Geldern Würde und Größe - ein musischer Hochgenuss

Geldern · Schon der Andrang in der Pfarrkirche war beeindruckend, der "Messias" war es dann umso mehr. Über 60 Sänger, Mitglieder der Bayer-Symphoniker und namhafte Solisten sorgten beim Jubiläumskonzert des Chores an St. Nikolaus für ein berauschendes Erlebnis.

 Die Kirche war voll besetzt, die Musik zog die Zuhörer in ihren Bann: ein großartiges Werk in ausgeglichener, nachvollziehbarer Interpretation.

Die Kirche war voll besetzt, die Musik zog die Zuhörer in ihren Bann: ein großartiges Werk in ausgeglichener, nachvollziehbarer Interpretation.

Foto: Seybert

Anlässlich des 325-jährigen Bestehens hatte der Chor an St. Nikolaus zum Abschluss seines Jubiläumsjahres zum großen Konzert für Chor, Orchester und Solisten eingeladen. In der bis auf den letzten Platz gefüllten Pfarrkirche kam es unter der Gesamtleitung von Stefan Janßen zur Aufführung des "Messias" von Georg Friedrich Händel in Mozarts Bearbeitung.

Über 60 Sänger des Konzertchors, Mitglieder der Bayer-Symphoniker und vier namhafte Solisten stimmten das populärste Werk geistlicher Musik an. Bei diesem musischen Hochgenuss entfalteten sich Größe, Würde und Eindringlichkeit. Händel schuf sein Werk 1742 innerhalb von drei Wochen. Wie im Rausch entstanden packende und ergreifende Arien, insbesondere aber auch großartige Chöre, die seit der ersten Aufführung 1742 in Dublin die Hörer in ihren Bann ziehen. Durch das berühmte "Halleluja" hat der Messias einen Platz unter den bekanntesten musikalischen Schöpfungen der Menschheit errungen. Für die Erstaufführung in Wien hat Mozart dieses Werk 1789 "für unsere Zeit brauchbarer eingerichtet".

Der aus Geldern stammende Bassist Guido Jentjens überzeugte mit Kraft, genauen Koloraturen und starker Intonation. Mit Strahlkraft und Volumen dominierte er die Soli. Die Stimme der Altistin Katja Boost wies ein sanftes Vibrato auf. Die Sopranistin Jihyun Cecilia Lee verfügte über einen angenehmen Sopran voller Sinnlichkeit.

Geschmeidig sang sie großartige Koloraturen und gefiel mit einer vollkommenen Natürlichkeit ihres Gesangs. Der Tenor Jaeil Kim, der als Jüngster das Solisten-Quartett komplettierte, verfügte über ein gesteigertes dramatisches Potential und gestaltete souverän und auf solider technischer Grundlage.

Bei jedem einzelnen Ton war die Spielfreude wahrnehmbar, sodass die Sänger und das Orchester die Seele der Musik zum Leben erweckten. Die bestens präparierten Bayer-Symphoniker spielten mit Leichtigkeit und Schwung zugleich. Die Virtuosität und Explosivität des klangvollen Orchesters ergänzte sich mit der ausgeprägten Fähigkeit zur Zartheit und zurückhaltenden Begleitung.

Der sauber artikulierende Chor, oft temperamentvoll und spritzig, zeigte sich als starke Einheit und verfügte über eine angenehme Tempo- und Dynamikgestaltung. Die Abstimmung zwischen allen Beteiligten gelang ausnahmslos gut und es war eine Freude, dem Dirigenten beim Leiten zuzusehen. Die Zuhörer erlebten eine ausgeglichene, nachvollziehbare Interpretation des Messias in der Neufassung Mozarts. Nicht enden wollender Applaus mit Begeisterungsrufen und -pfiffen waren der Lohn für das zweieinhalbstündige Konzert.

Stellvertretend für alle, die mit ihrem persönlichen Einsatz oder ihrer finanziellen Unterstützung das Konzert ermöglicht haben, wurde einigen Personen besonders gedankt. Genannt wurden Aurelia Piecha, Ulrich Beckers, Viktor Fischer, Erich Nauß, Heino Tiskens, Frank Weghaus und die Familie Deckers.

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