Geldern Wohnung gesucht für Familie Zaman

Geldern · Vater Wahid Zaman, Mutter Sabria und der Sohn Yousef aus Afghanistan leben in einer Flüchtlingsunterkunft. Da gibt es nicht viel Platz, und bald wird das zweite Kind geboren. Ehrenamtlerin Inge Giesen appelliert an mögliche Vermieter.

 Die Veerterin Inge Giesen (2. v. r.) kümmert sich um die aus Afghanistan stammende Familie Zaman.

Die Veerterin Inge Giesen (2. v. r.) kümmert sich um die aus Afghanistan stammende Familie Zaman.

Foto: Seybert

Der kleine Yousef (3) will, was so ziemlich alle Dreijährigen wollen. Spielen, lernen, bei seinen Eltern sein, lachen - das tut er offenbar viel und gern, er scheint ein fröhliches Kind zu sein. Und gerade jetzt will er raus in den Garten, die Blumen gießen und auf dem Spielgerät herumkraxeln. Sein Vater Wahid Zaman (29) und Mutter Sabria (24) haben nur einen einzigen Wunsch: "Dass unsere Familie in Sicherheit lebt. Nur das", lässt Wahid Zaman den Dolmetscher aus dem Persischen übersetzen.

Die Zamans sind aus Afghanistan geflohen, weil sie Christen sind. Sie kommen aus Baghlan, einer Stadt mit gut 80.000 Einwohnern südlich von Kundus. Da hat Wahid Zaman als Schweißer und in der Möbelproduktion gearbeitet, und er war Trainer in einem Sportclub. Seine Frau Sabria war als Friseurin tätig, nähen kann sie auch. Ein Jahr hat ihre Reise gedauert. Vor acht Monaten kamen sie nach Deutschland, seit drei Monaten sind sie in Geldern. Sie leben in der Flüchtlingsunterkunft an der Walbecker Straße. Und sie kämen ganz sicher nicht auf die Idee, sich zu beklagen: Es gehe ihnen da gut, wirklich gut, versichern sie.

"Die beschweren sich nicht! Es ist alles super", betont auch Inge Giesen. Gemeinsam mit ihrem Mann Norbert ist die Veerterin ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe aktiv und unterstützt die Familie. Also: Nichts gegen das kleine Apartment im Haus an der Walbecker Straße, wiederholt sie: "Nur - mit einem Baby, mit vier Personen auf so engem Raum - das geht da einfach nicht." Denn Sabria Zaman ist schwanger. Ihr zweites Kind wird eine Tochter: Sofia soll sie heißen. Und es kann jetzt täglich so weit sein, dass Sofia auf die Welt kommt.

Im Asylheim hat die Familie zwei kleinen Räume mit Nasszelle auf insgesamt etwa 30 Quadratmetern, beschreibt Inge Giesen. Man falle quasi von der Tür aus ins Bett. "Man kann kein Kinderbett aufstellen", sagt sie. Es gebe keinen Ort, um einen Säugling zu wickeln, keine Möglichkeiten, Babysachen zu verstauen, und keine Rückzugsmöglichkeiten. Sei meint: "Es ist einfach zu klein für diese nette Familie."

Sie hofft, dass sich für die Zamans eine Wohnung findet. Zwei Zimmer, Küche, Diele, Bad, mehr sei nicht nötig: "Die haben keine großen Wünsche. Wichtig ist nur ein bisschen mehr Platz." Es gebe doch auch gute Argumente für Immobilieneigentümer: "Die Mieten sind ja so sicher wie das Amen in der Kirche." Sie wirbt außerdem für ein Modell, das vielleicht nicht für jeden etwas ist, für sie und ihren Mann aber gut funktioniert hat. Sie appelliert "speziell an ältere Ehepaare, die in großen Häusern in Einsamkeit wohnen und sozusagen Oma und Opa werden könnten, wenn sie bewohnbare Wohnungen zur Verfügung stellen würden".

Fremde im eigenen Haus aufzunehmen könne eine schöne Erfahrung sein, sagt sie eindringlich: "Ich kann es nur empfehlen." Sie selbst habe auf diese Weise "ein polnisches Enkelkind dazugewonnen", berichtet sie. "Man meint, man macht die anderen glücklich, stimmt sicher auch, aber am meisten macht man sich selber glücklich." Bis heute stellen die Giesens in ihrem Haus abgeteilte Wohnbereiche zur Verfügung - teilweise sei das ein bisschen wie in einer Wohngemeinschaft.

Nicht weniger appelliert Inge Giesen an alle, für die ehrenamtlicher Einsatz infrage kommt: Es werde nach wie vor Hilfe für Geflüchtete gebraucht. Paten für die Integration, handwerklich begabte Unterstützer für Umzüge und vieles mehr. Nachdem die Lage ruhiger geworden ist, nähmen viele Bürger wohl gar nicht mehr wahr, dass nach wie vor jede Woche neue Flüchtlinge nach Geldern kommen, glaubt sie: "Wir tun so, als wenn die gar nicht da wären, weil sie keiner sieht."

(RP)
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