Straelen Zu viel Nitrat in Straelener Brunnen

Straelen · Einmal mehr schlägt der in Geldern ansässige Verein VSR-Gewässerschutz Alarm. Er veröffentlicht im Juli erhobene Messergebnisse aus dem Straelener Raum. Danach weisen privat genutzte Brunnen Nitratbelastungen auf, die weit über dem gesetzlichen Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter liegen, was als gesundheitsschädlich gilt.

151 Milligramm Nitrat pro Liter fanden die VSR-Mitglieder in einem Brunnen in Brüxken. Weitere sehr hohe Belastungen stellten sie auch in Broekhuysen mit 145 Milligramm pro Liter, in Westerbroek mit 136 Milligramm, in Vossum mit 115 Milligramm und in Boekholt mit 113 Milligramm fest. Dieses Wasser sei nicht nur nicht mehr zum Trinken geeignet, auch beim Bewässern im Garten könne es zur Nitratanreicherung in verschiedenen Gemüsesorten kommen.

Insgesamt wurde bei der Untersuchung das Wasser aus 14 privaten Brunnen im Raum Straelen analysiert. In sechs der analysierten Proben lag die Nitratkonzentration oberhalb des Schwellenwertes der deutschen Grundwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter.

Den betroffenen Brunnenbesitzern sei die hohe Belastung in der Regel wohl bewusst, sagt Monika Trienekens, die im Straelener Rathaus Produktverantwortliche in Sachen Wasserversorgung ist. Sie selber würde bei solchen Werten den Nutzgarten nicht wässern, höchstens den Ziergarten. "Doch das muss jeder selber wissen."

Das Nutzen privater Wasserquellen geht laut ihrer Beobachtung zurück. Nicht nur wegen des Nitrats, sondern auch, weil Eisen im Wasser die Rohre verstopft. Viele Gärtner schwenkten von eigenen Brunnen zum städtischen Netz, weil sie zum Beispiel beim Kräuteranbau den Nachweis von Schadstofffreiheit führen müssten. Mit dem Einhalten der gesetzlichen Grenzwerte hat das Straelener Trinkwasser, vom Wasserwerk in Kastanienburg aus sieben Tiefbrunnen gefördert, keine Probleme.

"Nur ein Haus ist nicht ans öffentliche Wassernetz angeschlossen", berichtet Monika Trienekens. Brunnenbesitzern hat die Stadt vor Jahren beim "Tag des Wassers" angeboten, deren Wasser zu untersuchen. Heute gebe es in dieser Hinsicht keine Anfragen mehr. Jedoch besteht die Möglichkeit, Wasserproben nach Absprache mit Wassermeister Leo Venten (Telefon 02834 91895) zum Wasserwerk zu bringen. "Allerdings sind die Ergebnisse dieses Tests nicht amtlich", gibt Monika Trienekens zu bedenken. Die Stadt lässt ihr Wasser von IWW in Mülheim prüfen.

Der VSR sieht seinen Einsatz rund um die Privatbrunnen als Beitrag, Informationslücken zu schließen. "Während die Landwirte und Gärtner in Trinkwasserschutzgebieten Informationen über die Nitratkonzentrationen des Grundwassers im Einzugsbereich ihrer Felder und Anbauflächen bekommen, fehlt diese Angabe außerhalb dieser Gebiete. Sie haben kaum Möglichkeiten, die Stickstoffverluste ins Grundwasser abzuschätzen", beklagt VSR-Vorsitzende Susanne Bareiß-Gülzow.

Neben dem gesundheitlichen Aspekt der Grundwasserbelastung darf laut VSR auch der ökologische nicht vernachlässigt werden. Das mit Nitraten belastete Grundwasser sickere in die Bäche der Region und fließe dann über die Niers und Maas zur Nordsee. "Dort wirkt das Nitrat als Dünger und fördert das Algenwachstum."

Es komme zur Eutrophierung, dem Übergang eines Gewässers von einem nährstoffarmen in einen nährstoffreichen Zustand. Algen und Wasserpflanzen können dann übermäßig wachsen und entziehen anderen Pflanzenarten, vielen Kleinlebewesen und Tieren die Lebensgrundlage.

(RP)
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