Was Macht Eigentlich...? Eine Aktion Der Rheinischen Post Und Der Stadtwerke Geldern Vom Banker zum Müller

Geldern · Ludger Kersten, früher Vorstand der Volksbank an der Niers, suchte sich ein neues Hobby. Eigentlich wollte er mahlen - heute leitet er den Förderverein Steprather Mühle mit viel Engagement. Viel Freude bereitet ihm auch das Singen im Chor 1847.

Walbeck Ein neues Hobby suchte sich Ludger Kersten nach dem Wechsel in den Ruhestand. 2004 war er mit seiner Frau Elfriede (besser bekannt als Friedel) nach Walbeck gezogen, 2008 ging seine Laufbahn als Vorstand der Volksbank an der Niers zu Ende. Die Steprather Mühle hatte ihn schon länger interessiert, so dass er am Rande des Neujahrsempfangs der Bank das Gespräch mit dem Vorsitzenden des Fördervereins, Werner Kirking, gesucht hatte.

Nun wurde es ernst: Er wollte Müller werden, den Umgang mit Jahrhunderte alter Technik lernen. Jan Schoenmackers unterrichte seinen "Stift" in der Handwerkskunst. Doch obwohl die Mühle ihn jetzt intensiv auf Trab hält, kommt er nur noch selten zum Mahlen. Denn plötzlich war Kersten neuer Vorsitzender des Vereins und muss nun schauen, dass alles rund läuft und vor allem genug engagierte Helfer da sind.

"Nur mit Ehrenamt kann das ehrgeizige Projekt in Walbeck funktionieren", sagt Ludger Kersten. Denn die Mühle ist zwar eine Attraktion und wird von vielen Gästen aus dem In- und Ausland oder Schulklassen besucht. Aber immer wieder sind auch teure Investitionen nötig, damit der Verein sein Ziel, den Erhalt der Steprather Mühle, sichern kann. Und das Geld bekommt der Verein durch seine Führungen, vor allem aber durch den ehrenamtlichen Betrieb des Backhauses als Café. "Da ist so viel zu tun, ans Mahlen ist für mich nicht mehr zu denken. Zum Glück haben wir mit Detlev Franz ein Mitglied, das sich neben seinem Beruf als Fluglotse in den Niederlanden zum Müller hat ausbilden lassen. Ich selbst bin nur noch im Notfall im Einsatz."

Dass das Prinzip der alten Technik - die eigentliche Mühle ist mindestens über 500 Jahre alt, vermutlich aber noch gut 100 Jahre älter - noch heute so perfekt funktioniert, fasziniert Kersten an dem Bauwerk. Für eine Mark hatte eine Hand voll engagierter Walbeck die Mühle 1990 gekauft, 1995 konnte sie wieder in Betrieb genommen werden. "Das war eine tolle Leistung", lobt Kersten seine Vorgänger. heute bilden 160 Mitglieder den Förderverein und sorgen dafür, dass die Mühle läuft - und dass es Brot, Kaffee und Kuchen gibt. "Leider werden auch wir alle immer älter. Wir brauchen dringend engagierten Nachwuchs - am besten junge Rentner", so Kersten. Ein Aufruf auf Facebook brachte zwar viele "Likes", nur gemeldet hat sich niemand.

Seine Banklaufbahn hatte der gebürtige Gocher, der in diesem Jahr 70 wird, auch in seiner Heimatstadt begonnen - bei der Sparkasse. Nach vier Jahren bei der Bundeswehr führte sein Weg dann aber zur Volksbank, ebenfalls in Goch. 1979 wechselte er nach Geldern - damals noch zur Ecke Issumer Tor/Nordwall (heute Spielwaren Laumann). Erst 1980 ging es in den Neubau an der Issumer Straße. Es folgten viele Fusionen - mit Kerken und Straelen, mit Walbeck und zuletzt mit Goch und Kevelaer zur Volksbank an der Niers mit der Zentrale in Veert. Zwei Jahre nach der letzten Fusion endete die Berufslaufbahn für Kersten.

Auch wenn er sich gern noch beim Adventskaffee von den Kollegen im Dienst über die aktuelle Lage informieren lässt, ist er schon weit weg vom Bankerleben. "Ich könnte heute gar nicht mehr einspringen, dafür entwickelt sich alles viel zu schnell weiter", sagt er realistisch. Dafür genießt er mit Friedel seine Freizeit. Dazu gehören Reisen auch in die Ferne und seit kurzem der Gesang. Beim Gelderner Chor 1847 fühlen sich beide richtig wohl. Auch Doppelkopf spielt eine wichtige Rolle, zumal es so eine Art Familienstammtisch gibt. Radtouren an der Mosel und vor allem durch die niederheinische Heimat werden nun mit dem neuen E-Bike gemacht. Überhaupt zeigen sich Kerstens sehr technik-affin. Die Rheinische Post lesen beide jeden Morgen ohne Streit um die Zeitung. Sie nutzt das Tablet, er liest parrallel das E-Paper auf dem Notebook.

MEHR INFOS ZUM MÜHLENVEREIN UNTER WWW.MUEHLE-WALBECK.DE

(RP)
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