Jule: Ich hatte dicke Blasen an den Fingern und Muskelkater. Ich hab vorher noch nie so hart gearbeitet. Ich bin weinend nach Hause gekommen."

Viele denken bei Australien an giftige Schlangen und Spinnen. Jule sieht das ganz gelassen: "Spinnen habe ich zum Glück fast gar nicht gesehen. Dafür waren manchmal zwischen den Bananen Schlangen versteckt." Irgendwann sei das ganz normal für sie geworden.

Nach fünf Monaten Arbeit haben sich Jule und Sem mit einer Italienerin und zwei Kölnern wieder auf den Weg gemacht. "Der Abschied von den anderen Leuten im Workinghostel war einer der traurigsten Momente. Ich hatte die Leute alle so in mein Herz geschlossen", sagt Jule. Aber das gehört nun mal mit dazu.

Sie erzählt von vielen tollen Touren, die sie zu fünft erlebt haben. Sie kauften sich einen Van, in dem sie tourten und schliefen. Erst lief alles gut, irgendwann wanderte die italienische Begleiterin ab, weil es wegen unterschiedlicher Interessen immer öfter Streit gab. Dann das einzige Mädchen zu sein war für Jule aber kein Problem. "Die Jungs haben nach meiner Nase getanzt: Wenn ich shoppen wollte, sind wir shoppen gegangen", erzählt sie lachend. Ihr Freund und sie kamen auch gut miteinander klar. "Natürlich gab es mal Meinungsverschiedenheiten. Aber wir waren ja nicht 24 Stunden beieinander und haben auch andere Leute kennengelernt. Ich fand es eher schwierig wieder zurück in Deutschland nicht jeden Tag bei ihm zu sein."

In Deutschland war es für die 19-Jährige etwas komisch, in den normalen Alltag zurückzukehren. Das Fernweh sei groß. All ihre Freunde hätten mittlerweile Jobs oder studierten außerhalb von Kleve, erklärt sie. Für Jule ist klar: Nach ihrem Studium will sie noch mal nach Australien.

(RP)
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