Wildpark Anholt bei Isselburg Wölfin aus Tierpark entlaufen

Isselburg · Eine Wölfin ist aus ihrem Gehege im Tierpark Anholt ausgebüxt. Die Mitarbeiter des beliebten Isselburger Ausflugsziels versuchen derzeit, das Wildtier wieder einzufangen. Eine Gefahr für Menschen bestehe nicht. Dennoch bleibt der Tierpark vorerst geschlossen.

Ein Wolf (Symbolbild).

Ein Wolf (Symbolbild).

Foto: dpa

Seit zwei Tagen ist die Aufregung im Tierpark und in der Nachbarshaft groß: Aus ihrem Gehege im Anholter Wildpark ist eine Wölfin ausgebrochen und konnte bisher nicht wieder eingefangen werden. Nach Auskunft der Leiterin des beliebten Isselburger Ausflugsziels befinde sich das Tier weiter auf dem weiträumigen Gelände des Parks. Es streife also nicht etwa durch die Felder und Wälder der Umgebung. Immerhin: Bis gestern gelang es nicht, die Wölfin einzufangen. Erste Versuche mit einer Lebendfalle und einem Betäubungsgewehr blieben erfolglos.

"Sie will zurück, sie streunt am Zaun zum Gehege entlang", sagt Pächterin Monika Westerhoff-Boland. "Natürlich hoffen wir, dass wir die Wölfin lebend zurückbekommen." Der nächste Versuch soll darin bestehen, mit zwei Brücken aus Holz und Heu dem Wildtier den Weg zurück ins Gehege zu erleichtern. Hunger dürfte der Ausbrecher kaum haben, heißt es: Wölfe können es bis zu zwei Wochen ohne Nahrung aushalten. Entsprechend ist nicht gesagt, dass die Kenntnis über Ort und Zeit der üblichen Fütterung die Wölfin an ihre angestammte Fressstelle lockt. Andererseits sieht die Leitung des Tierparks eben deshalb Menschen oder andere Tiere nicht als gefährdet an. Weil Sicherheit vorgeht, ist der Park derzeit für Besucher geschlossen.

Ein Ausflug war für die Wölfin tatsächlich geplant, allerdings in geordneter Weise. Das junge Tier sollte mit zwei weiteren Wölfen in einen anderen Tierpark verlegt werden. Denn mit neun Wölfen ist der Anholter Wildpark etwas überbelegt; die Gruppe sollte deshalb verkleinert werden. Bei der Vorbereitung für die Reise brach es dann aus. Als der Tierarzt kam, um die Tiere noch einmal zu untersuchen, nutzte eine eineinhalb Jahre alte Wölfin die Chance, sich aus dem Staub zu machen. Das ausgewachsene Tier übersprang zur Überraschung aller Anwesenden den Zaun - und verschwand in der Anlage.

Mit vereinten Kräften versuchten Pfleger und Tierarzt, die Ausreißerin wieder einzufangen. "Wir müssen auf zehn Meter an sie herankommen, damit wir sie immobilisieren können", hieß es. Doch zum Einsatz des Betäubungsgewehrs kam es nicht, denn das Tier kam nicht aus der Deckung. Auch die Käfigfalle mit dem schmackhaften Köder darin reizte es erst einmal nicht. Bis zum Nachmittag schien auch die naturnah gestaltete Brücke die Wölfin nicht zu überzeugen.

Chefin Monika Westerhoff-Boland versicherte im RP-Gespräch, das ganze Team versuche alles, um das Problem zu lösen. "Irgendwann bekommt die Wölfin Hunger, und dann wären natürlich auch die anderen Tiere in Gefahr. Gar nicht zu reden davon, dass ein Wolf, der einen 2,70 Meter hohen, mit 6000 Volt geladenen Zaun überspringe, sicherlich mit Leichtigkeit den deutlich niedrigeren Zaun der Außenanlage überwinden könnte." Aber dass es dazu kommt, glaubt sie nicht. Meisterin Isegrim wolle ja nur zurück zu ihren Artgenossen.

Im Bundesgebiet leben nach Nabu-Informationen über 40 Rudel, einige Paare und Einzeltiere. Dietrich Cerff von der Naturschutzstation Kranenburg erinnert sich daran, dass in der Dingdener Heide vor nicht allzu langer Zeit ein Wolf gesichtet wurde, immer wieder mal tauchten einzelne Exemplare im Sauerland auf. "Bis sich ein Rudel bilden kann, vergeht aber viel Zeit. Damit ist in unserer Region sicher nicht so schnell zu rechnen." Dazu müssten sich ja schließlich mehrere Wölfe dauerhaft zusammentun. Zu der Frage, ob eine Wölfin, wenn sie denn den Park verlasse, Menschen gefährlich werden könne, stellt Cerff fest, dass seines Wissens nach in den vergangenen 100 Jahren kein Unfall zwischen Mensch und Wolf registriert worden sei. Überfahren wurden allerdings schon einige, erschossen auch.

(RP)
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