Kerken Wehmut: Abschied von der Kardinal-von-Galen-Schule

Kerken · "Die Lehrer waren echte Freunde, die Schüler wurden mit Spitznamen angeredet, wenn sie welche hatten", erzählte Lars Kempken, ehemaliger Schüler der Kardinal-von-Galen-Schule (KVG). Seinen Abschluss an der KVG hat er 1989/1990 gemacht, die letzten Schüler haben die Schule in diesem Jahr verlassen. Nach 42 Jahren schließen sich die Tore der Kardinal-von-Galen-Schule in Aldekerk endgültig, deshalb fand nun ein großes Abschlussfest statt. Eine Verabschiedung von der Schule, aber auch ein Wiedersehen von Lehrern und Schülern, die sich zum Teil seit 20 Jahren nicht gesehen hatten.

 Da wurden Erinnerungen wach: Die Ausstellung mit alten Klassenfotos war bei den Besuchern sehr beliebt.

Da wurden Erinnerungen wach: Die Ausstellung mit alten Klassenfotos war bei den Besuchern sehr beliebt.

Foto: Olaf Ostermann

Schon seit Jahren war abzusehen, dass die Schule schließen muss, kontinuierlich sanken die Schülerzahlen. Dem Geschehen ins Auge zu blicken, ist dann doch noch einmal etwas anderes. Seit 1973 existierte die Hauptschule in Kerken, die nicht nur bei den Schülern und Lehrern beliebt war, sondern auch fest in der Gemeinde verankert gewesen ist. Man ist immer dabei gewesen, erinnern sich Ehemalige, bei St. Martin, dem Schützenfest, den Schulfesten.

Was schon in den 80er Jahren an der Schule prägend war, das Gemeinschaftsgefühl, die guten Verbindungen zwischen Lehrern und Schülern, ist 40 Jahre lang erhalten geblieben. Marvin und seine Freunde haben ihren Schulabschluss erst 2013 gemacht. Sie sagen: "Das war schon nicht mehr Schule, das war Familie." Es gab zwar auch die böse Schwester und die nervigen Cousins, aber die sechs Schüler sind sich einig, dass das doch eine Familie ausmacht. Besonders im Gedächtnis geblieben sind Lehrern wie auch Schülern die Klassenfahrten: "Berlin", erinnert sich ein Schüler. "Und Ameland", ruft eine ehemalige Schülerin dazwischen, und schon ist man mittendrin in den Erinnerungen.

Schulleiter Norbert Arntz ist seit 2009 Lehrer an der KVG gewesen, seit 2012 war er Rektor, und er bestätigt, was sich aus den Aussagen der Schüler schon erkennen lässt: "Die Kardinal-von-Galen-Schule war eine echte Dorfschule, eine, an der jeder jeden kennt."

So etwas lässt enge Kontakte entstehen, die häufig die Zeit überdauern. Nicht nur aus Kerken, sondern auch aus weiter entfernten Orten sind Ehemalige angereist: eine ehemalige Sekretärin ist sogar aus Ostfriesland gekommen. Diese Verbundenheit kann sicherlich nicht jede Schule vorweisen. Die Schüler der KVG sind bereits verteilt. Die Allermeisten werden ab dem kommenden Schuljahr die Geschwister-Scholl-Schule in Geldern besuchen, einige Lehrer sind mitgegangen. Vieles wird sich ändern: neue Klassen, neue Lehrer, längere Schulwege. Das macht traurig.

Die Räumlichkeiten der KVG werden jedoch nicht lange leerstehen. Neu eingezogen ist die Robert-Jungk-Gesamtschule aus Krefeld-Hüls, die einen Teilstandort in Kerken betreibt. Es bleibt zu hoffen, dass der Geist der Kardinal-von-Galen-Schule - Gemeinschaft, Toleranz, Nähe - bestehen bleibt. Ebenso wie die Unterstützung durch die Gemeinde Kerken.

(eo)
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