Gelderland Warum 50 Cent bald einen Euro kosten

Gelderland · Ab 1. Juli müssen Kunden auch bei der Volksbank an der Niers extra zahlen, wenn sie Münzen abliefern oder Hartgeld in Rollen abholen. Händler und Privatleute ärgert die Preispolitik der Banken. Die führen eigene Sachzwänge an.

 Kleingeld bei den Banken abzugeben oder abzuholen, wird bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr gebührenfrei sein.

Kleingeld bei den Banken abzugeben oder abzuholen, wird bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr gebührenfrei sein.

Foto: Christoph Göttert

Kleingeld ist ein teurer Spaß. Es kostet Geld, welches von der Bank zu holen, es kostet Geld, es abzugeben. Bei der Sparkasse Krefeld ist das seit März so, und die Volksbank an der Niers zieht nach. Ab dem 1. Juli müssen auch deren Kunden fürs Hartgeld extra zahlen. Egal, ob sie welches abholen oder ob sie gehortete Münzen abgeben. Egal ob als Privatperson, Geschäftskunde, Verein oder als Kirchengemeinde, die den "Klingelbeutel" leert. Das erklärt auf Anfrage Antje Gravendyk von der Volksbank.

Die Kosten, die fürs Abholen von Hartgeld anfallen, sind vor allem für Geschäftsleute wichtig. Eine Rolle Münzen, egal welche, kostet dann bei der Volksbank 50 Cent "extra". Merkwürdig mutet das bei der Rolle Cent-Münzen an. Da sind nämlich 50 Stück drin - 50 Cent kosten also in Zukunft einen Euro.

Bei der Abgabe von Hartgeld gilt ab Juli: Geschäftskunden trifft es härter als Privatkunden, und in den großen Filialen wird es günstiger. In diesen gibt es Selbstbedienungsgeräte, in die man Münzen "hineingießen" kann. Die Beträge werden dann aufs Konto verbucht. Privatkunden zahlen dafür 1,50 Euro, Firmenkunden fünf Euro. Das habe man so entschieden, "weil sich herausgestellt hat, dass die Stückzahlen der eingezahlten Münzen da höher sind", erläutert Gravendyk.

In kleineren Filialen werden Kleingeld-Fuhren erstmal gesammelt, abgeholt und zentral verbucht. Das kostet dann grundsätzlich fünf Euro pro Einzahlung.

Bei der Sparkasse Krefeld, die auch für Geldern zuständig ist, kostet jede Kleingeldlieferung seit März grundsätzlich fünf Euro beziehungsweise - bei kleineren Beträgen bis zu zehn Euro - einfach die Hälfte der jeweiligen Summe. Wer Hartgeld in Rollen abholt, zahlt pro Rolle 30 Cent drauf. Als Nicht-Sparkassen-Kunde wird sogar ein Euro fällig. Immerhin - bei der Volksbank geht er leer aus: "Wir bieten diesen Service nur noch für Kunden an", heißt es dort.

Geschäftsleute sind von Regelungen der Geldinstitute genervt. Gerade auf dem Markt, wo die Waren grundsätzlich mit Bargeld bezahlt werden. Sich bei der Bank mit Kleingeld versorgen zu können, "das gehört eigentlich zum Service dazu", findet Landwirtin Rita Schaffers an ihrem Obst- und Gemüsestand. Es lässt sich nicht immer vermeiden, ergänzt Sohn Stefan Schaffers: "Zehn- und 20-Cent-Stücke müssen wir in Rollen holen, ein und zwei Cents müssen wir öfter wegbringen." Monika Kluge, Verkäuferin am Backwaren-Stand, achtet genauer darauf, was an Kleingeld rein- und rausgeht: "Wir müssen es ein bisschen managen und im Auge behalten." Dann sei es machbar, die Kasse "flüssig" zu halten. "Aber für uns wäre es wirklich besser, wenn wir ,ein Euro' sagen könnten statt ,99 Cent'", sagt sie. "Dann hätten wir ein Problem weniger."

Stefan Baumanns, der Spargel und Erdbeeren vom eigenen Hof verkauft, hält die Preispolitik der Banken für "eine Riesenfrechheit": "Erst recht, wenn man da ein Geschäftskonto hat", ärgert er sich. "Kleingeld braucht man immer, und wenn viel los ist, muss man öfter hin und welches holen." Das sollte zum Geschäft der Banken gehören, findet er: "Ich verstehe nicht, warum die sich so anstellen." Die Banken erklären es mit gestiegenen Kosten, die ihnen durch das Zählen, Prüfen und Versenden von Hartgeld entstehen. "Die Anforderungen der Bundesbank - für Prüfung, Statistik, Meldewesen, Sicherheit - werden immer höher", sagt Antje Gravendyk von der Volksbank. Man müsse neue Geräte anschaffen, mehr Personal und Logistik seien nötig.

Die Sparkasse hat ihre Erfahrung mit der Verärgerung der Kunden bereits gemacht. "Anfang März herrschte große Aufregung", erinnert sich Sprecher Peter Bauland. Im Rückblick sei die Zahl der schriftlichen Beschwerden aber überschaubar geblieben: "Das bewegt sich in einem Rahmen von knapp über 100 Beschwerden."

"Wir hoffen darauf, dass es bei den Privatkunden ein Stück weit eine Verhaltensänderung gibt", sagt Antje Gravendyk von der Volksbank. Wenn die Leute Kleingeld ausgäben, statt es zu Hause zu sammeln, würden ja auch in den Geschäften die Münzen nicht knapp. Ausnahmeregelungen gibt es übrigens. So dürften Kinder ihr Sparschwein sowohl bei der Sparkasse als auch bei der Volksbank kostenfrei schlachten.

(RP)
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