Geldern Winnekendonkerin wird Krimi-Autorin

Geldern · Sandra Åslund zog es nach Berlin. Sie kehrt im April zurück zu ihren Wurzeln, als sie noch als Sandra Maus zum Kardinal-von-Galen-Gymnasium in Kevelaer ging. Im Gepäck hat sie ihren Debütroman "Mord in der Provence".

 Die für die Provence typischen Lavendelfelder zieren das Cover.

Die für die Provence typischen Lavendelfelder zieren das Cover.

Foto: Sandra Åslund

Eignet sich ein idyllischer Ort für ein Verbrechen? Wenn es nach Sandra Åslund geht, durchaus. Die gebürtige Sandra Maus stammt aus Winnekendonk. Ihre Ferien verbrachte sie mit ihrer Familie in der Provence, genauer gesagt in Vaison La Romaine. Der Ort, bekannt für die größte gallo-romanische Ausgrabungsstätte Frankreichs, ist Schauplatz ihres ersten Kriminalromans.

Für die Vorstellung ihres Debütromans kehrt sie zurück zu ihren Wurzeln. Am Donnerstag, 6. April, ist die Bücherstube im Centrum in Kevelaer Station ihrer Lesereise. Weitere Stationen sind das Café Eden in Bochum am Samstag, 8. April, und Kombüse 59 in Düsseldorf am Sonntag, 9. April. Aber Kevelaer, das sei schon was Besonderes. Dort fing alles an. In der fünften Klasse, die heutige Autorin besuchte das Von-Galen-Gymnasium in Kevelaer, begann sie ihren ersten Roman. "Ich habe in den Pausen geschrieben", erinnert sie sich. "Der erste Roman handelte natürlich von Pferden, wie man das mit elf oder zwölf Jahren so macht." An die 30 Seiten seien zusammengekommen.

 Die Autorin in idyllischer Umgebung. Uralte Gemäuer kennt sie von ihren Provence-Urlauben her.

Die Autorin in idyllischer Umgebung. Uralte Gemäuer kennt sie von ihren Provence-Urlauben her.

Foto: Åslund

"Nachdem ich mich ein bisschen mit Germanistik und Romanistik beschäftigt habe, bin ich Maskenbildnerin geworden", fasst sie die vergangenen Jahre in einem Satz zusammen. Erst war sie in Würzburg, es folgte Köln, aktuell lebt und arbeitet sie in Berlin am Maxim-Gorki-Theater. Das Schreiben hat sie aber nie ganz losgelassen. In Würzburg hatte sie die Chance, einen Erzählband zu veröffentlichen. "Und jetzt was Größeres", sagt sie euphorisch und meint ihren ersten Kriminalroman "Mord in der Provence". Kriminalroman und nicht Thriller deshalb, weil "Hardcore-Krimi-Fans vielleicht was fehlt", sagt sie.

In ihrem Erstlingswerk geht es nicht nur um einen Fall, sondern auch viel um Atmosphäre und die besondere Lebensphase von Hannah, der Hauptfigur. Aufgrund eines Austauschprogramms kommt die Polizistin aus Köln in die Provence. "Sich durchsetzen in einer Männerdomäne", nennt die Autorin eine der Herausforderungen, der sich ihre Heldin stellen muss. "Es kommt zu dem ein oder anderen Konflikt mit dem Vorgesetzten. Sie hat eine gute Intuition, sie lässt nicht locker und beginnt, auf eigene Faust zu recherchieren. Das gefällt mir", sagt die Autorin über Hannah und lacht. Ihr sei es wichtig gewesen, dass ihre Hauptfigur eine sehr offene und gradlinige Person ist. "Ich möchte nicht abstreiten, dass der ein oder andere Wesenszug von mir reinspielt. Wobei ich es aber spannend finde, meine Figuren ganz anders handeln und reden zu lassen, als ich das tun würde." Zumindest optisch ist Hannah das totale Gegenteil zu ihr. "Blond, groß, schlank, der sportliche Typ", zählt sie die Attribute der Titelfigur auf. Sie dagegen hasse Leichtathletik.

Die Personen zu erfinden, sei ihr nicht schwer gefallen. Sie loszulassen schon. Es sei schon ein komisches Gefühl und mit viel Aufregung verbunden gewesen, als sie ihren Roman fertig hatte und zur Veröffentlichung freigab. "Wenn man lange an den Charakteren gearbeitet hat, hat man sie auch liebgewonnen", beschreibt sie das Gefühl, sich ein Stück weit für die Figuren verantwortlich zu fühlen. "Mit einem Klick gehen sie raus in die Welt." Gleichzeitig erwecke man sie erst dadurch zum Leben, dass man sie auf die Leser loslässt, und läuft natürlich auch Gefahr, verletzt zu werden. "Aber wenn man Angst vor Kritik hat, darf man nicht an die Öffentlichkeit gehen", schlussfolgert Sandra Åslund und erzählt, dass sie zu Beginn alle Kritiken gelesen hat, die guten und die schlechten. "Ich habe die Botschaft verstanden und achte darauf beim zweiten Buch", sagt die Autorin.

Der Nachfolgeband ist schon in der Mache. "Zu überschlagen, wie viel Zeit ich dafür brauchen werde, ist spannend mit einem Winzling, der zahnt", sagt die Mutter einer kleinen Tochter.

Erschienen ist ihr erster Band als E-Book im Ullstein-Buchverlag. Eventuell gebe es in Zukunft eine Print-on-Demand-Ausgabe. Sicher ist, auch der zweite Kriminalfall von Hannah wird als E-Book erscheinen. Einen ersten Eindruck, wie ihre Buchheldin Hannah tickt und ermittelt, gibt es bei der Lesung am Donnerstag, 6. April, ab 20 Uhr in der Bücherstube im Centrum.

(RP)
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