Geldern Walbeck hat jetzt eine Turbojugend

Geldern · Die Mission der Truppe aus Geldern: Die Rockmusik zurück in ihre Stadt holen. Die Gründungsfeier ist am Samstag in der Gaststätte "Zur Friedenseiche". Natürlich mit viel lauter Musik und einer irren Party.

 Jonas, Tim, Christian, Marius, Christoph und Ben ( von links) sind Mitglieder bei der Turbojugend Walbeck. Zum Outfit gehört die Jeanskutte, original angefertigt aus den USA mit dem Namen des Chapters (hinten) und dem individuellen "Warrior-Name".

Jonas, Tim, Christian, Marius, Christoph und Ben ( von links) sind Mitglieder bei der Turbojugend Walbeck. Zum Outfit gehört die Jeanskutte, original angefertigt aus den USA mit dem Namen des Chapters (hinten) und dem individuellen "Warrior-Name".

Foto: Thomas Binn

Sie tragen Jeanskutten mit ihrem Erkennungszeichen bestickt - der schwarzen Lederkappe. Es gibt sie auf der ganzen Welt - und jetzt auch in Walbeck: ein sogenanntes Chapter der Turbojugend. Wer sie nicht kennt, kann die Turbojugend schnell mit Rockern verwechseln. "Mit der Kutte fällt man auf", sagt Christian von der Turbojugend Walbeck. "Als ich letztens damit durch die Glockengasse gegangen bin, wurde ich direkt erkannt." Der Hintergrund aber ist ein ganz anderer als bei den Rockern.

Die Turbojugend - abgekürzt "TJ" - ist ursprünglich ein Fanclub der norwegischen Deathpunk-Band "Turbonegro". "Stilmäßig ist das eine ganz verrückte Melange aus Denim, Leder und Nacktheit", erklärt TJ Walbeck Mitglied Benni. "Turbonegro wollten provozieren - auch innerhalb der Metalgemeinde. Und deshalb spielen sie mit Homoerotik." Ihren Ursprung hat die Turbojugend im Hamburger Stadtteil St. Pauli Ende der 90er Jahre. Dass sich die Band damals auflöste, tat dem Kult, der sich um sie entwickelte, keinen Abbruch. Im Gegenteil. Nach St. Pauli gründete sich auch eine Turbojugend in Oslo und weiteren Städten. Mittlerweile zählt der Club mehr als 2000 Chapter weltweit und hat mehrere tausend Mitglieder. Den Hamburger Ursprung merkt man aber auch heute noch: Beliebt sind Astra, Flensburger und Mexikaner.

Jedes Chapter hat auch ein eigenes Logo, bei den Walbeckern ist das der Spargelsoldat, sagt Mitglied Christian: "Wir wollten etwas Lokales, einen lokalen Bezug. Walbeck und Spargel - das passt einfach." Ihren Spargelsoldaten gibt es als Patch für die Kutten. Den trägt nicht ausschließlich die TJ Walbeck. In der Szene ist es üblich, die eigenen Patches zu tauschen und die Kutte damit zu verzieren. Und nicht nur damit: Wie genau die Mitglieder ihre Kutten verschönern, bleibt ihnen überlassen. Eine Regel gibt es dennoch: Man darf sie nicht waschen. "Schwimmen im See und duschen damit ist aber okay", erklärt Christian. Außerdem wichtig: Der sogenannte "Warrior-Name", den jedes TJ-Mitglied hat.

"Die Namen sind Anspielungen auf Songs, auf alte Spitznamen. Den muss jeder persönlich für sich finden. Doppelt belegen darf man den Namen nicht. Der ist weltweit gesperrt und eingetragen im Turbojugend-Personalausweis, dem Ass-Port", sagt TJ-Mitglied Marius. Zwölf und ein halbes Mitglied hat das Chapter in Walbeck aktuell. "Mein Sohn ist auch mit dabei, deshalb ein halbes Mitglied", erklärt Christian. Der Club ist aber nicht nur etwas für Jungs, sondern auch geeignet für Mädchen. Walbeck hat im Moment zwei weibliche Mitglieder. Mit dabei sind angehende Lehrer, Studenten, Logopäden, Dozenten, Musikschullehrer, Gastromänner. "Ein bunter Haufen", sagt Benni. "Diverse Leute, wie in der Gesellschaft auch". Viele von ihnen machen auch Musik, zum Beispiel in der Band "Apocalypse Dudes", die in der Musikschule "Plug and Play" in Geldern probt. Deren Name bezieht sich auf ein Album von Turbonegro. "Die Idee kam aus einer Trinklaune heraus. Als wir Turbonegro gehört haben, haben wir das einfach mal gecovert, geprobt, und es hat eingeschlagen", erzählt Jonas.

Davon überzeugen kann man sich Samstag, 15. Oktober, in der "Friedenseiche". Da ist die Gründungsfeier der TJ Walbeck. Neben "Apocalypse Dudes" spielen "Hello Pussy" aus Krefeld, und als Headliner "Nitrovolt" aus Köln. "Die Party wird der Knaller", ist Marius überzeugt. Überhaupt ist das die Mission der Turbojugend Walbeck. Seitdem das "Seven", ein kleiner Club für alternative Musik, in Geldern geschlossen ist, gebe es kaum Möglichkeiten, in der Stadt feiern zu gehen, sagt Jonas: "Es ist schwierig, was zu finden, wo man hingehen kann, um zu Rockmusik zu tanzen, Live-Musik zu sehen und dabei Bier zu trinken." Ihr Ziel ist es deshalb, in unregelmäßigen Abständen Konzerte in Geldern zu veranstalten. "Wir wollen, dass in der Region wieder was geht und die Leute Möglichkeiten haben, zu rocken."

Den Anfang macht am Samstag die Gründungsfeier in der "Friedenseiche", Walbecker Straße 1, in Walbeck. Los geht es um 19.30 Uhr, die Karten kosten acht Euro. Mehr über die Turbojugend gibt es auf ihrer Facebook-Seite "Turbojugend Walbeck".

(RP)
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