Geldern Walbecker Soldat berichtet von der Front

Geldern · Die RP veröffentlicht Auszüge aus dem Buch zum Ersten Weltkrieg von Jakob Schopmans.

Die Begeisterungswelle, die der Erste Weltkrieg bei der Bevölkerung zunächst auslöste, schwappte auch an den Niederrhein. In lockerer Folge werden Auszüge aus dem Tagebuch und Feldpostbriefen von Jakob Schopmans abgedruckt. Zusammengefasst sind die im Buch "Macht Euch keine Sorgen, es geht mir gut", das sein Enkel Klaus Schopmans herausgegeben hat. Sein Opa Jakob zog als 22-Jähriger an die Front in Frankreich. Im Laufe der Briefe wird die Veränderung deutlich, die Euphorie weicht dem Schrecken über das sinnlose Sterben. Jakob Schopmans wird in das Kriegsgeschehen hineingerissen, als die Schlachten bereits zum Stellungskrieg erstarrt sind. Am 31. August 1915 wird er "ins Feld gesandt", am 4. August tritt er seinen Dienst im Metzer Infanterie Regiment 98 an. Hier ein Auszug der Kriegskorrespondenz vom 31. Juli 1915, als Schopmans aus Bad Meinberg schrieb:

"Meine lieben Eltern und Geschwister! Die Stunde des Abschieds hat geschlagen. Heute Mittag werden wir die deutsche Heimatscholle verlassen und gen Frankreich marschieren. Ich hätte Euch so gerne noch einmal wiedergesehen. Aber vielleicht ist es besser so, für Euch und für mich. Als wir von Paderborn zurückkehrten, stand unsere Kompanie schon in Alarmbereitshaft. Wir fragten gleich um Urlaub an. Aber leider wurde uns mitgeteilt, dass das unmöglich sei."

Vor einigen Tagen habe er sich in Horn noch einmal ordentlich fotografieren lassen. Die Bilder würden den Angehörigen per Nachnahme (vier Mark) zugeschickt. Weiter schreibt der Walbecker: "Auch habe ich mir 50 Revolverkugeln gekauft (a fünf Pfennige das Stück). Das wird einstweilen wohl genügen. Sollte ich später noch mehr brauchen, so könnt Ihr mir ja noch welche nachschicken. Zu dem Zweck habe ich eine Kugel in das Rosenpapier (Briefmappe) eingewickelt, die Ihr im Koffer finden werdet. Also von der Sorte. Wir sind bis zu den Zähnen bewaffnet. Ein ganz neues, tadelloses Gewehr, das Bajonett, den Revolver am Koppel und der schaft geschliffene Dolch im Stiefelschaft, alles Artikel, mit denen wir uns den Feind schon vom Leibe halten werden", heißt es martialisch. Dann fährt Schopmans fort: "Wenn wir nachher von der Regimentsmusik rosenbekränzt zum Bahnhof gebracht werden, dann wird auch wohl wieder aus vielen jugendfrischen Soldaten kehlen des Kriegers Abschiedslied erklingen. Es heißt so: ,So lebt denn wohl, wir müssen Abschied nehmen, die Kugel wird ins Flintenkorn gesteckt und unser allerschönstes, junges Leben wird auf dem blut'gen Schlachtfeld hingestreckt.' Und die zweite Strophe: ,So lebt denn wohl, ihr Eltern und Geschwister, zum letzten Male reicht mir die Hand, und sehen wir einander niemals wieder, so hoffen wir auf jenes bess're Land.' Nicht wahr, liebe Eltern und Geschwister? Das ist ein großer Trost, den wir haben."

Bei einem Wiedersehen auf Erden hoffte er auf jenes bessere Land dort droben im Himmel. Er habe sein Schicksal in Gottes Hand gelegt und ziehe frohen Mutes hinaus in den Kampf als echter, deutscher, tapferer Held. Dann schreibt er: "Seid auch ihr frohen Mutes, wie ich es bin. Müsst Ihr nicht stolz sein auf Euren Sohn und Bruder, der für die höchsten Ideale, für Wahrheit, Recht und Freiheit sein junges Leben einsetzen darf? Darum Kopf hoch und unverzagt. Gott ist ja mit mir. Grüßt mir Tante Anna und Tilla. Euch allen herzinnigen Gruß und Kuss von Eurem Euch liebenden Sohn und Bruder Jakob."

(bimo)
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