Kerken Windenergie: Kerken vertagt Entscheidung

Kerken · Thema im Bauausschuss: Neue Standorte für Windräder. Stadtplaner Michael Ahn riet von schnellen Entscheidungen ab.

 Der Bauausschuss in Kerken beschäftigte sich mit der möglichen Aufstellung neuer Windenergieanlagen.

Der Bauausschuss in Kerken beschäftigte sich mit der möglichen Aufstellung neuer Windenergieanlagen.

Foto: Ekkehart Malz

Das Thema Windenergie ist kompliziert und viel diskutiert. Saubere und erneuerbare Energie aus Wind ist gut für das Klima. Allerdings gibt es häufig Konflikte zum Beispiel mit Landschaftsschützern, Behörden und Anwohnern, wenn es um die Frage geht, wo denn neue Windenergieanlagen hinkommen können. Nicht selten haben auch Unternehmen, die unterirdisch Leitungen und Rohre in dem Gebiet verlegt haben, Bedenken.

In Kerken waren es allerdings "extrem wenige Einwände", sagt der Stadtplaner Michael Ahn von "Wolters Partner" aus Coesfeld, einem Unternehmen, das sich unter anderem mit Flächennutzungsplanung beschäftigt. Als jetzt im Michael-Buyx-Haus in Nieukerk das Ergebnis der Öffentlichkeitsbeteiligung vorgestellt wurde, waren es "nur" eine Bürgergruppe und 15 Behörden, die die ins Auge gefassten Flächen für neue Windräder kritisch sehen. "Wir haben auch schon mal 500 Bürgereinwendungen und bei Behörden um die 40", erklärt der Experte für Raumplanung.

Beispielsweise hatte der Modellfliegerclub Bedenken zu neuen Windrädern in der Konzentrationszone Nieukerk, weil ihr Startbereich in eventuelle Windradzonen hineinragen könnte. "Hier lassen sich aber Lösungen finden, um Konflikte zu vermeiden. Zum Beispiel ein zeitlich begrenzter Stillstand der betroffenen Anlage", sagt Ahn. Bei der Planung hat die Gemeinde allerdings nicht freie Hand. Sie unterliegt dem Regionalplan der Bezirksregierung Düsseldorf.

Das Komplizierte: Aktuell gibt es zwei Zielkataloge. Einerseits den im Moment gültigen sowie andererseits den geplanten Regionalplan, der erst Ende des Monats verabschiedet wird. Deshalb riet der Experte den Kerkener Politikern, die Entscheidung über den "sachlichen Teilflächennutzungsplan Windenergie" bis dahin zu verschieben: "Nach der Regionalratssitzung könnte sich etwas ändern. Daher ist Abwarten sinnvoll. Den Planungen muss man sich anpassen, und ein Fehler bedeutet eine erneute öffentliche Auslegung." Der Ausschuss und auch der direkt im Anschluss tagende Rat der Gemeinde stimmten dafür. Am 22. Juni wollen die Politiker jetzt erneut darüber beraten.

Im Moment befinden sich die Planungen in Kerken, welche Flächen für neue Windenergieanlagen infrage kommen, noch ganz am Anfang. Dieses Informationsverfahren sollte nun erst mal zeigen, wie die verschiedenen Behörden und Bürger dazu stehen. Grundsätzlich strebt die Gemeinde an, die bisherigen "Konzentrationsflächen" beizubehalten - sonst könnten Investoren prinzipiell überall im Gemeindegebiet Windräder bauen, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.

Das Umweltministerium des Landes Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf hat sich das Ziel gesetzt, die Windenergie weiter zu fördern. Deshalb hat es beispielsweise Hürden bei der Planung und Genehmigung neuer Anlagen abgebaut. Grundsätzlich kann auf jeder Fläche ein Windrad gebaut werden, gesondert dazu vorgesehen sein muss der beabsichtigte Standort nicht. Vorausgehen muss allerdings eine frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit. Außerdem muss es für das Gebiet eine Umweltverträglichkeitsprüfung geben.

(RP)
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