Geldern Vorschlag: Fusion der Gymnasien

Geldern · Wenn eine Gesamtschule "klappen" soll, dann müssen die beiden Gelderner Gymnasien fusionieren. Das sagt Wilfried Schönherr, Leiter der Realschule an der Fleuth. Er will, dass die Politik sich darüber Gedanken macht. Und er will auch die Abschaffung seiner Realschule nicht einfach hinnehmen.

Geldern: Vorschlag: Fusion der Gymnasien
Foto: Seybert Gerhard

Wilfried Schönherr, Leiter der Realschule an der Fleuth, ärgert sich: Bei den Plänen für die Schul-Stadt Geldern werde über Alternativen gar nicht nachgedacht, sagt er. Offenbar favorisiere man jetzt, wie vom Gutachter empfohlen, die Gründung einer Gesamtschule. Sekundar- und Realschule würden dafür aufgegeben.

Aber wenn die Gesamtschule "gelingen" soll, dann müssten sich da genügend Schüler anmelden, die Aussichten aufs Abitur haben, argumentiert Schönherr. Sonst stimmt die Mischung aus stärkeren und schwächeren Schülern nicht. Er fragt: "Wo sollen bitte die Schüler für die Oberstufe herkommen?"

Seine Antwort: von den beiden Gelderner Gymnasien, also Friedrich-Spee- und Lise-Meitner-Gymnasium. Die beiden Schulen müssten fusionieren und dabei insgesamt kleiner werden, fordert er. Nebeneffekt: Wenn man das umsetze, dann könne zugleich auch die Realschule erhalten bleiben.

Für das Gelingen einer Oberstufe wird ein Wert von mindestens 60 Schülern pro Oberstufen-Jahrgang zugrundegelegt, führt Schönherr vor Augen. Er sagt: "Ich bezweifle wirklich, dass die aus der Klientel der Sekundarschule und der Realschule allein zusammenkommen." Die Realschule entlasse jedenfalls im Jahr nur um die 30 Schüler in die Abiturvorbereitungen an den Berufskollegs. Man müsse also "Gymnasiasten rüberziehen".

Zurzeit gebe es in Lise-Meitner- und Friedrich-Spee-Gymnasium zusammengenommen sieben "Züge", also sieben Klassen pro Oberstufenjahrgang. Generell kommen beide Schulen auf jeweils drei bis vier Klassen pro Jahrgang.

Schönherr schlägt nun vor, dass die beiden Gymnasien verschmelzen und auf insgesamt fünf Züge beschränkt werden. Die Folge wäre, dass das fusionierte Gymnasium jedes Jahr viele angehende Fünftklässler abweisen müsste. Diese würden dann auf der Gesamtschule landen, wo es dadurch genügend leistungsstarke Kinder gäbe.

In der Fleuth-Realschule müsse die Zahl der Züge ebenfalls beschränkt werden. Dann könnte man eine gesunde Gesamtschule unterhalten, rechnet Schönherr vor. "Und wir könnten als dreizügige Realschule nebenher bestehen."

Die Schulleitungen der Gymnasien reagieren auf RP-Anfrage ablehnend, aber gelassen auf den Vorstoß. "Bisher hat in Geldern immer der Elternwunsch, was die Schulform angeht, höchste Priorität gehabt", sagt Karl Kirchhart, Rektor des Friedrich-Spee-Gymnasiums.

Sein Amtskollege Achim Diehr, Schulleiter des benachbarten Lise-Meitner-Gymnasiums, weist zudem darauf hin, dass Geldern einen Trumpf als "Schul-Stadt" verlieren würde. Derzeit kooperieren die Oberstufen beider Gymnasien, so dass Schüler bei den Kursangeboten besonders viele Wahlmöglichkeiten haben. Das sei ein "Erfolgsmodell", so Diehr: "Damit sticht Geldern heraus."

Beide Rektoren verweisen zudem auf das Schul-Gutachten. Das sieht auch ohne Angriff auf die Gymnasien keine Probleme für eine Gesamtschul-Oberstufe. Schwierigkeiten hätten eher die Berufsschulen, die weniger Zulauf zu ihren Abiturklassen hätten. Wilfried Schönherr hat seine Ideen bereits Vertretern der Gelderner Politik und der Stadtverwaltung präsentiert. "Bis auf den Bürgermeister und die Vertreter der CDU traf ich auf ganz festgefügte Meinungen, die auf die Gründung der Gesamtschule hindeuteten", kritisiert er.

(RP)
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