Geldern Walbecker Investoren müssen wohl 100.000 Euro in den Wind schreiben

Geldern · Die Bürger, die unter anderem in der Steprather Heide Windräder errichten wollten, sind zornig, enttäuscht, und sie fürchten, dass all ihre bisherigen Investitionen in den Plan als Verlust zu verbuchen sind. Die Politik hat sich in der jüngsten Sitzung des Bau- und Planungsausschusses wie erwartet dafür entschieden, ein bisher angestrengtes "beschleunigtes Verfahren" für ihr Vorhaben abzubrechen.

Geldern: Walbecker Investoren müssen wohl 100.000 Euro in den Wind schreiben
Foto: Malz Ekkehart

"Die ganzen Gutachten haben wir bezahlt. 100.000 Euro haben wir hier hingeschmissen", sagte einer der Interessenten, Johannes Rattmann, wütend am Rande der Sitzung.

Kurz zuvor hatte Bernd Wienhofen von der Gesellschaft "Bürgerwindpark im Gelderland" den Vertretern aus Politik und Verwaltung in der Ausschusssitzung bereits Wortbruch vorgeworfen. "Es hat eine Vereinbarung zwischen dem Kreis, hiesigen Behörden und uns gegeben", hielt er ihnen vor. Mitstreiter Stefan Kisters prophezeite: "Es wird in der Steprather Heide einen Windpark geben - ohne jegliche Beteiligung von Walbecker Bürgern oder Unternehmern." Er beklagte: "Jetzt ist hier eine Chance vertan worden, das wird uns allen noch sehr, sehr leid tun."

Die Investoren in spe sind davon überzeugt, dass sie ihre Idee für Bürger-Windparks, betrieben durch Genossenschaften, nur dann umsetzen können, wenn sie die notwendigen Genehmigungen bis zum Ende des Jahres erwirken. Ab 2017 greifen neue gesetzliche Vorgaben. Wie die meisten Beobachter sind die Gelderner sicher, dass es Bürgerprojekten dann kaum noch möglich sein wird, sich mit ihren Vorhaben gegen große Energiekonzerne durchzusetzen.

Zum bislang angestrebten "beschleunigten Verfahren" gehörte es, dass es für eine gewisse Zeit gar keine ausgewiesenen "Zonen" für Windräder mehr geben sollte. Die Stadtverwaltung und die große Mehrheit der Politiker halten das inzwischen für zu gefährlich. Sie glauben, die Regellücke nicht schnell genug schließen zu können. Dann, so die Befürchtung, könnten auch an unerwünschten Standorten Windräder gebaut werden.

Protest gegen diese Meinung kam im Bauausschuss einzig von den Grünen. "Die Bürgerwindaktion hat so viel an Gutachten, an Arbeit da reingesteckt, dass deren Pläne genehmigungsreif beim Kreis liegen", sagte Sprecher Bernd Bianchi. Anträge für "unerwünschte" Standorte lägen hingegen überhaupt nicht vor. Sein Appell: Noch sei es nicht zu spät für die Bürger.

Die glauben nun kaum noch daran, ihr Projekt irgendwie umsetzen zu können. "Die Hoffnung ist gering", sagte Bernd Wienhofen. "Nichtsdestotrotz sollte man sie im Sinne der Wertschöpfung vor Ort nicht aufgeben."

(szf)
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