Straelen Zeugin des Schreckens erzählt

Straelen · 81-jährige Eva Weyl berichtet am Straelener Gymnasium vom Holocaust.

"Ihr habt noch eine andere Pflicht! Ihr müsst die Geschichte lebendig halten!" So rief es die 81-jährige Eva Weyl den rund 130 Schülern der Oberstufengeschichtskurse des Gymnasiums Straelen zu, die anlässlich des Holocaust-Gedenktages "Gegen das Vergessen" im Forum der Schule zusammengekommen waren. Eindringlich schilderte sie ihre Zeit während des Zweiten Weltkriegs im niederländischen Durchgangslager Westerbork bei Groningen. Von dort gingen Anfang 1940 regelmäßig Transporte in die Vernichtungslager Auschwitz, Sobibor, Bergen-Belsen und nach Theresienstadt. Und fast wäre als Grundschulkind ihre Lebensgeschichte auch zu Ende gewesen; dank mehrerer glücklicher Umstände überlebten sie und ihre Familie. Heute lebt sie in Amsterdam und trägt ihre Lebensgeschichte als Zeitzeugin vornehmlich der jungen Generation vor und arbeitet in der Gedenkstätte Westerbork mit.

Ihre politischen Erinnerungen an "eine Welt, die verrückt war", kann sie heute erzählen, sie kann lachen und gleichzeitig sehr bewegt von ihren persönlichen Gefühlen berichten. "Ihr müsst euch nicht schuldig fühlen," sagt sie gleich zu Anfang, "euch trifft keine Schuld für die deutsche Vergangenheit. Aber ihr seid verantwortlich für das, was heute geschieht." Es ist mucksmäuschenstill.

Mit eindringlichen Bildern aus dem Lager Auschwitz, wie sie nach der Befreiung des Lagers 1945 von Präsident Eisenhower veröffentlicht wurden, beendet sie ihren Vortrag. Im Rahmen ihrer Arbeit in Westerbork lernt sie später die Enkelin des ehemaligen Lagerkommandanten Gemmeker kennen und ist heute mit ihr befreundet. "Wir sind Opfer des gleichen Mannes, ich hege keinen Groll" sagt sie und appelliert noch einmal sehr deutlich an die Schüler: "Ihr habt die Wahl, lernt aus der Geschichte."

(RP)
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