Issum Xhordi ist wieder zurück in Issum

Issum · Der 17-Jährige kam gestern mit dem Flugzeug aus Albanien auf dem Düsseldorfer Airport an. Dort holten ihn Gaby Tebeck und andere Issumer ab. Im Vereinsheim des SV Issum wurde am Abend das Wiedersehen ausgiebig gefeiert.

 Uwe Tebeck (r.) begrüßte Xhordi (2.v.r.) im Vereinsheim des SV Issum und dankte allen Unterstützern.

Uwe Tebeck (r.) begrüßte Xhordi (2.v.r.) im Vereinsheim des SV Issum und dankte allen Unterstützern.

Foto: Prümen

Der Mann in der roten Trainingsjacke ist aufgeregt. "Es geht los, sie sind an der Ampel", ruft Uwe Tebeck den Leuten im Vereinsheim des SV Issum und auf dem Vorplatz zu. Er winkt alle nach draußen. Die Fußballer der C 1- und C 2-Jugend unterbrechen ihr Training und stellen sich zu einem Spalier auf. Und dann brandet Beifall auf, und "Xhordi"-Rufe werden laut, als der junge Mann mit dem Kurzhaarschnitt aus dem Auto steigt. Die Odyssee ist zu Ende. Xhordi ist wieder zurück in Issum. "Wir haben fast nicht mehr daran geglaubt, es war eine Achterbahnfahrt", gibt Tebeck sichtlich gerührt zu.

Das Schicksal des 17-jährigen Xhordi, der mit seiner Familie aus Albanien nach Deutschland geflüchtet war, hat die Emotionen nicht nur in seiner neuen Heimat Issum hochkochen lassen. Trotz Ausbildungsplatz und guter Integration musste der Jugendliche mit seinen Eltern und Geschwistern im November ausreisen. Das hatte viel Kritik ausgelöst, sogar Bundesministerin und SPD-Kreisvorsitzende Barbara Hendricks schaltete sich ein.

Vor allem Uwe Tebeck und seine Frau Gaby trieben die Bemühungen, um Xhordi zurück nach Issum zu holen, immer wieder an. "Wir haben gekämpft wie die Löwen", sagte Tebeck gestern. "Doch ohne euch und ohne die Öffentlichkeit hätten wir es nicht geschafft", rief er in den Saal des Vereinsheims. Die Unterstützer setzten sich bei der Ausländerbehörde des Kreises Kleve so sehr ein, dass Xhordi eine Wiedereinreise nach 14 Tagen in Aussicht gestellt wurde, sollte er freiwillig ausreisen. Ein Hin und Her gab es um einen Termin für Xhordi bei der deutschen Botschaft in Albanien, von dem die Behörde nichts mehr wissen wollte. Zum Glück hatte Gaby Tebeck einen Screenshot von der Terminbestätigung der Botschaft gemacht. "Die mussten dann zähneknirschend ihren Fehler zugeben", sagte Tebeck. "Und wir haben immer noch befürchtet, uns würden noch ein paar Brocken in den Weg gelegt." Doch schließlich bekam Xhordi das Visum mit dem Reisezweck "Berufsausbildung".

 Ein Konfettiregen ging auf Xhordi nieder.

Ein Konfettiregen ging auf Xhordi nieder.

Foto: Prümen Norbert

Gestern landete der Flieger aus Albanien mit geringer Verspätung in Düsseldorf. "Nur bei der Kofferausgabe hat es ziemlich lange gedauert", berichtete Gaby Tebeck, die Xhordi mit einigen anderen am Airport abholte. Das sei ein Riesenaufschrei gewesen, als er um die Ecke kam.

Willkommen-Plakate zierten das Vereinsheim des SV Issum. Mit Applaus und einem Konfettiregen wurde Xhordi empfangen. "So viele Leute, ich bin froh, danke", bekam der erkältete und von der Reise erschöpfte 17-Jährige nur heraus.

 Gaby Tebeck, Franzi Stein und Sarah Stein (v.r.) holten Xhordi am Düsseldorfer Flughafen ab.

Gaby Tebeck, Franzi Stein und Sarah Stein (v.r.) holten Xhordi am Düsseldorfer Flughafen ab.

Foto: Anne Orthen

Ein rothaariger langgewachsener Mann stürmte auf ihn zu - Nik Wolf, der Kapitän der A-Jugend. "Ohne Dich haben wir nur verloren, Du musst wieder Tore schießen." Ab nächster Woche will Xhordi wieder ins Training einsteigen.

Mit seiner Berufsausbildung dürfte es nicht so einfach weitergehen. Beim Gelderner Unternehmen Vos hat er eine Lehrstelle als Metallbauer mit Fachrichtung Konstruktionstechnik. "Er hat viel Zeit verloren", sagt Firmeninhaber Peter Vos. Die Mitarbeiter seien bereit, mit Xhordi zu büffeln und den Stoff nachzuholen. Doch Betriebsleiter Bernd Schoenen ist skeptisch, ob sich die Ausbildung einfach so fortsetzen lässt. "Ein Neustart wäre wohl sinnvoller", meint er. Das alles muss mit der Handwerkskammer und der Berufsschule geklärt werden. Für Vos steht fest: Xhordi musste unter bürokratischer Schikane leiden.

"Jetzt komm' erst mal runter, der Alltag wird Dich bald einholen", sagt Uwe Tebeck und nimmt Xhordi in den Arm. Noch viel Schulterklopfen und Umarmungen gelten dem jungen Mann, der im Haus der Tebecks wohnen wird. Ein Gruppenfoto von der Willkommensfete wird an seine Familie in Albanien gemailt. Bald schon steht für Xhordi die nächste Feier an: Samstag wird er 18.

(RP)
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