Geldern Veert: Echter St.-Martin-Festkettenträger

Geldern · Jedes Jahr werden in Veert 1500 Martinstüten gepackt und über 10 000 Euro für die Süßigkeiten ausgegeben. Für die Herbstkirmes bekam nun der Mann die Festkette, der seit über 50 Jahren Veerts ganz eigener St. Martin ist.

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Foto: Sabine Kricke

Zum ersten Mal seit zehn Jahren wird zur Herbstkirmes wieder eine Festkette verliehen und dieses Mal hätte es niemand Passenderen treffen können. Bei der Versammlung der Geselligen Vereine Veert 1962 am vergangenen Montagabend wurde der Ordensträger enthüllt: Es ist Herbert Dyx und ihm zur Seite steht als Adjutant Frank Osterberg.

Mit Dyx würde nun "erstmals eine verdiente Person aus einem kleinen Verein geehrt", erklärte Theodor Aengenheister, der Präsident der Geselligen Vereine. Dyx bekomme die Festkette wegen seiner "außergewöhnlichen Dienste zur Wahrung der Traditionen der Veerter Ortschaft".

 Von links: Frank Osterberg (Adjutant), Theodor Aengenheister (Präsident der Geselligen Vereine), Herbert Dyx (Festkettenträger der Herbstkirmes) und Heinz Manten (Ortsbürgermeister).

Von links: Frank Osterberg (Adjutant), Theodor Aengenheister (Präsident der Geselligen Vereine), Herbert Dyx (Festkettenträger der Herbstkirmes) und Heinz Manten (Ortsbürgermeister).

Foto: Gerhard Seybert

Warum genau? Eigentlich ist es ganz simpel, denn Herbert Dyx ist wortwörtlich Veerts ganz eigener St. Martin. "1959 haben wir im Ortsteil A gebaut und als die Nachbarschaft dort immer größer wurde, wurden wir gefragt, ob wir nicht beim Martinskomitee den Ortsteil vertreten können", erinnert sich Herbert Dyx, der anschließend mit seinem leider bereits verstorbenen Mitstreiter Aluis Herring Geld und Weizenmehl sammelte. Damit wurden Brötchen gebacken und der Inhalt für die St.-Martins-Tüten eingekauft. 1962 hat Dyx den Kassiererposten im Martins-Komitee angenommen, den er bis heute erledigt. Seit 1970 kümmert er sich um den Einkauf für die Martins-Tüten sowie um die Geschenke für die Verlosung, die im Anschluss von seiner Frau Annemarie immer schön verpackt werden.

Doch damit noch lange nicht genug, denn von 1981 bis 2012 ritt Herbert Dyx, bis auf wenige Ausnahmen, stets selbst als St. Martin beim Laternenzug mit. "Doch vorher habe ich immer die Kindergärten besucht, um den Kleinen die Angst zu nehmen", erinnert er sich. "Da muss man Ruhe ausstrahlen, damit die Kinder sich nicht vor einem fürchten."

Und noch vor den Kindern besuchte Dyx zahlreiche Senioren, um den über 80-Jährigen, als St. Martin versteht sich, ebenfalls eine Tüte zu bringen. Auf die Frage hin, was ihm denn am meisten bei seiner Arbeit gefällt, antwortet Dyx: "Die leuchtenden Kinderaugen, egal in welchem Alter." Herbert Dyx zeichnet sich aber nicht nur durch seine Güte aus, sondern auch durch seine Bescheidenheit. Er selbst schaffte die separaten Tüten für unterschiedliche Vereine und sogar die Tüten für das Martinskomitee selbst ab, "denn jeder Euro der übrig bleibt wird wieder in den Umzug gesteckt." Und, ja, das heißt, dass Dyx erst vor kurzem seine erste Martinstüte seit Jahrzehnten bekommen hat, als er nämlich selbst in die "Über-80-Senioren"-Kategorie rutschte.

"Ich bringe die Tüte dann für meine Familie und Enkel mit", meint der baldige Festkettenträger, von dem sich der echte St. Martin noch einen halben Umhang abschneiden könnte. Vor zwei Jahren übernahm Dyx' Sohn die barttragende Position an der Spitze des Laternenzuges, während sein Vater immer noch das ganze Jahr fleißig dabei ist, nur das Beste für die Martinstüten zu organisieren. "Ich habe erst vergangene Woche in Münster für 10 000 Euro Süßwaren gekauft", erinnerte er sich. Adjutant Frank Osterberg ist seit 1983 Mitglied im Martins-Komitee, seit 1997 sogar dessen Vorsitzender und hat sich seit mehr als 30 Jahren ehrenamtlich für diesen - und viele andere Vereine - engagiert.

Herbert Dyx wird auch nicht müde zu geben, denn neben seiner Arbeit im Martins-Komitee spielt er den Nikolaus für die Lebenshilfe für Behinderte im Kevelaerer Bühnenhaus sowie im Kindergarten in Veert A. "Aber da habe ich natürlich ein anderes Kostüm", verrät der 82-Jährige, "denn die Kinder sollen ja nicht denken, dass der Nikolaus und St. Martin das Gleiche sind."

Das Gleiche vielleicht nicht, aber dank Herbert Dyx sind beide realer, als sie es in der Vergangenheit vielleicht jemals waren.

(cnk)
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