Gelderland Viele Reserven für neue Unternehmen

Gelderland · Der virtuelle Gewerbeflächenpool des Kreises befindet sich in Hälfte zwei der Pilotphase. Kommunen im Gelderland haben kaum Erfahrungen mit dem Instrument. Wertvoll als eine Art Sicherungsnetz bei Ansiedlungswünschen.

 In Wachtendonk wurde im Zuge des Gewerbeflächenpools der Grünstreifen zwischen der Landstraße und dem Industriegebiet Müldersfeld verkleinert. So konnten einige Betriebe mehr Fläche nutzen.

In Wachtendonk wurde im Zuge des Gewerbeflächenpools der Grünstreifen zwischen der Landstraße und dem Industriegebiet Müldersfeld verkleinert. So konnten einige Betriebe mehr Fläche nutzen.

Foto: Thomas Binn

Der virtuelle Gewerbeflächenpool befindet sich in der zweiten Halbzeit. Die wenigsten Städte und Gemeinden des Südkreises haben dieses Instrument bisher nutzen können. Als Hilfsmittel für den Bedarfsfall wird es aber sehr geschätzt, wie eine RP-Umfrage in den Rathäusern ergab.

Ute Stehlmann, Wirtschaftsförderin von Geldern, nennt den Gewerbeflächenpool gut geeignet, um kurzfristig flexibel auf die Standortsuche von Unternehmen zu reagieren und auch langfristig Gewerbeflächen in der Stadt bereitzustellen. Angesichts der Landespolitik des "geringen Flächenverbrauchs" sei er die einzige Möglichkeit, Reserveflächen bereitzuhalten. Geldern konnte in enger Abstimmung mit einem Interessenten eine zusätzliche Fläche, die den Ansprüchen des Unternehmens entsprach, anbieten. Diese Verlagerung wurde aber von der Unternehmensleitung noch nicht realisiert, da das Wachstum der Firma am alten Standort Platz fand. Ute Stehlmann: "Bisher haben wir in den bereits erschlossenen Gewerbegebieten Grundstücke im Angebot - diese gehen aber zur Neige. Während in Walbeck und Kapellen ohnehin nur Platz für die ortsnahe Umsiedlung von Gewerbebetrieben ist, wurden erfolgreich die Gewerbeflächen an der Weseler Straße von der Stadt an viele auch überregional tätige Unternehmen vermarktet."

Mit Hilfe des Gewerbeflächenpools sei es der Stadt jetzt möglich, im Rahmen des durchschnittlichen Verbrauchs der vergangenen Jahre neue Flächen zu entwickeln. Der noch festzulegende Standort wird laut Stadt dann mit den bereits zur Hälfte verkauften Flächen des Dienstleistungsgebietes im Nierspark und weiteren erschlossenen privaten Flächen am Kapellhof ein umfassendes Angebot abrunden.

Uwe Bons, Wirtschaftsförderer in Straelen, hält die Idee nach wie vor für "supergut". Straelen allerdings kann bisher entsprechende Anfragen mit Flächen in Hetzert und im Gebiet für die Gartenbauwirtschaft in Niederdorf befriedigen. "Daher ist der Rückgriff auf den Pool nicht unser erster Gedanke." Doch in Zukunft, gibt Bons zu bedenken, sehe das eventuell anders aus, "dann sind wir froh, dass wir dieses Instrument haben". Die restriktive Flächenausweisungspolitik des Landes erschwere die Erschließung neuer großer Gewerbeflächen. Von daher sieht die Blumenstadt den Pool als eine Art Sicherungsnetz.

"Wir haben mit dem Pool noch keine Erfahrungen sammeln können", berichtet Hans-Josef Bruns, der Wirtschaftsförderer von Kevelaer. Es sei indes ein willkommenes Instrument, um flexibel zu reagieren. Lobenswert an dieser Initiative sei nicht zuletzt, dass die Kirchturm-Politik hintan gestellt wurde. Die Kevelaerer Gewerbeflächen, zum Teil bereits vermarktet, gehören laut Bruns nicht zur Pool-Verfügungsmasse. Johannes Peters, in Weeze nicht nur Kämmerer, sondern auch für die Wirtschaftsförderung zuständig, sieht den Pool als gutes Mittel, um große Unternehmen im Kreis zu halten. Weeze selber hat ihn noch nicht gebraucht. Die Gemeinde verfügte beim Start des Projekts über 70 000 Quadratmeter Gewerbefläche an der B 9/Industriestraße. Davon sind noch rund 20 000 Quadratmeter übrig. Außerdem ist sich die Gemeinde laut Peters bei weiteren 13 000 Quadratmetern mit dem Eigentümer einig.

In der Gemeinde Wachtendonk sind ist 2012 ein Hektar für das Gewerbegebiet Müldersfeld entnommen worden. Genauer: Es wurde arrondiert, indem der Grünstreifen an der L 140 auf einer Länge von 500 Metern von 40 auf 20 Meter reduziert wurde. So konnten einige Betriebe ihre Grundstücke in größerer Tiefe nutzen. "Seitdem ist es ruhig geworden", berichtet Franz-Josef Delbeck, der für die Wirtschaftsförderung zuständige Mann in der Gemeindeverwaltung. Doch vermutlich im nächsten Jahr dürfte wieder eine Entnahme von einem Hektar erforderlich werden, denn es gibt von zwei Firmen Bauvoranfragen. Den virtuellen Gewerbeflächenpool bezeichnet Delbeck als "geeignet für ein flexibles Gewerbeflächenmanagement".

Aus Sicht der Gemeinde Kerken eröffnet der Gewerbeflächenpool den Städten und Gemeinde des Kreises Kleve die Chance, über die im Regionalplan festgeschriebenen Flächen hinaus weiteren gewerblichen Ansiedlungswünschen zu entsprechen. Davon profitieren zunächst einmal Kommunen, die aufgrund der aktuellen Rechtslage keine weiteren Gewerbeflächen mehr ausweisen können. Aber auch diejenigen, wie zum Beispiel Kerken, die selbst noch Flächenreserven besitzen und bereit sind, Flächen für Ansiedlungswünsche in anderen Kommunen virtuell abzutreten (und damit zunächst - zumindest zum Teil - auf eigene gewerbliche Expansionsmöglichkeiten verzichten), haben einen Nutzen von dieser Vorgehensweise. Denn die zusätzlich geschaffenen Arbeitsplätze seien auch für Kerkener Bürger von großem Interesse. Letztlich gehe es darum, den Kreis Kleve insgesamt nach vorne zu bringen, und dazu ist laut Kerkener Verwaltung der Gewerbeflächenpool "nicht nur ein ausgezeichnetes Instrument, sondern gleichzeitig auch ein Beleg für die insgesamt gute Zusammenarbeit der Kreis Klever Kommunen".

Noch keine Erfahrungen hat die Gemeinde Issum gemacht. "Wir erschließen gerade ein Gewerbegebiet an der B 58, das unseren Eigenbedarf deckt", berichtet Bauamtsleiter Jürgen Happe. Das sei jedoch nicht Bestandteil des Pools. Größere Unternehmen, die einen Rückgriff darauf nötig machen könnten, seien nicht aufgetaucht.

(bimo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort