Issum Wild hat Konjunktur vor Weihnachten

Issum · Elke Pauwen kümmert sich auf dem Issumer Pauenhof um die Zucht von Damhirschen und die Vermarktung der Produkte. Ökologischer Landbau ist das Wesen von allem. Zum Fleisch gibt es gleich das passende Rezept dazu.

 Elke Pauwen mit ein paar gesunden Köstlichkeiten für ihr Damhirsche. Die Issumerin besitzt eine Herde von 80 Tieren.

Elke Pauwen mit ein paar gesunden Köstlichkeiten für ihr Damhirsche. Die Issumerin besitzt eine Herde von 80 Tieren.

Foto: Seybert

Am frühen Morgen, wenn die Gräser so feucht sind, dass nur derjenige punkten kann, der in Gummistiefeln unterwegs ist, liegen auf einer großen Wiese achtzig Damhirsche. Sie sehen in der Issumer Fleuthniederung von Weitem aus wie schwarze Steine, die einem Riesen aus der Tasche gefallen sind - gelangweilt dösen die Hirsche in ihrem Gehege am Pauenhof in Issum.

Elke Pauwen sagt aber gleich: "Das ist keine an den Haaren herbeigezogene Sentimentalität". Es ist Wohnort und Arbeitsstätte zugleich. Sie teilt ihren Arbeitstag pedantisch ein. Tiere füttern, dann folgt die Arbeit mit den Produkten. Wild hat momentan Hauptsaison. Kein Wunder. Daraus lasse sich ein köstlicher Weihnachtsbraten kreieren, sagt Elke Pauwen.

In den 1980er Jahren hat die Familie das Hirschgehege aufgebaut. Den Hof gibt es schon seit 1436. Auf die Damhirsche sei sie gekommen, weil die Tiere hervorragend geeignet sind für die Beweidung, sagt die Issumerin. "Wenn man schon ein Stück Land hat, sollte man das mit der Biozertifizierung ruhig machen", sagt Pauwen. "Das ist schon wichtig für die Zukunft." Bis zum Biosiegel war es nur ein kleiner Schritt. "Bereits mein Vater Julius hat alles so natürlich wie möglich gehalten", sagt die Nachfolgerin. Bio bedeutet, die Wiesen werden nicht gespritzt noch mit Kunstdünger gedüngt. Auf die Wiese kommt kein Unkrautvernichtungsmittel, die Tiere bekommen kein genverändertes Futter. Stattdessen erfreuen sich die Damhirsche am Gras und über Obstbaumschnitt.

Hühner gibt es auch. Ob denn Eier von glücklichen Hühnern besser schmecken? Elke Pauwen glaubt daran, ganz fest. Schön haben es jedenfalls ihre Hühner, weil sie mit einem resoluten Hahn täglich große Ausflüge durch eine sich naturhaft entwickelnde Landschaft machen. "Es ist übrigens gar nicht schlecht, Streuobstwiesen zu haben, die Äpfel brauchen wir nämlich für die Produkte, die wir in unserem Laden verkaufen", sagt Elke Pauwen. Das Wichtigste ist aber die Zucht der Damhirsche. Da braucht es eigentlich keine große Werbung. Hirschgulasch und Hirschfilets gehen auf dem Pauenhof weg wie warme Semmeln. Die Rezepte gibt es gleich dazu. Wer, wenn nicht Elke Pauwen, weiß, dass sich aus den Nackenteilen eine würzige Hirschgulaschsuppe zubereiten lässt? Das Kilo Nacken kostet neun Euro, Rippchen oder Hirschhaxen sieben Euro das Kilo, Filet gibt es für 48 Euro pro Kilo. Sorge um Konkurrenz durch die Angebote von Discountern hat die Issumerin nicht. Sie setzt auf Erfahrung. "Der Kunde macht den Unterschied zwischen uns und den Discountern. Gerade zu Weihnachten wird regional eingekauft. Ich bin für den Kunden da", sagt Elke Pauwen. Sie genießt den Blick raus ins Grüne, gespickt mit braunen, äsenden Wesen, die anmutig über die Wiese schreiten. Auch das wollte sie ein Stück leben, Tiere, die in möglichst naturbelassener Umgebung zu beobachten sind.

Viele Menschen würden sicher gerne so im Grünen wohnen. Für diese Menschen gibt es am Pauenhof eine gepflegte Ferienwohnung. Die Gäste kommen, um die Natur zu genießen. Wanderungen sind angesagt. Die Kurzurlauber bleiben dann für ein paar Tage und genießen dort die Ruhe.

Den Namen bekam der Hof durch seinen ehemaligen Besitzer. Warum der Pauenhof ohne, Elke Pauwen aber mit "w" geschrieben wird, dass ist eine geschichtliche Eigenheit. Die Buchstabenfolge "auw" ist die flämische Version, die mit den Preußen verschwand, weil das "w" nicht gesprochen wird. Aber das interessiert die Damhirsche nun wirklich nicht.

(hem)
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