Wilhelm Hellmanns "Wir stehen am Anfang der Kette"

Geldern · Der 46-Jährige aus Kengen ist neuer Vorsitzender der Kreisbauernschaft Geldern. Er ist Nachfolger von Heinz Lax. Seine Wünsche an die Politik und an die Gesellschaft. Über seine Kontakte in den Nordkreis und das Schöne an seinem Beruf.

 Wilhelm Hellmanns, der neue Vorsitzende der Kreisbauernschaft Geldern, bewirtschaftet einen Betrieb in Kengen.

Wilhelm Hellmanns, der neue Vorsitzende der Kreisbauernschaft Geldern, bewirtschaftet einen Betrieb in Kengen.

Foto: Gerhard Seybert

Zunächst bitte einige Angaben zu Ihrer Person. Wie alt sind Sie, und wer gehört zu Ihrer Familie?

Wilhelm Hellmanns Ich bin 46 Jahre alt, bin verheiratet und habe vier Kinder.

Wie groß ist Ihr Betrieb, und was produzieren Sie?

Hellmanns Wir haben etwa 130 Hektar und bauen mit zwei Mitarbeitern eine vielfältige Fruchtfolge mit fünf Kulturen an. Wir verpflichten uns, mindestens zehn Prozent Leguminosen, das sind Stickstoffsammler, anzubauen. Das sind zum Beispiel Erbsen, Bohnen und Sojabohnen. Sie sorgen im Boden für den Fruchtfolgeausgleich. Sie bauen den Stickstoff aus der Luft im Boden um und sorgen so unter anderem für die Düngung folgender Kulturen. Natürlich ernten wir sie auch. Außerdem werden in unserem Betrieb 480 Muttersauen gehalten.

Seit wann sind Sie Landwirt?

Hellmanns Seit 1989, da habe ich meinen Gesellenbrief bekommen.

Wie viel Bedenkzeit brauchten Sie, als das Amt des Kreisbauernschaft-Vorsitzenden an Sie herangetragen wurde?

Hellmanns Eine Woche. Ich musste mich mit meiner Familie und meinen Mitarbeitern beraten. Das engste Umfeld muss mittragen, was auf mich zukommt. Ich freue mich auf diese Aufgabe.

Welche vordringlichsten Aufgaben sehen Sie in Ihrer neuen Position?

Hellmanns Ich finde es wichtig, dem Verbraucher deutlich zu machen, dass man Landwirtschaft erleben kann. Es geht um die Ernährung. Ich finde es wichtig, dass die Menschen diesen Prozess in ihrem Umfeld erfahren können. Wir brauchen einen vernünftigen Umgang miteinander. Die Belästigungen durch den landwirtschaftlichen Betrieb sind nicht ganz zu vermeiden, auch wenn wir uns bemühen, sie zu reduzieren. Aber es gibt nun mal keine geräuschlosen Trecker und keine Gülle, die nicht stinkt.

Wie eng ist der Kontakt zu Ihrem Amtskollegen im Nordkreis Kleve, Josef Peters?

Hellmanns Josef Peters ist eine präsente Persönlichkeit auf Verbandsebene und im Kreis. Wir haben schon verschiedentlich miteinander zu tun gehabt. Ich bin sicher, dass wir gut zusammenarbeiten.

Welche Wünsche als Landwirt haben Sie an die Politik?

Hellmanns Alle freuen sich über niedrige Lebensmittelpreise. Wir Landwirte müssen dringend höhere Preise bekommen. Doch das ist kein Wunschkonzert, das ist eine Sache der Nachfrage und hat mit dem Markt zu tun. Ich habe das Gefühl, als stünde die Landwirtschaft am Ende der Kette. Dabei stehen wir Landwirte am Anfang und müssten aus der Wertschöpfungskette höhere Beträge haben. Ich wünsche mir von der Politik ein klares Bekenntnis: Wir wollen Landwirtschaft im Land.

Und an die Gesellschaft allgemein?

Hellmanns Die Gesellschaft sollte sich darauf einstellen, mehr Geld für Nahrungsmittel ausgeben zu müssen.

Was ist das Schöne an Ihrem Beruf?

Hellmanns Landwirt ist ein Beruf für Individualisten, für freiheitsliebende Menschen. Der traditionelle Naturkreislauf ist praktisch noch so wie vor 100 Jahren, wenn auch mit modernen Maschinen. Davon Bestandteil zu sein, das finde ich schön.

Würden Sie einem jungen Menschen mit entsprechendem Interesse in der heutigen Zeit den Beruf Landwirt empfehlen?

Hellmanns Klar. Unsere 19-jährige Tochter lernt gerade Landwirtschaft.

MICHAEL KLATT STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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