Wachtendonk Wohnungsbau für Fledermäuse

Wachtendonk · Verschiedene Tierarten leiden unter der Ausbreitung des Menschen. Nistkästen sollen das wieder gutmachen.

 Links im Bild Ansgar Reichmann, Niklas Bittner, Ernst Holthausen und Franz-Josef Delbeck (von links). Im Bild oben befestigt Ernst Holthausen am Stamm eines Baumes einen Nistkasten.

Links im Bild Ansgar Reichmann, Niklas Bittner, Ernst Holthausen und Franz-Josef Delbeck (von links). Im Bild oben befestigt Ernst Holthausen am Stamm eines Baumes einen Nistkasten.

Foto: Gerhard Seybert

"Durch die Arbeit am Neubaugebiet 'Niersaue' wurde eine alte Obstwiese gerodet. So sind Nist- und Schlafmöglichkeiten für Vögel und Fledermäuse zerstört worden", berichtete Dr. Ansgar Reichmann, der Diplom-Biologe und Geschäftsführer der "Biologischen Station Krickenbecker Seen". Das führte zur Zusammenarbeit mit Franz-Josef Delbeck, dem Bauamtsleiter der Gemeinde Wachtendonk. Er führte aus, "dass wir, um einen ökologischen Ausgleich zu schaffen, die verschiedenen Brutkästen stellen".

Dabei handelte es sich unter anderem um Steinkauzröhren, Meisenkästen und Halbhöhlen, die an geeigneten Stellen aufgehängt wurden. "Bereits im vorigen Jahr, Ende Februar, haben wir damit begonnen. Dies hilft nicht nur den Tieren, sondern auch der Dokumentation, damit wir sehen können, wie es dem Bestand geht", meinte Reichmann. "Die Kästen sind eine gute Alternative für die natürliche Variante, denn das Problem ist, dass es unglaublich lange dauert, bis etwa für Fledermäuse natürliche Nisthöhlen in Bäumen entstehen." Doch was die kleinen Flattertiere angeht, gibt es noch ein weiteres Problem: "Oftmals übernehmen die Meisen die Fledermauswohnungen, weswegen wir oft für beide Tiere Kästen nebeneinander an einen Baum machen. Dann hat jeder was und sie kommen die sich nicht ins Gehege."

Der größte Feind der Nist- und Brutmöglichkeiten ist allerdings der Mensch. Denn seit einiger Zeit gibt es immer wieder Leute, die einfach die Kästen aus den Bäumen klauen. "Ich kann nicht verstehen, wer so etwas macht. Das ist einfach nur unmöglich", meinte Franz-Josef Delbeck kopfschüttelnd. So mussten schon etliche Behausungen seit dem vergangenen Jahr ersetzt werden, weswegen die aufgehängten Tierhilfen immer wieder kontrolliert werden.

Glücklicherweise gibt es auch solche Leute wie Ernst Holthausen aus Kaldenkirchen. Der ehemalige Lkw-Fahrer engagiert sich seit 1980 für die Natur.

Er erinnert sich: "Bereits als Kind bin ich immer viel rausgegangen. Damals war noch mehr Wald da, und überall waren Fledermäuse, heute werden sie leider immer weniger. Nachher mit meinen Töchtern bin ich zum Beispiel abends rausgegangen und habe Brot geworfen, dann kamen die Fledermäuse im Sturzflug an. Heute werden die Tiere immer weniger, aber wenigstens werden seit 1985 die Kästen immer mehr angenommen."

Als die "Biologische Station Krickenbecker Seen" 1988 gegründet wurde, kam man schnell zusammen, um für den Bestand der heimischen Tierwelt zu sorgen, was auch nötig war, denn immer mehr Arten kämpfen um ihr Überleben. Holthausen erklärte: "Es gibt viele, die sind vom Aussterben bedroht. Aktuell gibt es das Problem mit der Zwergfledermaus. Die haben oft in Nischen und Ecken von Häusern gelebt, doch die Häuser sind heutzutage alle komplett zu. Deshalb muss man helfen, wo man kann." Diesem Beispiel folgte auch Niklas Bittner, der mithalf, die verschiedenen Brut- und Nistkästen rund um Wachtendonk aufzuhängen. Er wählte ein freiwilliges ökologisches Jahr, "weil der Mensch viel mehr tun sollte, um der Umwelt zu helfen". Wer wissen möchte, wie man selbst aktiv werden kann, bekommt diese Informationen von der "Biologischen Station Krickenbecker Seen" unter "http://www.bsks.de". "Wenn man eine schwache Fledermaus findet", so Holthausen, "sollte man ihr einen Teelöffel mit Wasser geben. Dann hält man sie vorsichtig mit der Schnauze daran, und wenn sie fertig getrunken hat, hebt sie ihren Kopf. Und keine Sorge: Die Tiere sind ganz klein und harmlos, da braucht man keine Angst zu haben."

(cnk)
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