Geldern Veerts Williksche Mühle wieder belebt

Geldern · Das junge Ehepaar Schwetje-Kuytz wagt sich an die Restaurierung des alten Gebäudes. Zu 99 Prozent soll das in Eigenleistung geschehen. Parallel dazu entsteht ein Buch zur langen Geschichte der alten Wassermühle.

 Die neuen Besitzer Robert Kuytz und Susanne Schwetje-Kuytz restaurieren die Mühle liebevoll (oben). Wie unten sah die Williksche Mühle aus, als das Wehr noch zu sehen war.

Die neuen Besitzer Robert Kuytz und Susanne Schwetje-Kuytz restaurieren die Mühle liebevoll (oben). Wie unten sah die Williksche Mühle aus, als das Wehr noch zu sehen war.

Foto: Gerhard Seybert/ Foto: Kreisarchiv

Alleine sind Susanne Schwetje-Kuytz und ihr Mann Robert Kuytz auf ihrer Baustelle eigentlich nie. "Es gibt viel Interesse in der Bevölkerung", sagt Kuytz, der aktuell das Dach bei der alten Willikschen Mühle in Veert neu deckt. Wer ihnen bei den Arbeiten über die Schulter schaut, hat oft eine Geschichte auf Lager über eine der letzten Wassermühlen Gelderns.

 Die neuen Besitzer Robert Kuytz und Susanne Schwetje-Kuytz restaurieren die Mühle liebevoll (oben). Wie unten sah die Williksche Mühle aus, als das Wehr noch zu sehen war.

Die neuen Besitzer Robert Kuytz und Susanne Schwetje-Kuytz restaurieren die Mühle liebevoll (oben). Wie unten sah die Williksche Mühle aus, als das Wehr noch zu sehen war.

Foto: Gerhard Seybert/ Foto: Kreisarchiv

Bis nächstes Jahr will das junge Ehepaar die alte Mühle zum Wohnhaus umfunktioniert haben. Viele Jahre stand es nicht gut um das Gebäude. Die Eltern von Susanne Schwetje-Kuytz gehörten zu denen, die oft an der Mühle entlang fuhren und dachten: "Es ist schade, dass nichts passiert." Damals ahnten sie nicht, dass sie einmal selber mit auf der Baustelle stehen und mit anpacken. "Es ist keine Träumerei", sagt Paula Schwetje den Bedenkenträgern, die das alte Gebäude anschauen und nichts weiter sehen als große Lücken. Aber als Tochter Susanne die alte Mühle im Internet als Immobilienangebot sah, wurde erst eine Machbarkeitsstudie gemacht und dann angepackt. "Ich habe ja einen fachkundigen Mann an meiner Seite", sagt die 33-Jährige. Robert Kuytz ist Bauingenieur. "Alte Gebäudestrukturen sind mit mein täglich Brot", sagt der. Ziel ist es, soviel wie möglich von dem zu erhalten, was geht. Hilfe bekommen sie von Familie und Freunden. "Die behaupten, das ist ein riesiger Abenteuerspielplatz für Erwachsene", sagt Kuytz lachend, aber mit dem nötigen Ernst zur Arbeit.

Erstmals erwähnt wird die Williksche Wassermühle 1429. 1438 ist das Gebäude abgebrannt und wurde neu aufgebaut. Es gehörte seit fast 600 Jahren zu Schloss Haag, bis es jetzt seine neuen jungen Besitzer bekam. Ursprünglich gehörte zur Mühle auch das Gebäude auf der anderen Straßenseite, die Gaststätte, die sich unter Jakob Steeger einen Namen machte. "Die bessere Gesellschaft ging da früher Schnittchen essen", weiß Ulrich Schwetje. Er ist der Vater der jetzigen Eigentümerin und möchte ein Buch über die spannende Geschichte der Mühle schreiben. Einen kleinen Höhepunkt gab es sicher 1913, als der Kaiser auf dem Weg zu Schloss Haag an der Mühle vorbeikam.

Die Mühle hatte eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung. Dort wurde nicht nur Getreide gemahlen, sondern auch Rinde zerkleinert und Wolle gewalkt. Angetrieben wurde das Mühlrad durch das Wasser der Niers. Das änderte sich, als am 21. Februar 1938 der sogenannte Durchstich durch den Reichsarbeitsdienst gemacht wurde. Ein Jahr später wurde das Mühlrad an Haus Vlassrath nach Straelen verkauft. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte der Umbau der Wassermühle zum Wohnhaus. Das Historische geriet in Vergessenheit, bis fast nur noch eine Ruine übrig blieb.

Das junge Ehepaar will nach alten Abbildungen den äußeren Zustand wiederherstellen. Sprossenfenster und Gaube sollen an das ursprüngliche Gebäude erinnern. Die Niers fließt immer noch romantisch im Hintergrund vorbei, aber einarmig, nicht etwa zweiarmig, wie zu der Zeit, als die Mühle noch aktiv war.

(bimo)
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