Gelderland Winter hat Region im Griff

Gelderland · Der Busverkehr war gestern zeitweise eingestellt, Kinder kamen von der Schule nicht nach Hause. Der Weezer Flughafen war lahmgelegt. Es gab Unfälle und Staus - aber auch die schöne Seite des Schnees.

Am Flughafen kam der Räumdienst zeitweise nicht gegen den Schnee an. Der Betrieb ruhte gut eine Stunde komplett.

Am Flughafen kam der Räumdienst zeitweise nicht gegen den Schnee an. Der Betrieb ruhte gut eine Stunde komplett.

Foto: van Offern

Für zwei Mädchen in Wachtendonk ist der Schnee einfach das Größte. Sie heißen Lucy und Bonnie, leben im australischen Albany und besuchen gerade ihre Großeltern, um Weihnachten am Niederrhein zu erleben. Vor der Reise hatten die beiden Mädchen sich gewünscht, einmal richtigen Schnee anzufassen und zu sehen, wie er vom Himmel fällt. Der Wunsch wurde prompt erfüllt: Es gab genug Material, um einen Schneemann zu bauen. Das klappte, auch ohne alle Vorkenntnisse.

Weniger erfreut waren die Urlauber, die vom Wochenend-Trip nach München nicht mehr nach Weeze zurückkamen. "Dreimal nahm der Pilot Kurs auf den Flughafen Weeze und drehte wieder ab, weil er offenbar keine Landegenehmigung bekam", sagte eine Passagierin unserer Redaktion. In Düsseldorf konnte er später im zweiten Anlauf landen. "Seitdem stehen wir hier in einer langen Schlange am Eurowings-Schalter und hoffen zu erfahren, wie wir nach Hause kommen." Schon am Sonntag waren am Airport Weeze vier Flüge ausgefallen. Entgegen zahlreicher Vorhersagen kam es gestern im Kreis Kleve zu heftigen Schneefällen. Weitere vier Flüge fielen aus. Die Landebahn konnte zwischenzeitlich nicht freigeräumt werden, und neben dem Flieger aus München wurde auch einer aus London umgeleitet - in diesem Fall nach Köln. Außerdem fiel der Airport-Shuttle nach Kevelaer aus.

Wintereinbruch in NRW: Schnee sorgt für zahlreiche Unfälle
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Schnee sorgt in NRW für zahlreiche Unfälle

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Foto: dpa, dy wst

Die Nordwestbahn fuhr zwischen Kleve und Düsseldorf gestern nur mit Verspätung, die Niag stellte den Linienbusverkehr im Kreis Kleve komplett ein. Auch der Schulbusverkehr war davon betroffen. "Die Niag und die Stadtlinie haben gesagt, dass sie nicht fahren", erklärte beispielsweise Heike Hoßbach, Schulleiterin des Städtischen Gymnasiums Straelen, am Mittag die Lage. Man sei rechtzeitig vor dem Ende der sechsten Stunde von der Stadt darüber informiert worden. Die Kinder riefen ihre Eltern angerufen und seien sukzessive abgeholt worden. "Es läuft ganz problemlos. Das klappt hier auf dem Land ja immer gut", sagte Hoßbach. Wer warten musste, der ging in die Bibliothek oder zum Schneemannbauen auf den Schulhof. Manche Schulen gaben den Kindern frei, die noch in der siebten und achten Stunde Unterricht gehabt hätten, weil Glatteis angekündigt war.

Bis zum Nachmittag zählte die Polizei 30 witterungsbedingte Unfälle. Dabei gab es vier Verletzte. Eine Elfjährige aus Weeze wurde auf dem Schulweg in Goch schwer verletzt, als sie gegen 7.40 Uhr mit dem Fahrrad auf der Marienwasserstraße auf der vereisten Fahrbahn von einem Renault Twingo erfasst wurde. Schon am Wochenende war es auf den Straßen im Kreis zu 47 Unfällen wegen des eisigen Wetters gekommen. Dabei wurden 13 Personen verletzt. Die verschneiten und vereisten Straßenverhältnisse haben Kritik ausgelöst: Bürger fragten, warum nicht genügend, nicht rechtzeitig oder nicht vorsorglich geräumt und gestreut werde.

Dabei fahren die Mitarbeiter Sonderschichten, erklärte für die Stadt Geldern Herbert van Stephoudt, Sprecher des Rathauses. Es gebe dabei eine "Prioritätenliste": "Es macht ja Sinn, dass viel befahrene Straßen zuerst geräumt werden", sagte er: "Die wichtigsten zuerst - anders ist es gar nicht machbar." Insgesamt sind es in Geldern 36 Mitarbeiter des Bauhofes, die den Winterdienst stemmen - mit drei Fahrzeugen für die Fahrbahnen und einigen weiteren, kleineren für Radwege, Plätze, Gehwege. Viele Stellen müssen auch ohne maschinelle Unterstützung versorgt werden. Der erste Einsatz wegen Glätte sei Samstag gefahren worden, am Sonntag gab es zwei, gestern ging es so weiter. Die Regel dabei: Ein "Eisspäher" mache schon nachts Kontrollfahrten. Gestreut werde aber erst, wenn Glätte auftrete - aus Umweltschutzgründen. Würde man unnötig große Menge Streugut verteilen, "würde das berechtigterweise auch kritisiert", so van Stephoudt.

Die Polizei rät Autofahrern, die Geschwindigkeit den Straßen- und Sichtverhältnissen anzupassen und immer genügend Abstand zu halten. Auf unnötige Fahrten solle verzichtet werden.

(RP)
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