Geldern Volksbank-Vorstand wirbt um Solidarität

Geldern · Auf der Vertreterversammlung in Geldern Rückblick auf erfolgreiches Geschäftsjahr 2014. Erneut Kritik an der geplanten Schließung von Filialen. Als Ersatz sollen Geldautomaten an attraktiven Standorten aufgestellt werden.

 Matthias Küppers aus Wankum übte Kritik an den geplanten Filialschließungen. Er kündigte die Ablehnung bei der Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat an.

Matthias Küppers aus Wankum übte Kritik an den geplanten Filialschließungen. Er kündigte die Ablehnung bei der Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat an.

Foto: Thomas Binn (binn)

Die Halle im See Park Janssen war voll. 245 Stimmberechtigte kamen zur Vertreterversammlung der Volksbank an der Niers, um die Berichte über das Geschäftsjahr 2014 zur Kenntnis zu nehmen. Und es gab, nach vielen Presseveröffentlichungen in den vergangenen Wochen, erneut Unmutsäußerungen über die geplante Schließung von acht Geschäftsstellen.

Vorstandsmitglied Johannes Janhsen verteidigte diese Maßnahme. "Wenn wir jetzt nicht handeln, werden wir von einem Erfolgsmodell zu einem Auslaufmodell", sagte er. "Die Erträge sinken, die Kosten steigen, wenn wir nichts tun." Der Vorstand wolle sich den Herausforderungen stellen, da sich die Rahmenbedingungen für das Bankenwesen dramatisch verschlechtern. Bei den Kunden bestehe der Trend zur Digitalisierung. Janhsen: "Unsere Wettbewerber sind billige Internet-Banken und Sonderformen wie Paypal."

 Die Spitze der Volksbank an der Niers nahm auf dem Podium Platz. Zu sehen sind (v.r.) Aufsichtsratsvorsitzender Peter Küppers, die Vorstandsmitglieder Johannes Janhsen und Wilfried Bosch sowie weitere Mitglieder des Aufsichtsrats.

Die Spitze der Volksbank an der Niers nahm auf dem Podium Platz. Zu sehen sind (v.r.) Aufsichtsratsvorsitzender Peter Küppers, die Vorstandsmitglieder Johannes Janhsen und Wilfried Bosch sowie weitere Mitglieder des Aufsichtsrats.

Foto: Thomas Binn

Die EZB-Geldpolitik mit den niedrigen Zinsen führe zur Enteignung der deutschen Sparer, die Politik habe auch nicht die Volksbank in der Region im Blick. "Eine Wachstumsstrategie alleine reicht nicht. Wir müssen die Kosten angehen, sonst haben wir nicht genügend Eigenkapitalquote."

Die beträgt laut Janhsen zurzeit 155,3 Millionen Euro, was einem Zuwachs von 6,1 Prozent entspricht. Unter anderem deshalb seien alle Anforderungen der Bankenaufsicht in allen Belangen übererfüllt.

Das Geschäftsjahr 2014 bezeichnete der Vorstand als erfolgreich. Die Ertragslage sei gut, das Kundengeschäftsvolumen ausgeweitet. "Wir haben unsere Position im heimischen Markt ausgebaut, die Kunden vertrauen uns", stellte Janhsen fest. Bei der Gewinn-Verlust-Rechnung stammt die größte Summe der Erträge aus dem Zinsüberschuss von rund 48,5 Millionen Euro. Erfreulich aus Janhsens Sicht ist auch der Provisionsüberschuss von rund 12,6 Millionen Euro.

Den Jahresabschluss billigten die Vertreter einstimmig. Bei zwei Gegenstimmen wurde der Vorschlag des Vorstands zur Gewinnverwendung angenommen. Vier Millionen Euro fließen in die Rücklagen. Die Dividende speist sich aus 1,2 Millionen Euro.

Jeweils mehr als 30 Nein-Stimmen gab es bei der Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat. Diese negativen Voten hatte Matthias Küppers aus Wankum angekündigt. Er übte scharfe Kritik an der Volksbank-Spitze wegen der geplanten Filialschließungen. Dem Vorstand warf er Blockadehaltung und fehlende Kompromissbereitschaft vor. Für den "Kardinalfehler", dass die Mitglieder zuerst aus der Presse von dem Vorhaben erfuhren, gebe es keine Entschuldigung.

Janhsen bekräftigte, dass der Erhalt aller Filialen die Volksbank sehenden Auges in die Abwärtsspirale führe. Als Alternative soll jetzt in den acht betroffenen Ortschaften nach attraktiven Standorten für Geldautomaten gesucht werden. "Das wäre ein Weg, aber die Automaten müssen dann auch genutzt werden", rief der Vorstand die Anwesenden zur Solidarität auf. Ein Automat koste pro Jahr 30 000 Euro.

(RP)
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